Wurmsamen
Wurmsamen | ||||||||||||
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Wurmsamen (Artemisia cina) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Artemisia cina | ||||||||||||
O.Berg |
Der Wurmsamen (Artemisia cina), auch Zitwerbeifuß, Zitwerblüte, Zitwersamen oder Wurmsaat genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Er ist eine aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion stammende Art aus der Gattung Artemisia, zu der etliche Arznei- und Zierpflanzen gehören.
Beschreibung
Der Wurmsamen ist eine einjährige bis ausdauernde krautige Pflanze bis strauchige Pflanze, die eine Größe bis etwa 60 Zentimeter erreicht. In Gesamtblütenständen stehen viele körbchenförmige Teilblütenstände. Die Blütenkörbchen enthalten nur wenige Blüten. Es werden Achänen gebildet. Die Färbung der Blüten ist grünbraun.
Vorkommen
Artemisia cina ist in russischen und asiatischen Steppengebieten verbreitet, dies insbesondere im Iran und Turkestan. Die im Handel erhältlichen Pflanzen stammen überwiegend aus Kasachstan.
Nutzung
Wirkstoffe
Als Wirkstoffe wurden mehrere Sesquiterpenlactone isoliert, welche in den Blüten bis zu 6,5 % des Trockengewichtes ausmachen können. Aus dieser Stoffgruppe wurden α- und ϐ-Santonin, sowie Artemisin als die Hauptinhaltsstoffe der Pflanze identifiziert.
Verwendung
Der Name Wurmsamen deutet schon auf die Verwendung als Mittel gegen Würmer hin. Das in den Blüten der Pflanze enthaltene Santonin ist ein wirksames Entwurmungsmittel, das gegen Bandwürmer und andere Darm-Parasiten wie Madenwürmer und Spulwürmer eingesetzt wird. Die Substanzen wirken dabei anregend auf die Muskulatur der Würmer. Durch Überdosierungen kam es in den Zeiten, als noch keine sicheren Entwurmungsmittel verfügbar waren, häufig zu Vergiftungen. Daher sollte, falls eine Verwendung notwendig sein sollte, die Droge nur in Fertigpräparaten oder als homöopathisches Mittel angewendet werden.
Als Heilpflanze wird sie auch als Zitwerblüte gehandelt, ist aber mit der zu den Ingwergewächsen gehörenden Zitwerwurzel nicht verwandt.
Symptomatik
Induziert durch den Wirkstoff Santonin führt eine Vergiftung zur Bewusstlosigkeit und epileptischen Anfällen. Bei einer Vergiftung tritt zunächst eine Sehstörung ein, der Betroffene ist nicht mehr in der Lage violett zu erkennen. Dadurch erscheint ihm seine Umgebung gelblich (Gelbsehen). Anschließend folgen starke Gallenbildung, Gelbsucht und Bauchschmerzen, sowie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Des Weiteren treten Kältegefühle auf und es kommt zu vermehrtem Speichel- und Tränenfluss. Die Pupillen sind erweitert, Atemnot setzt ein und es kommt zu einer Hämaturie durch die auftretenden Nierenschäden. Außerdem treten Gesichtsmuskelkrämpfe und Lähmungen in den Beinen auf, begleitet von einer erniedrigten Körpertemperatur, Delirium und folgendem Koma und Tod. Letzterer tritt dabei durch Atemstillstand ein. Zusätzlich zu den beschriebenen Symptomen wurden auch Halluzinationen, Benommenheit und Schwindel beschrieben.
Pharmakologie
Die Hauptinhaltsstoffe von Artemisia cina sind neurotoxisch, psychoaktiv und sehr giftig (Ib), vor allem das Santonin. Dieses zeichnet sowohl für die neurotoxische als auch halluzinogene Wirkung der Pflanze verantwortlich. Santonin wirkt dabei auf Gehirn und Rückenmark und stimuliert die motorischen Zentren. Im Körper wird die Substanz zu Hydroxysantonin metabolisiert. Dieser Stoff bewirkt eine ausgeprägte Gelbfärbung des Urins. Eine Menge von etwa 10 g getrocknetem Blütenmaterial ist für einen erwachsenen Menschen tödlich. Die letale Dosis Santonin liegt dabei bei 15 mg/kg Körpergewicht. Für ein Kind können bereits 60-300 mg tödlich sein, wobei sich die Menge nicht auf ein Kilogramm Körpergewicht bezieht, sondern die Gesamtdosis angibt. Die LD50 für Mäuse ist mit 900 mg/kg bei oraler Aufnahme, 130 mg/kg bei intraperitonealer Applikation, sowie 180 mg/kg bei intravenöser Verabreichung.
Erste Hilfe und klinische Therapie
Als Sofortmaßnahme erfolgt die Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat. Außerdem sollte viel Flüssigkeit zugeführt werden. In der klinischen Therapie erfolgt nach der Aufnahme größerer Mengen eine Magenspülung, in der Regel mit 1 % Natriumpermanganat, ebenso die Applikation von Aktivkohle, Natriumsulfat und Polyethylenglykol 400., des Weiteren eine Elektrolytsubstitution und eine Azidosebehandlung mit Natriumbicarbonat. Eine Kontrolle und Überwachung der Nierenfunktion muss ebenfalls erfolgen. Treten Krämpfe auf, erfolgt die Verabreichung von Diazepam oder Thiopental. Kommt es zu Koliken, wird Atropin verabreicht und im Falle schwerer Vergiftungserscheinungen muss intubiert und künstlich beatmet werden.
Systematik
Die Art wurde unter dem Taxon Artemisia cina vom deutschen Botaniker Otto Karl Berg im in Zusammenarbeit mit Carl Friedrich Schmidt geschaffenen Werk Darstellung und Beschreibung sämtlicher in der Pharmacopoea borussica aufgeführten officinellen Gewächse… 1863 erstbeschrieben.[1]
Ein Synonym ist Seriphidium cinum nach (O.Berg) Poljakov.
Belege
- Wink, Michael; Ben-Erik van Wyk; Coralie Wink, Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2008. ISBN 3-8047-2425-6
Einzelnachweise
- ↑ O. Berg & C. F. Schmidt: Darstell. Beschr. off. Gew. 4: t. 29. 1863. Siehe den Eintrag Artemisia cina bei GRIN.