Ökologischer Rucksack
Der ökologische Rucksack ist die sinnbildliche Darstellung der Menge an Ressourcen, die bei der Herstellung, dem Gebrauch und der Entsorgung eines Produktes oder einer Dienstleistung verbraucht werden. Sie soll im Rahmen der Ökobilanz einen Vergleichsmaßstab bieten, mit dem verdeutlicht wird, welche ökologischen Folgen die Bereitstellung bestimmter Güter verursacht.
Das Modell geht zurück auf Friedrich Schmidt-Bleek, der es 1994 im Rahmen der Überlegungen zum Material-Input pro Serviceeinheit (MIPS) erstmals veröffentlichte.
Ähnliche Ansätze finden sich auch beim ökologischen Fußabdruck und beim virtuellen Wasser.
Beispiele und Daten zum Ökologischen Rucksack
Typische Werte sind ein Faktor 5 für Kunststoffe, das heißt für ein Kilogramm Kunststoff werden 5 Kilogramm Ressourcen benötigt. Weitere Werte sind Faktor 15 für Papier, Faktor 85 für Aluminium, Faktor 500 für Kupfer und Faktor 550.000 für Gold.
Beispiel Baumwollkleidung:
- Herstellung
- Der Anbau von Baumwollpflanzen benötigt sehr viel Wasser
- 10 Prozent des weltweiten Pestizid- und Düngemittelverbrauchs gehen auf das Konto der Baumwolle
- Die Transportwege sind teilweise erheblich: Anbauort, Stoffproduktion, Weiterverarbeitung und Verkauf sind räumlich meist getrennt
Rechnet man den gesamten Ressourcen- und Energieaufwand zusammen, ergibt sich für eine 600 Gramm leichte Jeans ein ökologischer Rucksack von 32 Kilogramm. Diese entspricht einem ökologischen Rucksack mit Faktor 53.
Kritik
Der ökologische Rucksack ist als grobe Zahl zu verstehen, welche Einblick gibt in einige der nötigen Prozesse und Aufwendungen, welche durch Konsumgüter verursacht werden. Viele wichtige Umweltbelastungen werden mit dem Ökologischen Rucksack aber nicht oder schlecht abgebildet. So wird in obengenannten Beispiel der Baumwollherstellung zwar der Energieaufwand für die Herstellung der Pestizide berücksichtigt, die ökologischen Auswirkungen des Pestizides in der Natur werden aber ignoriert.
Das genaue Verständnis des ökologischen Rucksackes wird dadurch erschwert, dass die Autoren bei der Berechnung gewisse Ressourceninputs nicht miteinbeziehen. So werden beispielsweise die notwendigen Inputmengen an Wasser oder Luft nicht berücksichtigt. In den meisten Konsumgütern wäre der benötigte Wasserinput aber der bedeutendste Masseninput. Hierzu wurde der Begriff Virtuelles Wasser geprägt, der hier die erforderlichen Berechnungen möglich machen soll.
Literatur
- Michael Lettenmeier, Christoph Nettersheim: Der ökologische Rucksack. Wirtschaft für eine Zukunft mit Zukunft, mit 21 Tabellen. Hrsg.: Friedrich Schmidt-Bleek. Hirzel, Stuttgart / Leipzig 2004, ISBN 3-7776-1289-8.
- Friedrich Schmidt-Bleek, Willy Bierter: Das MIPS-Konzept, weniger Naturverbrauch – mehr Lebensqualität durch Faktor 10. Knaur-Taschenbuch 77475, München 2000, ISBN 3-426-77475-5 (Das «Material-Input pro Serviceeinheit» (MIPS) vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie stellt ein grundlegendes Maß zur Abschätzung der Umweltbelastung durch ein Produkt dar.).
- Friedrich Schmidt-Bleek: Nutzen wir die Erde richtig? Die Leistungen der Natur und die Arbeit des Menschen. Hrsg.: Klaus Wiegandt, Forum für Verantwortung. Fischer Taschenbuch 17275, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17275-7.
Siehe auch
- Anthropozän
- Ökologischer Fußabdruck
- Virtuelles Wasser bzw. Water Footprint
Weblinks
- Klima-Aktiv: Ökologischer Rucksack auf Waren und Tätigkeiten
- Weltweite Daten zur Berechnung ökologischer Rucksäcke
- Türkl; Ritthoff; Geibler; Kuhndt, in: Jahrbuch Ökologie 2003: Virtuell = umweltfreundlich? Der ökologische Rucksack des Internet (PDF; 79 kB)
- Schmidt-Bleek: Ökologischer Rucksack, 1994 im Lexikon der Nachhaltigkeit