Steppenraute



Steppenraute

Steppenraute (Peganum harmala), Blüte

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Nitrariaceae
Gattung: Peganum
Art: Steppenraute
Wissenschaftlicher Name
Peganum harmala
L.

Die Steppenraute (Peganum harmala) ist eines der ältesten Halluzinogene, aber auch traditionelles Heilmittel der Menschheit; es kommt vor allem in Wüsten, Halbwüsten und Steppen von Westasien bis Nordindien vor, gelegentlich aber auch im Mittelmeerraum.

Synonyme sind unter anderem Harmalkraut, Harmelraute, Syrische Steppenraute, Wilde Raute. Es gehört zur Familie der Nitrariaceae.

Die Samen wie auch das Kraut enthalten die Carboline Harmalin, Harmin und verwandte Basen wie Harmalol und Harmidin.

Eigenschaften

Die Steppenraute ist eine buschige Pflanze, die bis zu einem Meter hoch wächst, mit unregelmäßigen, fiederspaltigen Blättern; von April bis Mai trägt sie grüne bis weiße Blüten, woraus kegelförmige Früchte entstehen, die braune, eckige Samen enthalten. Diese haben einen intensiven Geruch und schmecken sehr bitter.

Enthaltene Alkaloide

Die aktiven Alkaloide der Samen, allen voran Harmin and Harmalin, sind reversible Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)[1]:

  • Harman: 0,16 %[2]
Die äußere Schicht der Samen enthalten große Mengen Harmin.[4]
Der Gesamtgehalt an Harman-Alkaloiden wurde in einer Studie mit mindestens 5,9 % (des Trockengewichts) beziffert.[2]

Die Stängel und Stile der Pflanze enthalten etwa 0,36 % Alkaloide, die Blätter etwa 0,52 %,[6] und die Wurzeln bis zu 2,5 %.[7]

Traditionelle Verwendung

Traditionell im Mittleren Osten und Westasien zur ritualistischen Verräucherung, Duftzwecken und als Färbemittel [8][9] für Teppiche und Wolle eingesetzt, finden die Samen auch heute noch vielfach in türkischen und iranischen Kulturkreisen unter dem Namen Yüzerlik bzw. Esphand als vielfältig einsetzbares Haushaltsmittel Verwendung.

Verwendung als Entheogen

Peganum harmala Samen werden über einer Gasflamme als Räucherwerk benutzt
Peganum harmala Samen

Die Samen werden, aufgrund der durch die enthaltenen Harman-Alkaloide eintretenden MAO-Hemmung, in der Regel als Teil eines Ayahuasca-Analogs oral konsumiert. Seltener sind alternative Konsumarten wie Rauchen, Räuchern oder Vaporisieren vorzufinden.

Legalität

Steppenraute ist mit wenigen Ausnahmen in nahezu allen Ländern der Welt legal. Auch für traditionelle Verwendungszwecke sind die Samen in türkischen und iranischen Lebensmittelgeschäften Europas anzutreffen.

In Deutschland unterliegt Steppenraute nicht dem BtMG. Es fällt jedoch unter die Definition von § 2 Abs. 1 des AMG, sobald es für die medizinisch-biologisch wirksame Anwendung an Mensch oder Tier bestimmt ist. Somit ist Herstellung und Verkauf einer Substanz nach dem AMG reguliert, unabhängig davon in welcher Form die Substanz vorliegt, wenn sie in Bestimmung § 2 Abs. 1 erfüllt.[10][11] Der Verkauf und die Herstellung von Arzneimitteln ohne Genehmigung ist strafbar nach AMG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1, StPO § 354a. Dies wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofs zu der frei verfügbaren Chemikalie γ-Butyrolacton (GBL) bestätigt, welche nach dem AMG als Arzneimittel eingestuft wird, sobald sie für den Konsum bzw. Gebrauch an Mensch oder Tier bestimmt ist.[12][13]

Wirkung

Sedativ, antidepressiv, aphrodisierend, harntreibend, verdauungsfördernd, halluzinogen.

Aufgrund der MAO-Hemmung kann durch Interaktionen mit tyrosin- und histaminhaltigen Lebensmitteln, einer Vielzahl von Drogen (Alkohol, Ecstasy, Opiate etc.) sowie Medikamenten (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, DXM etc.) ein tödliches Serotonin-Syndrom auftreten[14]. Zahlreiche Medikamente, die mit MAO-Hemmern mitunter fatal wechselwirken, sind unbedingt, im Einvernehmen mit dem behandelnden Arzt, mehrere Wochen vor der geplanten Einnahme von Steppenraute abzusetzen.

Quellen

  1. Edward J. Massaro: Handbook of Neurotoxicology. Humana Press, 2002, ISBN 0-89603-796-7, S. 237 (google.com).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Hemmateenejad B, Abbaspour A, Maghami H, Miri R, Panjehshahin MR: Partial least squares-based multivariate spectral calibration method for simultaneous determination of beta-carboline derivatives in Peganum harmala seed extracts. In: Anal Chim Acta. 575. Jahrgang, Nr. 2, August 2006, S. 290–9, doi:10.1016/j.aca.2006.05.093, PMID 17723604.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Pulpati H, Biradar YS, Rajani M: High-performance thin-layer chromatography densitometric method for the quantification of harmine, harmaline, vasicine, and vasicinone in Peganum harmala. In: J AOAC Int. 91. Jahrgang, Nr. 5, 2008, S. 1179–85, PMID 18980138.
  4. Peganum genus. www.cdfa.ca.gov. Abgerufen am 2. Februar 2008.
  5. 5,0 5,1 www.thenook.org
  6. V. Hammiche, R. Merad: Peganum harmala L. (PIM 402F, French) (french) International Programme on Chemical Safety. November 1997. Abgerufen am 19. Januar 2008.
  7. Steppenraute (Peganum harmala) im GIFTPFLANZEN.COMpendium - www.giftpflanzen.com. www.giftpflanzen.com. Abgerufen am 18. April 2008.
  8. RECOGNITION AND CONTROL OF AFRICAN RUE IN NEVADA. 72.14.253.104. Abgerufen am 19. April 2008.
  9. Peganum harmala. www.ibiblio.org. Abgerufen am 18. März 2008.
  10. Erwin Deutsch, Rudolf Ratzel, Hans-Dieter Lippert: Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG). 3. Auflage, Gabler Wissenschaftsverlage, 2010, ISBN 978-3-6420-1454-3, S. 64–66.
  11. ArzneimittelG § 2 Abs. 1 Nr. 5 a. F., § 2 Abs. 1 Nr. 2a n. F., § 5, § 95 Abs. 1 Nr. 1. Abgerufen am 16. Mai 2012.
  12. Martin Kämpf: Strafrecht: Handel mit Gamma-Butyrolacton (GBL, liquid ecstasy) zu Konsumzwecken. 25. Juli 2011.
  13. Das unerlaubte Inverkehrbringen von Gamma-Butyrolacton (GBL) zu Konsumzwecken ist nach dem Arzneimittelgesetz strafbar. BGH-Urteil vom 8. Dezember 2009, 1 StR 277/09, LG Nürnberg-Fürth bei Lexetius.com/2009,3836.
  14. Edward J. Massaro: Handbook of Neurotoxicology. Humana Press, 2002, ISBN 0-89603-796-7, S. 237 (google.com).

Weblinks

Commons: Steppenraute – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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