Träne
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Die Träne ist eine salzige Körperflüssigkeit, die die Tränendrüsen von Menschen und Säugetieren ständig absondern. Sie dient der Reinigung des Bindehautsacks und der Befeuchtung und Ernährung der Hornhaut. Außerdem verbessert sie die optischen Eigenschaften der Hornhautoberfläche, indem sie die physiologischen Unregelmäßigkeiten durch Niveauunterschiede ausgleicht. Das Tränensekret besteht aus drei Schichten: Die innerste Schicht liegt der Hornhaut auf und enthält Muzin und Glykoproteine, die die Verteilung auf der Hornhaut begünstigen. Die mittlere, stärkste Schicht ist eine klare wässrige Flüssigkeit, die eigentliche Tränenflüssigkeit. Die äußerste Schicht ist von ölartiger Beschaffenheit.
Produktion
Die täglich gebildete Menge an Tränenflüssigkeit ist schwer abzuschätzen, da ein Teil der Tränen verdunstet und ein anderer Teil durch die Tränenwege abfließt. Die Angaben schwanken zwischen einem Gramm[1] und einem halben Liter[2] Tränenflüssigkeit täglich; Einigkeit besteht aber darin, dass die Produktion durch Reize wie Fremdkörper im Auge, Kälte sowie beim Weinen und beim herzhaften Lachen um ein Vielfaches ansteigt. Auch der reflexartige Vorgang des Gähnens ist häufig mit vermehrter Produktion von Tränenflüssigkeit verbunden[3] und spiegelt einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf der Augen beim Wachbleiben und Wachwerden wider. Während des Schlafs wird praktisch keine Tränenflüssigkeit produziert. Die Tränenproduktion beginnt in den ersten Lebenstagen und hat ihren Höhepunkt bei Kindern und jungen Erwachsenen und geht dann mit zunehmendem Lebensalter zurück. Es existiert ein Regulationsmechanismus zwischen Tränenproduktion und -abtransport.
Der Schirmer-Test ermöglicht in der ärztlichen Praxis eine Abschätzung der Tränenproduktion. Hierbei wird ein 5mm breiter und 35mm langer Streifen einer bestimmten Papiersorte mit 5mm in den Bindehautsack gehängt. Normalerweise lässt sich nach 5 Minuten eine 15mm lange Befeuchtungszone nachweisen. Ein Wert kleiner als 5mm wird als krankhaft angesehen. Beim Menschen werden die Tränen von den Tränendrüsen sowie den akzessorischen Tränendrüsen (z.B. Kraus'sche und Wolfringsche Drüsen) produziert. Die Tränenflüssigkeit enthält keimtötende Stoffe wie Lysozym und schützt die Augenoberfläche vor kleinen Fremdkörpern, indem sie diese durch Lidschlag wegwischt.
Pathologische Abweichungen
Eine Überproduktion kann bei verschiedenen Erkrankungen des Auges infolge Reizung auftreten. Sie kann auch nervös bzw. psychisch (emotional) bedingt sein oder im Zusammenhang mit Schilddrüsenerkrankungen stehen. Von der echten Hypersekretion ist das Überfließen der Tränen bei Störung des Abflusses über die ableitenden Tränenwege abzugrenzen.
Eine Unterproduktion findet sich bei vielen Menschen im höheren Lebensalter, die beschwerdefrei sein, aber auch zu einem Trockenheitsgefühl führen kann. Ferner kommt es bei Krankheiten wie dem Sjögren-Syndrom und der familiären Dysautonomie zu einer Unterproduktion. Sie findet sich ferner bei verschiedenen neurologischen Läsionen, bei Trachom sowie bei Entfernung eines Teils oder der ganzen Tränendrüse. Störungen in der Zusammensetzung führen zum trockenen Auge, die in extremen Fällen zu einer Schädigung der Hornhaut mit Verlust der Transparenz bis zur Erblindung führen kann.
Eigenschaften
Chemische Zusammensetzung
Die Tränenflüssigkeit besteht neben Wasser aus verschiedenen Proteinen (u.a. Immunglobuline und Enzymen (u.a. Lysozyme[4]), anorganischen und stickstoffhaltigen Substanzen sowie Kohlenhydraten sowie deren Metaboliten. Die chemische Zusammensetzung ändert sich beim Weinen[5][6].
Physikalisch-chemische Eigenschaften
Die Tränenflüssigkeit hat eine relative Dichte von 1,004–1,005. Der Brechungsindex beträgt 1,336-1,337. Die Viskosität liegt zwischen 1,26 und 1,32. Der Mittelwert der Osmolalität liegt bei ungefähr 320 mmol/kg. Der pH-Wert ist 7,4.
Kulturelle Bedeutung
Nach dem Tod spricht man von „gebrochenen Augen“. Dieser Eindruck entsteht, wenn mit dem Erlöschen des Lebens auch die Tätigkeit der Tränendrüsen aufhört, so dass die Austrocknung der Augenoberfläche schnell einsetzt.[7]
Als Träne wird auch eine tropfenförmige Formgebung im Edelsteinschliff bezeichnet, der Fachbegriff dazu ist Pendeloque. In der Heraldik sind Tränen ein verwendetes Symbol.
Literatur
Im Erzählgut haben Tränen gelegentlich symbolische Bedeutung, die mit ihrem Salzgehalt und vermuteter Heilkraft zusammenhängt (Grimms Märchen: Rapunzel, Das Mädchen ohne Hände, Die Gänsehirtin am Brunnen). Des Weiteren besitzen die Tränen eines Phoenix heilende Wirkung, mit der sie in vielen Geschichten, beispielsweise bei Joanne K. Rowlings Harry Potter, Wunden bis zum völligen Verschwinden heilen können.
Zähre (vergl. engl. „tear“) ist eine veraltete bzw. poetische Bezeichnung für Träne.
Musik
Bekannt sind auch die Schlager „Tränen lügen nicht“ von Michael Holm und „Es geht eine Träne auf Reisen“ von Salvatore Adamo. Weitere bekannte Titel sind „Teardrop“ von Massive Attack, „Boys Don't Cry“ von The Cure und „No Woman No Cry“ von Bob Marley. Der wohl bekanntester Tränensong ist „Tears in Heaven“ von Eric Clapton. Auch im Song „Haifisch“ von Rammstein dreht es sich im Refrain um Tränen. Dort wird die Träne auch als „Zähre“ bezeichnet.
Auch in der klassischen Musik sind Tränen Gegenstand des Gefühlsausdrucks, wie an einigen Stellen in der Matthäus-Passion Johann Sebastian Bachs, etwa im Schlusschor „Wir setzen uns mit Tränen nieder“, in der Alt-Arie „Erbarme dich mein Gott, um meiner Zähren willen“, in Wolfgang Amadeus Mozarts „Wenn der Freude Tränen fliessen“ aus „Die Entführung aus dem Serail“ oder auch in Georg Schumanns sechsstimmigem Chor „Tränenküglein“.
Bildende Kunst und Malerei
Der Schrei von Edvard Munch zeigt nicht direkt Tränen, auch wenn die schreiende Figur tränenartig ist. Der Film Tränen der Sonne ließ die Träne ins Kino einziehen. In Magadan in Russland wurde die Skulptur Maske der Trauer errichtet, um an das Grauen des stalinistischen Terrors zu erinnern. In Form kleinerer Masken sind in der Skulptur ebenfalls Tränen realisiert.
Siehe auch
- Tränenapparat
- Tränenwege
- Tränenstreifen (Streifen, die sich von den inneren Augenwinkeln bis zu den Mundwinkeln von Säugetieren ziehen)
- Tränenfilm
Literatur
- Heinz Gerd Weinand: Tränen. Untersuchungen über das Weinen in der deutschen Sprache und Literatur des Mittelalters. Bouvier Verlag, Bonn 1958.
- Meinolf Schumacher: Reinigen mit Tränen. In: Meinolf Schumacher: Sündenschmutz und Herzensreinheit. Studien zur Metaphorik der Sünde in lateinischer und deutscher Literatur des Mittelalters. Wilhelm Fink Verlag, München 1996, ISBN 3-7705-3127-2, S. 514–551.
- Thorsten Fögen (Hrsg.): Tears in the Graeco-Roman World. De Gruyter, Berlin u.a. 2009, ISBN 978-3-11-020111-6.
Einzelnachweise
- ↑ Die Tränenproduktion beginnt in der 3. Lebenswoche und beträgt täglich ca. 1 Gramm.
- ↑ Speckmann/Wittkowski:Handbuch Anatomie S. 109, Tandem Verlag 2009. Pro Tag wird durchschnittlich ein halber Liter Tränenflüssigkeit gebildet
- ↑ Friedrich Paulsen in: "Wissenschaft im Dialog" [1]
- ↑ Römpp CD 2006, Georg Thieme Verlag 2006
- ↑ Skorucak A. "The Science of Tears." http://scienceiq.com/Facts/ScienceOfTears.cfm
- ↑ Why do we Cry,Walter, Chip,Source:Scientific American Mind; Dec2006, Vol. 17 Issue 6, p44, 8p,ISSN 1555-2284
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 33. hier online auf zeno.org
Weblinks
- Thomas de Padova: Warum schmecken Tränen salzig? In: Der Tagesspiegel. 20. September 2006, abgerufen am 18. Februar 2011.