Zwerg-Mehlbeere
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Zwerg-Mehlbeere | ||||||||||||
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Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sorbus chamaemespilus | ||||||||||||
(L.) Crantz |
Die Zwerg-Mehlbeere (Sorbus chamaemespilus), auch Berg-Mehlbeere [1] genannt, ist die niedrigste Art der Gattung Mehlbeeren (Sorbus) in Mitteleuropa. Sie ist kaum zu verwechseln, die Blätter ähneln den Blättern der Echten Mehlbeere, sie wächst jedoch meist sehr zerstreut und bildet keine dichten Gebüsche. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas, in Deutschland ist sie selten.[2]
Beschreibung
Die Zwerg-Mehlbeere ist ein sommergrüner, 1 bis 1,5 selten auch bis 3 Meter hoher, mäßig verzweigter und oft buschiger Strauch. Die Rinde junger Zweige ist rotbraun und zeigt große, helle Korkporen. Sie sind schwach kantig oder gerieft, anfangs mit filzigem Haar bedeckt, das später verloren geht. Die Winterknospen sind eiförmig bis länglich-eiförmig und 7 bis 10 Millimeter lang, die Knospenschuppen grünlichbraun, bewimpert oder wollig behaart. Es wird stets eine Endknospe gebildet. Die Blätter stehen wechselständig. Die ledrige Blattspreite ist einfach und 3 bis 7 Zentimeter lang, länglich eiförmig bis elliptisch und an der Basis breit keilförmig bis abgerundet. Es werden sechs bis neun Nervenpaare gebildet. Die Blattoberseite ist kahl und glänzend, die Unterseite mehr oder weniger blaugrün, kahl bis etwas weißfilzig. Der Blattrand ist gleichmäßig gezähnt. Der Blattstiel wird 5 bis 10 Millimeter lang. Die Nebenblätter werden früh abgeworfen. [3][4]
Die rosafarbenen bis rötlichen[4] Blüten stehen in dichten, filzig behaarten Schirmrispen am Ende junger Triebe. Die fünfzähligen Kelchblätter der Einzelblüte sind schmal und dreieckig und bis 1,5 Millimeter lang. Die Kronblätter stehen aufrecht und werden 4 bis 5 Millimeter lang. Sie sind eiförmig, hellrosa bis rot und unscheinbar. Die zwanzig Staubblätter sind kürzer als die Krone. Es werden zwei fast vollständig verwachsene Fruchtblätter mit zwei Griffel gebildet. Blütezeit ist im Juni und Juli.[3] Die Staubblätter reifen entweder nach (Protogynie) oder gleichzeitig mit den Narben (Homogamie).[2]
Die reifen Früchte sind verkehrt eiförmig bis kugelig, 12 bis 15 Millimeter groß und von braunroter bis scharlachroter Farbe. Die Kelchblätter verbleiben an der Frucht.[4] Das Fruchtfleisch enthält keine Steinzellen und ist essbar[4]. Jede Frucht enthält meist vier, 6 Millimeter große, dunkelbraune Samen. Die Früchte reifen im August und September. [3]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[5]
Verbreitung und Standortansprüche
Das Verbreitungsgebiet der Zwerg-Mehlbeere erstreckt sich über die Gebirge Mittel– und Südeuropas, man findet sie in den Pyrenäen, im Jura, in den Alpen, im nördlichen Apennin, in den Karpaten und im Dinarischen Gebirge. In Mitteleuropa tritt sie auch im Schweizer Jura, in den Vogesen, im Schwarzwald und im Nordalpenraum auf. [3]
Sie ist die Charakterpflanze der Schneeheide-Alpenrosengesellschaft, und wächst zusammen mit der Alpen-Waldrebe, der Gebirgs-Rose, dem Echten Seidelbast und der Alpen-Heckenkirsche. Man findet sie in Kiefern- und lichten Lärchenwäldern, in Hochstaudenfluren und Latschenbeständen. Sie gedeiht auf lockeren, humosen, flach- bis mittelgründigen, meist steinigen Lehmböden meist auf karbonathaltigen Gestein. Sie bevorzugt vollsonnige und sommerwarme Standorte in Höhenlagen von 800 bis 2000 Metern. [3]
Ökologie
Durch die aufrechte Stellung der Kronblätter erreichen nur Bienen, Wespen und langrüsselige Fliegen den Nektar, der zusammen mit Pollen in großen Mengen gebildet wird. [3] Die reifen Früchte sind essbar und werden von Vögeln und Säugetieren verzehrt, die dadurch auch die Samen verbreiten. [2]
Systematik
Die Zwerg-Mehlbeere wird zusammen mit der Sudeten-Zwergmispel (Sorbus sudetica) der Sektion Chamaemespilus der Untergattung Aria in der Gattung der Mehlbeeren (Sorbus) zugeordnet.[6]
Das Artepitheton chamaemespilus leitet sich vom griechischen "chamai" für niedrig und nos "mespilos" Mispel ab. Die Art wird auch Zwergmispel genannt, was zu Verwechslung von Vertretern der Gattung der Zwergmispeln (Cotoneaster) führt. Ein weiterer deutscher Name ist Zwergvogelbeere. [3]
Mit der Echten Mehlbeere bildet sie einen Hybride, die Filzige Mehlbeere (Sorbus × ambigua). Diese erreicht eine ähnliche Wuchshöhe wie die Zwerg-Mehlbeere, hat aber etwas breitere Blätter und einen doppelt gezähnten Blattrand. Die Blüten sind blassrosa. Das Verbreitungsgebiet des Bastards erstreckt sich von den Vogesen über den Schwarzwald bis zu den Alpen. Sie hat ähnliche Ansprüche an Boden und Standort wie die Zwerg-Mehlbeere. Die Zwerg-Mehlbeere bildet auch mit anderen Mehlbeeren Bastarde. [3]
Verwendung
Aufgrund ihres Fruchtschmuckes findet die Zwerg-Mehlbeere Verwendung als Zierpflanze, wird allerdings nur selten gepflanzt.[4] Früher wurden die Früchte als Mehlzusatz verwendet.[7]
Nachweise
Literatur
- Ulrich Hecker: Bäume und Sträucher. BLV Handbuch. BLV Buchverlag, München 2006, ISBN 3-8354-0021-5, S. 338–339.
- Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Flora der Gehölze. Bestimmung, Eigenschaften und Verwendung. 3., korrigierte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5614-6, S. 611.
Einzelnachweise
- ↑ Jost Fitschen: Gehölzflora. 12., überarbeitete und ergänzte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2007, ISBN 3-494-01422-1, S. 802.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Hecker: Bäume und Sträucher, S. 339
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Hecker: Bäume und Sträucher, S. 338
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Roloff et al.: Flora der Gehölze, S. 611
- ↑ Zwerg-Mehlbeere. FloraWeb.de
- ↑ Sorbus chamaemespilus. Germplasm Resources Information Network (GRIN), abgerufen am 9. September 2010 (englisch).
- ↑ Peter Schütt, Hans Joachim Schuck, Bernd Stimm (Hrsg.): Lexikon der Baum- und Straucharten. Das Standardwerk der Forstbotanik. Morphologie, Pathologie, Ökologie und Systematik wichtiger Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 489 (Nachdruck von 1992).