Trichuris suis



Schweinepeitschenwurm

Schweinepeitschenwurm (Trichuris suis)

Systematik
Klasse: Adenophorea
Unterklasse: Enoplia
Ordnung: Trichocephalida
Familie: Trichuridae
Gattung: Trichuris
Art: Schweinepeitschenwurm
Wissenschaftlicher Name
Trichuris suis
Schrank, 1788

Trichuris suis („Schweinepeitschenwurm“) ist ein bei Haus- und Wildschweinen auftretender Parasit aus dem Stamm der Fadenwürmer. Wie alle Peitschenwürmer ist er streng wirtspezifisch und kommt weltweit vor.

Aussehen und Entwickungszyklus

Wurmweibchen sind etwa 6–8 cm lang, männliche Würmer nur etwa halb so groß. Die Speiseröhrenregion ist etwa einen halben Millimeter dick und erstreckt sich über die vorderen zwei Drittel des Wurms. Das Hinterende ist etwa 0,65 mm dick und enthält den Mitteldarm und die Geschlechtsorgane.[1]

Erwachsene Würmer geben Eier ab, die über den Kot des Wirtes in die Außenwelt gelangen. Die Eier sind nach 4–6 Wochen infektiös, so lange dauert die Entwicklung der Larve 1. Die Eier sind empfindlich gegenüber Austrocknung und direkter Sonneneinstrahlung, so dass Infektionen nur in feuchten schattigen Arealen vorkommen. In diesen können die Eier bis zu 6 Jahre infektiös bleiben.[1] Nach Aufnahme der Eier durch das Schwein schlüpfen die Larven 1 und bohren sich zunächst in die Dünndarmschleimhaut, die sie nach etwa 16 Tagen wieder verlassen. Nach insgesamt vier Häutungen im Darmlumen besiedeln sie als Adulte den Dickdarm. Die Präpatenz beträgt 40–50 Tage. Adulte Würmer leben etwa 5 Monate.[2]

Die Eier von Trichuris suis sind 47–71 × 27–31 µm groß, dickschalig und haben zwei transparente Polpfröpfe. Der Inhalt ist dunkelbraun und unsegmentiert.[3]

Befall bei Schweinen

Der Parasit befällt den Dickdarm von Schweinen und verursacht eine Trichurose (Syn. Trichuriasis). Die vom Wurm ausgelösten Schäden der Schleimhaut führen bei starkem Befall zu bakteriellen Sekundärinfektionen mit Kolik und Durchfall. Bei Jungtieren können Wachstumsstörungen und Anämien auftreten. Die Bekämpfung erfolgt durch Anthelminthika wie Mebendazol, Fenbendazol, Flubendazol, Ivermectin oder Doramectin.[2]

Bei Wildschweinen aus Süddeutschland wurde der Parasit bei etwa 30 % der Tiere nachgewiesen, wobei Jungtiere häufiger betroffen waren.[4] In einer Studie aus den Niederlanden wurde der Parasit bei über einem Drittel der Hausschweine in Farmen mit Freigehegen und Farmen der biologischen Landwirtschaft nachgewiesen, während die Prävalenz in konventionellen Schweineanlagen nur bei 11 % lag. Sauen sind am häufigsten betroffen.[5]

Einsatz in der Humanmedizin

Nach Studien der University of Iowa (Iowa City, USA) soll die Einnahme der Eier des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis ova) beim Menschen einen positiven Effekt auf die Remission oder Rezidivprophylaxe bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen haben. Der Therapieansatz fußt auf der Annahme, dass das bei Autoimmunerkrankungen überschießende Immunsystem die Darmwand nicht mehr angreifen würde, wenn man ihm eine andere Aufgabe stellt. Die derzeit vorliegenden Ergebnisse von Studien, sowie die Erfahrungsberichte Betroffener lassen den Ansatz sehr vielversprechend wirken. Die Behandlungsmethode unterliegt derzeit Studien an der Berliner Charité und wartet noch auf die Zulassung.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Robert J. Flynn et al.: Flynn's parasites of laboratory animals. John Wiley and Sons, 2. Aufl. 2007, ISBN 9780813812021, S. 628.
  2. 2,0 2,1 Hans Plonait et al.: Lehrbuch der Schweinekrankheiten. Georg Thieme Verlag, 4. Aufl. 2004, ISBN 9783830441045, S. 367.
  3. Johannes Eckert et al.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. Georg Thieme Verlag, 2. Aufl. 2008, ISBN 9783830410720, S. 534.
  4. D. Barutzki, R. Schoierer, R. Gothe: [Helminth infections in wild boars in enclosures in southern Germany: species spectrum and infection frequency]. In: Tierärztliche Praxis Band 18, Nummer 5, Oktober 1990, S. 529–534, ISSN 0303-6286. PMID 2264058.
  5. I. A. Eijck, F. H. Borgsteede: A survey of gastrointestinal pig parasites on free-range, organic and conventional pig farms in The Netherlands. In: Veterinary research communications Band 29, Nummer 5, Juli 2005, S. 407–414, ISSN 1573-7446. doi:10.1007/s11259-005-1201-z. PMID 16195935.

Weblinks