Ätherisches Hanföl


Hanfpflanze

Ätherisches Hanföl, auch bekannt unter dem englischen Namen Cannabis flower essential oil, ist ein ätherisches Öl, das durch Destillation aus Blättern und Blüten des Hanfs (Cannabis sativa) gewonnen wird. Es ist damit abzugrenzen gegenüber dem Hanföl, welches aus den Samen der Pflanze gepresst wird, sowie dem Haschischöl. Das Öl setzt sich zusammen aus einer Vielzahl verschiedener Inhaltsstoffe und findet Verwendung in Lebensmitteln und Kosmetika.

Zusammensetzung

Verbindung % Anteil des Öls
alpha-Pinen 2,3 bis 31,0
beta-Pinen 0,9 bis 7,8
delta-3-Caren Spur bis 3,5
Limonen 0,2 bis 6,9
Myrcen 29,4 bis 65,8
beta-Phellandren 0,2 bis 0,6
cis-Ocimen Spur bis 0,3
trans-Ocimen 0.3 bis 10,2
alpha-Terpinolen Spur bis 23,8
alpha-Bergamoten Spur bis 0,8
trans-Caryophyllen 3,8 bis 37,5
alpha-Humulen 0,7 bis 7,4
beta-Farnesen Spur bis 1,4
beta-Selinen Spur bis 0,5
Selina-3,7(11)-dien Spur-0,7
Caryophyllenoxyd Spur bis 11,3
Summe der Monoterpene 47,9 bis 92,1
Summe der Sesquiterpene 4,0 bis 47,5

Das ätherische Hanföl enthält Stoffe des Hanfes, die durch die Dampfdestillation aus den Blüten und Blättern gelöst werden. Als typische Geruchsstoffe enthält es leichtflüchtige Mono- und Sesquiterpene, unter anderen das Caryophyllenoxid, welches als typischer Hanfgeruchsstoff auch Leitsubstanz für den Einsatz von Drogenspürhunden ist. Insgesamt sind etwa 100 verschiedene Duftkomponenten bekannt, die je nach Zustand des Pflanzenmaterials variieren können. Weitgehend unerwünscht ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), welches als öllösliche Substanz bei stark öl- und THC-haltigen Pflanzen als Verunreinigung auftritt und eine Verwendung für Lebensmittel und Kosmetikprodukte ausschließt. Der THC-Restgehalt wird entsprechend als Qualitätskriterium genutzt.

Einige der wichtigsten Inhaltsstoffe im ätherischen Hanföl sind in der nebenstehenden Tabelle dargestellt.[1]

Verwendung

Die früheste Nutzung von ätherischem Hanföl ist nicht zu datieren. Die Verwendung des Hanf als Nutzpflanze ist bis weit in die Geschichte zurückzuverfolgen, die frühesten Seile aus Hanffasern stammen dabei aus der Zeit um 2.800 v. u. Z. aus China und die Nutzung als Textilfaser ist durch Funde aus der Chou-Dynastie (1.122 bis 149 v. u. Z.) belegt.

Als Zusatzstoff wird ätherisches Hanföl vor allem bei der Produktion von entsprechend aromatisierten Eistees, Hustenbonbons, Hanfbier, Schokolade und anderen Produkten verwendet. Außerdem findet es Verwendung in Kosmetikartikeln und Parfum.[2] Als Zusatz zu Massage- und Hautöl soll ätherisches Hanföl beruhigend und entzündungshemmend wirken und Verspannungen lösen sowie Krämpfe, Schwellungen und Phantomschmerzen lindern. Ätherisches Hanföl findet zudem Anwendung in der Aromatherapie und soll sich positiv bei der Behandlung von Hautproblemen wie Ekzemen und Psoriasis, Gelenkschmerzen (Gelenkentzündungen, Arthritis, rheumatische Beschwerden), Stressbelastungen und weiteren Beschwerden auswirken.[3]

Gewinnung und Vermarktung

Ätherisches Hanföl wird nicht in großindustriellen Maßstäben gewonnen. Die Anbauflächen für die Gewinnung des ätherischen Öls sind entsprechend im Regelfall klein. Die Gewinnung erfolgt durch eine Wasserdampfdestillation, dabei können etwa 1,5 ml ätherisches Öl pro Kilogramm Frischmasse gewonnen werden.[2] Der Wasserdampf wird durch einen Behälter mit den entsprechenden Pflanzenteilen geleitet und löst die Duftmoleküle. Beim Erkalten trennen sich die öligen Bestandteile vom Wasser und lassen sich aufgrund der geringeren Dichte abscheiden.

In Europa werden aktuell weniger als 200 Liter pro Jahr des ätherischen Öles produziert und verkauft, die Hauptproduktion findet in Kanada statt. Dabei ist die Produktion aufgrund des hohen Aufwandes sowie des aktuell noch sehr begrenzten Marktes sehr kostspielig und das Öl gelangt mit Preisen von etwa 6 Euro pro Milliliter bzw. über 40 Euro für Fläschchen von 10 Milliliter in den Handel. Dabei können auch diese Preise nur erreicht werden, wenn eine Verwertung der übrigen Bestandteile des Hanfs (Fasern, Samen, Schäben, Hanföl) vermarktet werden.

Quellen

  1. Vito Mediavilla, Simon Steinemann: Essential oil of Cannabis sativa L. strains . Journal of the International Hemp Association 4(2): S. 80–82
  2. 2,0 2,1 nova-Institut 2003
  3. Karen Railey: The Amazing Hemp Plant (Cannabis sativa L.)

Literatur

  • Michael Carus et al.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche Band 26, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. 2008
  • nova-Institut (Hrsg.): Das kleine Hanf-Lexikon. Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2. Auflage, 2003; Seiten 63–64. ISBN 3-89533-271-2
  • Vito Mediavilla, Simon Steinemann: Essential oil of some hemp genotypes. Journal of the International Hemp Association 4(2), 1997: S. 80–82.