Steinweichsel



Felsenkirsche

Felsenkirsche (Prunus mahaleb)

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Steinobstgewächse (Amygdaleae)
Gattung: Prunus
Art: Felsenkirsche
Wissenschaftlicher Name
Prunus mahaleb
L.

Felsenkirsche oder Steinweichsel, (Prunus mahaleb) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).

Beschreibung

Die Felsenkirsche wächst als kleiner Baum oder großer Strauch und erreicht Wuchshöhen von 2 bis 6 (bis 10) Meter. Die 4 bis 8 cm langen Laubblätter sind glatt, glänzend, eirundlich mit aufgesetzter Spitze und kurzen stumpfen Zähnen.

Die Felsenkirsche blüht etwa im April bis Mai. Die weißen, etwa 1 cm breiten Blüten stehen zu viert bis zwölft in einer Schirmtraube.

Die Steinfrüchte der Felsenkirsche sind klein, eiförmig und schwarz, der Steinkern ist glatt.

Ökologie

Die Blüten sind schwach vorweiblich und öffnen sich mit der Laubentfaltung. Es sind „Nektar führende Scheibenblumen". Die Art ist gynodiözisch d.h. es kommen auch Pflanzen mit rein weiblichen Blüten vor. Nach P. JORDANO erfolgt der Pollentransport durch verschiedene Zweiflügler und durch Bienenverwandte (Apiden). Weibliche Pflanzen haben andere Besucher als zwittrige. Die Pollenausbreitung erreicht nur maximal 548 m Entfernung. Blütezeit ist von April bis Mai.

Die Früchte sind 1-samige, bitter schmeckende Steinfrüchte. Es erfolgt Verdauungsverbreitung durch Säugetiere, z.B. auch durch Marder; daneben erfolgt Mundausbreitung beim Abschälen des Fruchtfleischs durch Vögel, sowie Versteckausbreitung durch Eichhörnchen und Mäuse. Als Verbreiter wurden Drosseln und Laubsänger beobachtet. Kernbeißer können die Steinkerne knacken. Fruchtreife ist im Juli.

Der spanische Botaniker P. JORDANO konnte mit Hilfe von modernen Analysemethoden (DNA-Typisierung) Ausbreitungsentfernungen genau bestimmen. Erwartungsgemäß waren folgende Vögel Ausbreiter: Mönchgrasmücke und Rotkehlchen sorgten bei „Mundwanderung“ nur für eine Ausbreitung in nächster Nähe (maximal bis 51 m). Misteldrossel, Tauben und Rabenkrähe, die über den Darm verbreiteten, erzielten auch nur Weiten unter 51 m. Einige wenige Kerne wurden auch vom Dachs, Steinmarder und Fuchs aufgenommen und fortgetragen. Sie spielen für die Fernausbreitung eine wichtigere Rolle. Deshalb kann eine rücksichtslose Bejagung der Säugetiere die Verdaungsverbreitung enorm einschränken. Nur größere Vögel und Säugetiere sorgen für eine Ausbreitung von 110-990 m, meist über Populationsgrenzen hinaus. Vegetative Vermehrung erfolgt sehr zahlreich durch Wurzelsprosse, die oft Meter weit von der Ausgangspflanze entfernt austreiben.

Vorkommen

Die Felsenkirsche kommt von Marokko, Spanien und Frankreich entlang der nördlichen Mittelmeergebietes, auf dem Balkan bis Klein- und Vorderasien vor. In Nordamerika gilt sie als eingebürgert. Die mitteleuropäischen Vorkommen beschränken sich ursprünglich auf die wärmebegünstigten Regionen wie z. B. Kaiserstuhl, Altmühltal und Nahegebiet. Die Felsenkirsche wächst in trockenen, sonnigen Gebüschen, Hecken und Flaumeichenwäldern, sie ist kalkhold und wärmeliebend. Durch die Verwendung als Zierstrauch und Propfunterlage ist sie über das ursprüngliche Verbreitungsgebiet hinaus auch an anderen Stellen anzutreffen.

Verwendung

Steinweichselrohrkultur

Die Steinweichsel wurde früher vor allem in Ostösterreich, Ungarn und den Vogesen wegen ihres duftenden Holzes für Pfeifenrohre und Gehstöcke verwendet und dazu auch kultiviert. Die Kulturmethode wurde im frühen 19. Jahrhundert in Baden bei Wien entwickelt und zu einer regional bedeutsamen Sonderkultur. Die arbeitsaufwändige Produktion von Ausschlagruten erfolgte mit vierjähriger Umtriebszeit auf wenige hundert Quadratmeter großen Parzellen. Letzte Reste dieser Kopfbaum-Kulturen existieren noch im nördlichen Burgenland im Raum Mattersburg. Heute wird die Art vor allem als Ziergehölz gepflanzt und als Veredelungsunterlage für die Kultur von Sauerkirschen in trocken-warmen Gegenden verwendet. Die Früchte der Felsenkirsche sind nicht genießbar, allerdings werden im westasiatischen Raum die gemahlenen Kerne unter dem Namen Mahlab als Gewürz verwendet, worauf auch der wissenschaftliche Name der Art Bezug nimmt.

Ähnliche Arten

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit der Gewöhnlichen Traubenkirsche (Prunus padus), von dieser unterscheidet sie sich durch die glatten Blätter, die kürzere Blütentraube und den glatten Steinkern. Die Traubenkirsche bevorzugt darüber hinaus deutlich feuchtere Standorte als die Felsenkirsche.

Quellen

  • Regionale Gehölzvermehrung, Projekt NÖ Wildgehölz, RGV Mitteilungen 1/2007 (PDF)
  • Thomas Schauer und Claus Caspari: Der BLV Pflanzenführer für untwegs, BLV Buchverlag, München 2005, ISBN 3-405-16908-9
  • Werner Rothmaler, Eckehart J. Jäger, und Klaus Werner: Exkursionsflora von Deutschland, Band 2, 17. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg – Berlin, 1999 ISBN 978-3-8274-1600-1
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Weblinks

Commons: Prunus mahaleb – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien