Victor Hensen
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- Physiologe
- Mediziner (19. Jahrhundert)
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Meeresbiologe
- Hochschullehrer (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
- Rektor (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Deutscher
- Geboren 1835
- Gestorben 1924
- Mann
Christian Andreas Victor Hensen (* 10. Februar 1835 in Schleswig; † 5. April 1924 in Kiel) war ein deutscher Physiologe und Meeresbiologe. Er führte den Begriff Plankton in die Meeresbiologie ein.
Leben
Victor Hensen wurde 1835 als Sohn von Hans Hensen (1787–1846) geboren, dem Direktor der Taubstummenanstalt in Schleswig. Sein Großvater mütterlicherseits war der Arzt Carl Ferdinand Suadicani. Hensen studierte Medizin in Würzburg, Berlin und Kiel, unter anderem bei Albert von Kölliker, Rudolf Virchow und Johannes Peter Müller . Nach seiner Promotion 1859 lehrte er zunächst als Prosektor und von 1864 bis 1911 als o. Professor für Physiologie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. 1877/78, 1887/88 und 1888/89 war er Rektor der CAU.[1]
Seine Forschungsschwerpunkte waren die Anatomie und Physiologie der Sinnesorgane. Er wurde auch bekannt als Erfinder einer Methode zur Darstellung von chemisch reinem Glykogen aus Tiergewebe.[2] In seinen späteren Jahren galt sein Hauptinteresse der Meeresbiologie. Er leitete mehrere Forschungsexpeditionen im Atlantik, darunter 1889 die Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. Dabei bereicherte er die Planktonforschung um quantitative statistische Methoden. Mit speziell von ihm entwickelten feinmaschigen Seidennetzen filterte er das Plankton aus einer 200 Meter hohen Wassersäule von 0,1 Quadratmeter Fläche. Durch die Entnahme von Stichproben an vielen Stellen des Ozeans konnte Hensen das Gesamtaufkommen an Plankton in der obersten 200 m dicken Wasserschicht abschätzen.[3] Er gilt deshalb als „Vater der quantitativen Plankton-Ökologie“.[4] Hensens neuartige Herangehensweise und seine daraus abgeleiteten Schlüsse wurden in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Als prominenter Kritiker trat Ernst Haeckel in Erscheinung.[5]
„Nebenbei“ studierte Hensen im Garten seines Kieler Instituts die Biologie der Regenwürmer. Bereits 1871 hielt er in Rostock zu diesem Thema einen Vortrag während der Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte „Über die Beziehungen des Regenwurms zur Urbarmachung des Bodens“. Darin berichtete er u. a., dass die Regenwürmer den Boden bis weit über einen Meter Tiefe durchbohren und ihre Röhren den Pflanzenwurzeln als Leitbahnen dienen können. Mit seinen Veröffentlichungen über die Nützlichkeit der Regenwürmer erwarb er sich in Kreisen des Landbaus hohe Anerkennung; auch Charles Darwin zitierte Hensen in seiner letzten Publikation Die Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Würmer mehrfach. Hensen motivierte zudem den Agrarwissenschaftler Ewald Wollny, der Regenwürmer zunächst für Schädlinge hielt und Hensens Ansichten widerlegen wollte, zu seinen grundlegenden Experimenten über die „Regenwurm-Frage“, in denen er bestätigte, dass Regenwürmer erhebliche Ertragsverbesserungen bei diversen Kulturpflanzen bewirken können.
Bis zu seinem Lebensende war Hensen Vorsitzender der Preußischen Kommission zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Meere. 1975 wurde das Forschungsschiff Victor Hensen nach ihm benannt.
Werke (Auswahl)
- Ueber die Befischung der deutschen Küsten, Wiegandt, Hempel und Parey, Berlin 1874
- Die Plankton-Expedition und Haeckels Darwinismus. Ueber einige Aufgaben und Ziele der beschreibenden Naturwissenschaften, Lipsius und Tischer, Kiel 1891
- Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung, 5 Bde. (52 Lieferungen), Lipsius und Tischer, Kiel und Leipzig 1992–1912 (Herausgeber)
Einzelnachweise
- ↑ Rektoratsreden (HKM)
- ↑ Eduard Pflüger: Über die Darstellung des Glykogens nach Victor Hensen. In: Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere 95, 1903, S. 17–18
- ↑ Franz Schütt: Plankton-Studien. Ziele Methoden und Anfangsresultate der quantitativ-analytischen Planktonforschung. Lipsius und Tischer, Kiel 1892, S. 16
- ↑ Robert P. McIntosh: The Background of Ecology: Concept and Theory, Cambridge University Press, Cambridge 1985, S. 53 (englisch)
- ↑ siehe z. B.: Ernst Haeckel: Plankton-Studien, Gustav Fischer, Jena 1890
Literatur
- Rüdiger Porep: Der Physiologe und Planktonforscher Victor Hensen (1835–1924). Sein Leben und Werk. Neumünster 1970 = Kieler Beiträge zur Geschichte der Medizin und Pharmazie H. 9 (mit Bild und Gesamtverzeichnis seiner Schriften).
- Otto Graff: Die Regenwurmfrage im 18. und 19. Jahrhundert und die Bedeutung Victor Hensens. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 27, 1979, S. 232–243.
- Dietrich Trincker: Hensen, Christian Andreas Victor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 563 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Victor Hensen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Julius Pagel: Hensen, Victor. In: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte, Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1901, S. 721 f.
Personendaten | |
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NAME | Hensen, Victor |
ALTERNATIVNAMEN | Hensen, Christian Andreas Victor (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiologe und Meeresbiologe |
GEBURTSDATUM | 10. Februar 1835 |
GEBURTSORT | Schleswig |
STERBEDATUM | 5. April 1924 |
STERBEORT | Kiel |