Spitzahorn



Spitz-Ahorn

Spitz-Ahorn (Acer platanoides)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Unterfamilie: Rosskastaniengewächse (Hippocastanoideae)
Gattung: Ahorne (Acer)
Art: Spitz-Ahorn
Wissenschaftlicher Name
Acer platanoides
L.

Der Spitzahorn (Acer platanoides), auch Spitzblättriger Ahorn genannt, ist eine Laubbaumart aus der Gattung der Ahorne (Acer). Diese werden heute der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) zugeordnet (früher eigene Familie Ahorngewächse, Aceraceae). Um seine Zugehörigkeit zur Gattung der Ahorne zu betonen, ist in der Botanik die Bindestrichschreibweise Spitz-Ahorn üblich.

Der Spitzahorn gehört zu den häufigsten Bäumen in deutschen Städten und ist besonders zu Frühlingsbeginn auffällig, wenn eine Vielzahl gelbgrüner Blütendolden noch vor dem dunkleren Laubaustrieb Straßen, Alleen und Parks in ein frisches, helles Grün taucht, während viele andere Bäume noch weitgehend kahl sind.

Weitere, heute nicht mehr verwendete Trivialnamen des Spitzahorns sind Lehne, Lenne, Löhne, Leinbaum, Leimbaum, Linbaum (Sachsen), Leinahre (Schweiz), Breitlaub, Breitblatt, Breitlöber, Weinblatt oder Gänsebaum.[1]

Beschreibung

Der Spitzahorn ist ein sommergrüner Baum, der durchschnittliche Wuchshöhen von 20 bis 30 m erreicht und damit nicht so hoch wird wie der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). Er kann etwa 150, maximal 200 Jahre alt werden. Seine Rinde ist in der Jugend glatt und blassbraun; im Alter ist die Borke dunkelbraun oder grau. Die Struktur ist längsrissig und nicht schuppig.

Die Laubblätter sind handförmig, fünflappig mit lang zugespitzten, ganzrandigen Blattlappen. Die Buchten zwischen den Lappen sind stets stumpf. Bei Verletzung der Blätter oder der jungen Zweige tritt Milchsaft aus.

Die dem Feld-Ahorn ähnlichen Blüten stehen in aufrechten Doldentrauben. Es kommen sowohl zwittrige als auch eingeschlechtige weibliche und männliche Blütenstände vor. Oft – aber nicht immer – sind die Geschlechter auf verschiedene Individuen verteilt – die Geschlechterverteilung ist also unvollständig zweihäusig. Die Blütezeit ist im April bis Mai und beginnt schon vor dem Austrieb der Blätter. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, Hummeln und andere Insekten. Die Früchte des Spitzahorn sind paarweise geflügelte Nüsschen. Die Flügel sind stumpfwinkelig bis waagerecht abstehend. Da sich der Fruchtknoten bei der Reife spaltet, wird die Frucht Spaltfrucht genannt.

Verbreitung

Verbreitungsgebiet des Spitzahorns

Der Spitzahorn ist über weite Teile Europas verbreitet. Er reicht nach Norden bis Mittelschweden und Südfinnland und ist im Osten bis zum Ural verbreitet. Von den europäischen Ahornarten ist er diejenige, deren natürliche Vorkommen am weitesten nach Norden reichen. Seine Westgrenze verläuft am westlichen Rand Mitteleuropas. Er fehlt also in Teilen Nordwestdeutschlands und im Großteil Frankreichs. Im Süden kommt der Spitzahorn in den Gebirgen vor, in den Pyrenäen, im Apennin, in den Gebirgen Griechenlands und Kleinasiens sowie im Kaukasus.

Natürlicher Lebensraum

Spitzahorn
junger Baum der Zuchtform 'Schwedleri'

Der Spitzahorn wächst im gemäßigt kontinentalen Klima. Er ist ein Baum der Ebene, des Hügellandes und des niedrigen Berglandes. In den Nordalpen steigt er bis etwa 1000 m ü. NN, im Unterwallis kommt er aber auch bis etwa 1600 m über NN vor.
Der Spitzahorn wanderte nach der Eiszeit mit dem Eichen-Mischwald zurück. Auch heute noch findet man ihn am häufigsten in ganz ähnlich zusammengesetzten Laubmischwäldern aus Linden, Esche, Stiel-Eiche und Berg-Ulme. Solche Wälder findet man in Mitteleuropa vor allem in Schluchten und an steilen Grabeneingängen. Der Spitzahorn kommt aber als Mischbaumart auch in anderen Typen von Laubwäldern vor. Häufig trifft man ihn auch an Waldrändern und (wenn auch nicht so häufig) in Hecken an.

Forstwirtschaft und Nutzung

Als Halbschattenbaumart ist der Spitzahorn waldbaulich vielseitig und mischungsfähig verwendbar. Er findet zunehmend Beachtung im Waldbau. Die gut zersetzbare Laubstreu ist bodenpfleglich, das Holz in stärkeren Dimensionen gefragt. Abgesehen davon ist der Spitzahorn auch sehr gut für den Bogenbau geeignet, da das Holz sehr zug- und druckfest ist.

Landschaftsgestaltung

Aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit gegen Industriebelastung wird er gerne im Stadtbereich zur Begrünung verwendet. Garten- und Parkgestalter haben sich des Spitzahorns besonders angenommen. Es gibt eine Fülle verschiedenartiger Formen. Beliebt sind rotblättrige Züchtungen. In Parks werden gern Zierformen verwendet. Alleen aus Spitzahorn sind häufig: im Frühjahr schmücken sie sich noch vor Laubaustrieb mit einer Vielzahl gelbgrüner Blüten, im Herbst mit den von der Spitze zum Kronenansatz fortschreitenden Gelb- und Orangefärbung. An Waldrändern gilt der Spitzahorn als landschaftspflegliche Baumart.

Zuchtformen

Spitzahorn (A. platanoides), Borke
Blüten an einem Spitzahorn

Vom Spitzahorn sind viele Zuchtformen bekannt. Hier eine Auswahl:

  • 'Almira': Diese seit 1955 entstandene Form hat einen kompakten Wuchs, sie wächst stärker als 'Globosum' und wird bis zu 7,5 m hoch.[2]
  • 'Crimson King': Diese schwachwüchsige, bis zu 15 m hohe Form ist in Frankreich 1946 gezüchtet worden. Sie hat rote Blätter, die allerdings nicht ganz so dunkel wie die von 'Faassen's Black' sind; die Blattfarbe ist leuchtend blutrot. Die jüngsten Blätter sind dunkel braunrot und runzelig.[2]
  • 'Cucullatum': Diese vor 1880 entstandene Form hat einen hohen, schmalen Wuchs und wird bis 23 m hoch. Die Blätter sind im Umriss rundlich und 12 mal 13 cm groß; die Lappen sind klein und nach unten gebogen.
  • 'Drummondii' (auch Drummonds Spitzahorn genannt)[3]: Diese 1903 in England entstandene, bis zu 15 m hohe Form hat hellgrüne Blätter, die breit weiß gerandet und gefleckt sind. Die Krone ist kugelig.[2]
  • 'Faassen's Black': Diese 1936 in Belgien gefundene, bis zu 15 m hohe Form hat dunkel purpurbraune, teilweise fast schwarze Blätter, die auf der Oberseite glänzen. Die Herbstfärbung ist auffallend rot; die Blütenstände und Fruchtstiele sind auch ganz rot; die Petalen sind gelbgrün.[2]
  • 'Globosum' (auch Kugelahorn genannt)[3]: Die 1873 entstandene Sorte hat eine sehr dichte verzweigte, kugelige 5 bis 8 m breite Krone, wird meist als Hochstamm veredelt und bis zu 6 m hoch.[4]
  • 'Laciniatum': Diese 1781 entstandene Form wird auch als „Vogelkrallen-Ahorn“ bezeichnet. Sie wächst pyramidenförmig. Die Blätter sind breit keilförmig mit tief eingeschnittenen Lappen. Die Blätter sind sehr lang und spitz gezähnt; Blattrand und Lappen sind „krallenartig“ nach unten gekrümmt.
  • 'Lorbergii': Diese seit 1829 bekannte Form ist starkwüchsig; die Zweige sind hin- und hergewunden. Die hellgrünen Blätter sind bis zur Basis eingeschnitten und werden bis 10 mal 17 cm groß. Die Lappen sind sehr tief gezähnt.
  • 'Reitenbachii': Diese Form ist vor 1874 in Deutschland entstanden. Der Austrieb ist braunrot; im Sommer werden die Blätter stärker grün als bei 'Schwedleri'. Die Herbstfärbung ist tief dunkelrot. Mittlerweile kaum mehr in Kultur, da es rotere Formen gibt.
  • 'Schwedleri': Diese vor 1869 in Deutschland entstandene, bis 20 m hohe Form wurde früher häufig gepflanzt. Der Austrieb hat blutrot gefärbte Blätter; im Laufe des Sommers werden die Blätter dunkelrotgrün bis olivgrün; Blattstiel und Blattnerven bleiben rot. Das Herbstlaub ist rot getönt. Mittlerweile kaum mehr in Kultur, da es rotere Formen gibt.[2]
  • 'Stollii': Diese Form ist 1888 als Sämling von 'Schwedleri' bei Späth in Berlin entstanden. Die Blätter sind meist dreilappig und efeuartig. Sie sind dunkelgrün und derb. Oft sind sie auch tütenförmig und werden bis 20 mal 18 cm groß.

Krankheiten

Blatt des Spitzahorn mit Uncinula tulasnei

Eine besonders in Stadtgebieten häufig zu beobachtende Erkrankung ist der Befall mit Uncinula tulasnei, einer für den Spitzahorn spezifischen Art des Echten Mehltaus, die zwar optisch auffallend ist, den Baum aber nicht wesentlich beeinträchtigt. Ebenfalls häufig zu beobachten ist der Befall des Spitzahorns mit der Teerfleckenkrankheit oder Ahorn-Runzelschorf (Rhytisma acerinum).

Literatur

  • Helmut Pirc: Ahorne. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8001-6554-6.

Weblinks

Commons: Spitzahorn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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