Trichterspinnen



Trichterspinnen

Tegenaria atrica

Systematik
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Teilordnung: Entelegynae
Überfamilie: Agelenoidea
Familie: Trichterspinnen
Wissenschaftlicher Name
Agelenidae
C. L. Koch, 1837

Die Trichterspinnen (Agelenidae) sind eine Familie der echten Webspinnen. Sie umfassen rund 500 Arten und sind weltweit verbreitet.

Netzbau und Verhalten der Trichterspinnen

Die Familie wurde nach der Form ihres Netzes benannt. Trichterspinnen weben eine Wohnhöhle, die sich vom Eingang zur Mitte trichterförmig verengt und zwei Ausgänge hat. Die Tiere verbringen die meiste Zeit innerhalb dieser Wohnhöhle, die sie für gewöhnlich nur dann verlassen, wenn sie vertrieben oder die Wohnhöhle zerstört wurde, oder, wenn sie von sich aus einen neuen Platz aufsuchen, z. B. aufgrund andauernden Nahrungsmangels. Eine Ausnahme besteht für die Männchen, die ihre Höhlen zur Paarungszeit häufiger verlassen und sich auf längere Streifzüge begeben, um ein Weibchen zu finden. Die Jagdweise der Trichterspinnen ist relativ einheitlich. Sie verharren regungslos in ihrer Wohnhöhle oder im Eingang, ihre vorderen Beinpaare dabei tastend auf das Netz gelegt. Nähert sich Beute den von der Wohnhöhle oder vom Deckennetz aus gespannten Fangfäden, oder verheddert sich darin, laufen die Trichterspinnen flink aus dem Netz und ergreifen die Beute, mit der sie sich im Falle des Erfolgs daraufhin sofort wieder in ihren Schlupfwinkel zurückziehen, um sie dort zu verzehren.

Die Labyrinthspinne (Agelena labyrinthica) webt Deckennetze bevorzugt im Gras oder niederen Büschen. Häufig weben Trichterspinnen ihre Netze in schwer zugänglichen Verstecken, wie Nischen und Mauerecken. Praktisch alle Arten sind sehr sensibel und verfügen über einen vergleichsweise guten Orientierungssinn, was sie zu einem Studienobjekt der Physiologie machte.

Besondere Merkmale

Außer an ihren typischen Netzen sind Trichterspinnen auch leicht an ihren langen und kräftigen, behaarten Beinen, sowie den deutlichen Spinnwarzen zu erkennen. Die zwei äußeren der sechs Spinnwarzen ragen unter dem Hinterleib (Opisthosoma) hervor. Die acht Augen sind in zwei übereinanderliegenden Querreihen angeordnet.

Gattungen der Trichterspinnen

In Europa wurden bislang 24 Arten der Trichterspinnen in mindestens 10 Gattungen nachgewiesen. Die artenreichsten Gattungen sind Agelena und Tegenaria (Winkelspinnen), zu letzterer zählt auch die häufig anzutreffende Große Winkelspinne (Hausspinne). Bezüglich der Taxonomie der Trichterspinnen gibt es, wie in der gesamten Arachnologie, widersprüchliche und sich ständig ändernde Auffassungen und Angaben.

Gattungen der Familie der Trichterspinnen mit Arten in Europa:

  • Agelena (Asien, Afrika, Europa)
  • Allagelena (Zentraleuropa, Mediterran bis Zentralasien)
  • Agelescape (Mediterran)
  • Aterigena Bolzern, Hänggi & Burckhardt, 2010[1] (aus der Tegenaria-Malthonica-Gruppe ausgegliedert)
  • Hadites (Balkan)
  • Histopona (Zentraleuropa)
  • Maimuna (Südosteuropa - Vorderasien)
  • Malthonica (Europa und Balearen)
  • Pseudotegenaria (Balkan, die Arten wurden 2010 wieder in die Gattung Tegenaria integriert)
  • Tegenaria (Europa, Zentralasien, Amerika)
  • Textrix (Südeuropa, Osteuropa, Afrika)

Des Weiteren sind weltweit und in allen Regionen, mit Ausnahme der arktischen Gebiete, derzeit etwa 34 weitere Gattungen bekannt.

Eine Trichterspinne erbeutet eine Goldfliege aus der Familie der Schmeißfliegen

Verwechslungen

In Australien finden sich darüber hinaus Arten, die bisweilen mit dem Trivialnamen „Trichter(netz)spinnen“ bezeichnet werden. Sie zählen zu den giftigsten Spinnen der Welt, jedoch entstammen sie nicht der Familie Agelenidae. Es handelt sich um Arten der Gattungen Atrax und Hadronyche, welche näher mit den Vogelspinnen und Falltürspinnen verwandt sind (siehe auch: Mygalomorphae).

Einzelnachweise

  1. Angelo Bolzern, Ambros Hänggi & Daniel Burckhardt: Aterigena, a new genus of funnel-web spider, shedding some light on the Tegenaria-Malthonica problem (Araneae: Agelenidae). Journal of Arachnology, The Journal of Arachnology, 38, S. 162–182, 2010

Literatur

  • W.Nentwig, A.Hänggi, C.Kropf, T.Blick: Spinnen Mitteleuropas / Central European Spiders. An internet identification key. http://www.araneae.unibe.ch Version vom 8. Dezember 2003. (ehemals im Parey-Verlag erschienen).
  • Rainer F. Foelix: Biologie der Spinnen. Thieme, 1979 (1991), ISBN 3-13-575801-X.
  • Dick Jones: Der Kosmos Spinnenführer. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1990, ISBN 3-440-06141-8.
  • Frieder Sauer, Jörg Wunderlich: Die schönsten Spinnen Europas. Fauna Verlag, Karlsfeld 1985.

Weblinks

Commons: Trichterspinnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage