Spulwurm


Spulwurm

Weibchen des Spulwurmes (Ascaris lumbricoides)

Systematik
Stamm: Fadenwürmer (Nematoda)
Klasse: Secernentea
Ordnung: Spulwürmer (Ascaridida)
Familie: Ascarididae
Gattung: Ascaris
Art: Spulwurm
Wissenschaftlicher Name
Ascaris lumbricoides
Linnaeus, 1758

Der Spulwurm (Ascaris lumbricoides) ist ein den Menschen sowie Affen und Bären befallender Parasit, der ohne Zwischenwirte auftritt. Sehr selten tritt er auch bei Schweinen auf, erreicht aber in deren Darm meist nicht die Geschlechtsreife.[1] Er gehört zu den Fadenwürmern.

Verbreitung

Die erste Erwähnung dieses Wurms findet sich im Papyrus Ebers, das um 1540 v. Chr. verfasst wurde. Damit ist er einer der am längsten bekannten parasitären Fadenwürmer. Die Verbreitung ist weltweit, aber an genügend Bodenfeuchtigkeit gebunden. Durch die sehr widerstandsfähigen Eier, die bis zu vier Jahre infektiös bleiben und auch von den meisten Chemikalien nicht getötet werden, kann er sich lange in bestimmten Gebieten halten. Es sind etwa 22 % der Weltbevölkerung betroffen, wovon bis zu 1 % der Infektion erliegt. Der Mensch kann sich auch mit dem morphologisch nicht vom Menschenspulwurm (Ascaris lumbricoides) zu unterscheidenden Schweinespulwurm (Ascaris suum) infizieren.[2][3]

Merkmale

Weibchen werden bis zu 40 cm lang bei einem Durchmesser von 5 mm, Männchen erreichen bis 25 cm Länge und einen Durchmesser von 3 mm. Die Würmer haben ein rosafarbenes, regenwurmartiges Aussehen, daher auch der lateinische Name lumbricoides (von Lumbricus, der namensgebenden Gattung der Familie Lumbricidae - Regenwürmer). Ihre Mundöffnung ist dreilippig, und mit bloßem Auge kann man die Ausscheidungskanäle als weiße Linien wahrnehmen. Männchen unterscheiden sich von Weibchen durch ihr meist eingerolltes Schwanzende und durch die herausragenden Spicula.[4]

Lebenszyklus

Die von erwachsenen Weibchen im Darm abgelegten Eier gelangen mit dem Kot in die Umwelt. Dort findet noch im Ei bei ausreichender Feuchtigkeit und Temperaturen von 9 bis 35 °C innerhalb von 12 Tagen (unter Laborbedingungen, im Freien wesentlich länger) die Entwicklung über das erste Larvenstadium hin zum zweiten Larvenstadium statt. Diese wird vom Wirt i.d.R. über die Nahrung aufgenommen und schlüpft im Dünndarm. Von hier aus bohrt sie sich durch die Darmwand und wandert über den Blutstrom zur Leber, wo sie sich wieder häutet und ein drittes Larvenstadium heranwächst. Diese gelangt zum Herzen und über den Lungenkreislauf in die Alveolen, dort häutet sie sich abermals (viertes Larvenstadium), welche nun über die Bronchien und Luftröhre zum Kehlkopf wandert. Von dort aus wird sie entweder abgehustet oder geschluckt. Die Dauer dieser Phase beträgt 30 bis 35 Tage. Nun kehrt die Larve wieder zum Dünndarm zurück, wo sie zum erwachsenen Tier auswächst. Die Weibchen legen am Tag bis zu 200.000 Eier, in ihrem Eierstock sind bis zu 27 Millionen Eier angelegt. Die Lebensdauer des Parasiten kann bis zu eineinhalb Jahren betragen.

Klinik, Diagnose

Die Larven erzeugen gelegentlich allergische Reaktionen. Bei der Lungendurchwanderung kommt es zur Ascaris-Pneumonie, mit Husten, Fieber, starker Verschleimung und asthmaähnlichen Anfällen (siehe auch Löffler-Syndrom). Im Darm rufen sie Koliken hervor, wobei die adulten Würmer die Bauchspeicheldrüsengänge, den Darm oder die Gallengänge blockieren können. Sie blockieren auch teilweise die Verwertung der Nahrung, speziell der Laktose. Bei Sensibilisierung kommt es zu heftigen allergischen Reaktionen. Durch die biochemischen Wechselwirkungen während einer Narkose können die Würmer gereizt werden und eventuell versuchen, den Wirt durch verschiedene Körperöffnungen wie Mund, Nase oder After zu verlassen.

Die Diagnose des Spulwurmbefalls erfolgt am effektivsten durch eine Kotuntersuchung mittels des Flotationsverfahrens. Hierbei werden die dickschaligen, 70 bis 80 µm großen Eier nachgewiesen. Weiterhin ist der serologische Nachweis einer larvalen Spulwurminfektion mittels ELISA möglich. Während der Invasionsphase ist die Stuhluntersuchung negativ, ebenso bei einem Befall mit ausschließlich männlichen Spulwürmern. Neben dem Befall mit dem Menschspulwurm Ascaris lumbricoides ist eine Infektion mit Spulwürmern von Hund, Katze, Fuchs, Wolf oder Schwein möglich. Für diese ist der Mensch ein Fehlwirt, so dass sich keine geschlechtsreifen Würmer ausbilden. Demnach können keine Eier nachgewiesen werden, und die Stuhluntersuchung bleibt negativ.

Vorbeugung, Bekämpfung

Eine sehr effektive Maßnahme besteht im konsequenten Händewaschen vor jeder Nahrungsaufnahme. Der Verzehr kotgedüngter Gemüse sollte vermieden, Fäkalien unter hygienischen Gesichtspunkten beseitigt werden. In der Familie gehaltene Kleintiere bedürfen einer regelmäßigen (vierteljährliche) Entwurmung.

Insbesondere im Bereich der Veterinärmedizin hat der Einsatz von Medikamenten zur Spulwurmbekämpfung (Anthelminthika) eine große Bedeutung. Die derzeit bedeutendste Stoffklasse sind die Benzimidazole, deren meistverwendete Vertreter neben Flubendazol vor allem Fenbendazol und Mebendazol sind. Ebenfalls häufig verwendete Wirkstoffgruppen sind Tetrahydropyrimidine (hier vor allem das Pyrantel) und Imidazothiazole (v.a. Levamisol). Als relativ neue Wirkstoffgruppe gelten Ivermectine (beispielsweise Moxidectin, Doramectin, Milbemycin). Ältere Anthelminthika wie Piperazin oder auch organische Phosphorsäureester wie Dichlorvos spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.

Bei Befall beim Menschen sind in seltenen Fällen invasive Eingriffe in Form einer Darmspiegelung nötig. Dabei werden die Würmer mit einem Greifarm am Kopf des Endoskops erfasst und durch den After entnommen. Ein anderes selten notwendiges Operationsverfahren wird nur bei darmblockierendem Befall angewandt. Dabei wird die betroffene Zone im Darm des Patienten mit einem Schnitt geöffnet und die Wurmansammlungen manuell vom Arzt in Richtung Schnittöffnung vorsichtig herausgedrückt.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Spulwurm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  • H. Mehlhorn, G. Piekarski: Grundriss der Parasitenkunde. 6. Auflage. Heidelberg 2002.

Einzelnachweise

  1. Josef Boch: Veterinärmedizinische Parasitologie. Georg Thieme Verlag, 6. Ausgabe 2006, ISBN 9783830441359, S. 386.
  2. http://ticker-grosstiere.animal-health-online.de/20060628-00000
  3. Gaspary, Kist, Stein, Infektiologie des Gastrointestinaltraktes, Springer Verlag, Berlin 2006, S. 45.
  4. Gholamreza Darai u. a.: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen: Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. Springer, 4. Ausgabe 2011, ISBN 9783642171574, S. 209.

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