Wurmkompostierung


Wurmkompostierung bezeichnet die gezielte Kompostierung mit Kompostwürmern. Es existieren sehr große professionelle Kompostanlagen, die so gezielt eine schnellere Kompostierung anstreben. Diese werden beispielsweise in Kanada, Italien, Japan, den Philippinen und den USA betrieben.[1]

Kleine Wurmkompostierer dienen vor allem der Verwertung organischer Küchenreste, die im Haushalt anfallen. Vorteil dieser Behältnisse ist der geringe Platz- und Pflegebedarf; außerdem können sie gegebenenfalls auch auf Balkonen oder Vorräumen betrieben werden, wo eine andere Kompostieranlage keinen Platz hat. Weiterhin arbeiten Wurmkompostierer geruchlos und benötigen kein Umsetzen des Kompostguts.[2]

Merkmale

Die Lebensgemeinschaft in einem Wurmkomposter entspricht etwa der eines Komposthaufens. Dazu gehören Bakterien, Pilze sowie weitere Destruenten, wie etwa verschiedene Einzeller, Springschwänze, einige Bodenmilbenarten, kleine weiße Ringelwürmer aus der Familie der Enchyträen und Kompostwürmer. Diese Lebensgemeinschaft produziert den so genannten Wurmhumus (Wurmmull), ein natürliches Produkt mit hochkonzentrierten Bestandteilen an pflanzenverfügbaren Nährstoffen.

In einem Wurmkomposter ist die Individuenzahl dieser Bodentiere um ein Vielfaches höher als im Garten, da hier das ganze Jahr hindurch optimale Lebensbedingungen vorherrschen. Dazu bedarf es folgender Voraussetzungen:[3]

  1. Der Wurmkomposterinhalt muss ständig feucht gehalten werden, da sämtliche Kompostbewohner auf ausreichende Feuchtigkeit angewiesen sind oder sich – im Falle der Mikroorganismen – nur in einem Wasserfilm fortbewegen können.
  2. Eine optimale Arbeitstemperatur; diese liegt um 20 °C, was in etwa der Raumtemperatur in Wohnungen entspricht. Bei dieser Temperatur sind die Kompostbewohner am aktivsten. Temperaturen unter 0 °C oder über 30 °C sind auf Dauer tödlich für die Organismen.

Pflege und Nutzung

Die Pflege eines Wurmkompostierers ist recht einfach und kaum zeitaufwendig. Die frischen organischen Küchenreste wie beispielsweise Obst, Gemüse, Kaffeesatz oder organisches Kleintierstreu werden, bevor sie in den Komposter gelegt werden, zerkleinert und angefeuchtet. Aus hygienischen Gründen sollte es vermieden werden, gekochte Speisereste, Fleisch, Fisch und Katzenstreu auf diese Weise zu kompostieren.

Hilfreich ist eine feucht-nasse Hanf- oder Filzmatte, die den gesamten Kisteninhalt abdeckt; sie hält Fruchtfliegen fern und verhindert ein oberflächliches Abtrocknen der frischen Organika sowie Schimmelpilzbildung.

Da die Küchenreste überwiegend aus stickstoffhaltigen und wasserhaltigen Pflanzenresten bestehen, ist deren Rotte mit einer starken Volumenreduzierung verbunden. Im Durchschnitt bleiben von 10 Litern Küchenabfällen etwa 1,5 bis 2 Liter Wurmhumus übrig.

Da die Wurmkompostierung völlig aerobisch abläuft, entstehen keine störenden Gerüche.

Arten der Wurmkompostierer

Ebenenkomposter

Ebenenkomposter

Im Handel sind häufig Ebenenkomposter anzutreffen. Diese bestehen meist aus einem Auffangbehälter für die Sickerflüssigkeit, die während des Kompostiervorgangs anfällt, und mehreren abnehmbaren Ebenen (oft drei). Die Ebenen werden durch die Gabe von Kompostierbarem langsam gefüllt und passen ineinander. Der Boden der einzelne Schichten hat Löcher, so dass die Würmer von einer Ebene zur anderen wechseln können. Kompostwürmer verbringen die meiste Zeit in den oberen 5 bis 10 cm; so kann die unterste Ebenene mit dem fertigen Wurmhumus entnommen werden, wenn die oberste Ebene voll ist. Durch die identischen Ebenen kann eine fortlaufende Entnahme des Wurmhumus einerseits und Beigabe von kompostierbaren Abfällen anderseits gewährleistet werden. Die oberste Ebene dient jeweils zum Füllen mit kompostierbaren Abfällen. Sobald diese voll ist, wird die unterste Ebene, die zwischenzeitlich voll Wurmhumus ist, herausgenommen, geleert und auf die gefüllte Ebene gestellt; sie kann so wieder kompostierbare Abfälle entgegennehmen. Da die Würmer jeweils zu den frischen Abfällen wandern, sobald sie die Abfälle in einer Ebene völlig zersetzt haben, ist die unterste Ebene bei Entnahme fast wurmfrei. Aus dem Auffangbehälter kann zusätzlich die Flüssigkeit abgelassen und als Flüssigdünger gebraucht werden.[4]

Wurmkiste

Modell einer Wurmkiste

Die Wurmkiste ist üblicherweise eine rundum geschlossenen Kiste aus unbehandeltem, atmungsaktivem Holz, da so die Sauerstoffversorgung des Kisteninhalts sichergestellt ist.

Wurmkisten eignen sich außer zur Erzeugung von Kompost auch zur Verwendung in der Umweltpädagogik.[5] Ausgestattet mit einem Sichtfenster, eröffnet die Wurmkiste die Möglichkeit, die sonst verborgenen Vorgänge der Kompostierung und der Humusbildung direkt zu beobachten. Auch lassen sich somit die kleinen Bodenlebewesen bei ihrer Arbeit zuschauen, was insbesondere für Kinder ein Erlebnis darstellt.

Zur Gewinnung des Wurmhumus ist es nicht unbedingt nötig, die Wurmkiste anhand eines Lochblechs in zwei Kammern zu trennen. Eine bewährte Methode ist folgende:

  • Am Anfang wird noch die gesamte Kistenfläche benutzt
  • ist die Kiste nach einiger Zeit knapp zur Hälfte gefüllt, wird der Inhalt auf eine Seite gehäuft
  • Auf der frei gewordenen Seite werden von nun an nur noch die frischen Küchenreste eingetragen; die Kompostwürmer und ihre Helfer holen sich ihr Futter in der neuen Hälfte
  • ist auch diese Hälfte angewachsen, lässt man die Hälfte mit reifem Wurmhumus austrocknen mit dem Ergebnis, dass nach einiger Zeit die meisten Lebewesen die Seite gewechselt haben.
  • Nun lässt sich der reife Wurmhumus „ernten“, ohne ihn zu sieben und die Kompostwürmer daraus zu fischen.

Die Kiste muss trocken stehen, damit sich ein Diffusionsgefälle zwischen dem feucht-nassen Kisteninhalt und der trockenen Umgebung aufbauen kann. Auf diese Weise kann überschüssiges Wasser aus der Wurmkiste durch das (unbehandelte) Holz nach außen diffundieren, während Luftsauerstoff aus der Umgebung in die Wurmkiste hinein diffundieren kann, wo er von den Kistenbewohnern benötigt wird.

Flachkompostierung mit Kompostwürmern

Um große Mengen an organischem Material (Pferdemist) zu Wurmhumus zu verwerten, eignet sich die aerobische Flachkompostierung mit Kompostwürmern. Dabei wird das Kompostgut großflächig und dünn aufgetragen, so dass die Kompostwürmer das Material verarbeiten können, bevor eine thermophile Reaktion entsteht. So entstehen keine Gerüche.[6]

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Wurmkompostierung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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