Amphipithecidae



Amphipithecidae ist der Familienname von 15 Primaten, die ab dem frühen Paläogen (Eozän) im Bartonium vor 41,3 Millionen Jahren bis 38 Millionen Jahren lebten.

Die asiatische Familie Amphipithecidae war im frühen Oligozän in Asien verbreitet. Amphipitheciden unterscheiden sich von Eosimiiden dadurch, dass sie größer sind und in ihren Backenzähnen, die an den Verzehr von Nüssen, Samen und anderen harten Pflanzenteilen angepasst sind.

Siamopithecus, Pondaungia und Amphipithecus waren zwischen 6½ bis 9 Kilogramm schwer, so dass sie ungefähr die Größe eines südamerikanischen Brüllaffen hatten. Myanmarpithecus war mit zwei Kilogramm wesentlich kleiner als andere Amphipitheciden, aber immer noch größer als Bahinia, das größte bekannte Mitglied der Familie Eosimiidae.

Aufgrund ihrer Größe und relativ weit fortgeschritten Zahnstruktur weichen Amphipitheciden deutlich von den anatomischen Mustern der Eosimmiden ab, den derzeit primitivsten bekannten Anthropoiden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um diese anatomischen Unterschiede zu interpretieren. Eine Option, die auf Ähnlichkeiten der Zahnanatomie basiert, rückt die Amphipitheciden in die Nähe von Aegyptopithecus und eng verwandten Anthropoiden aus der Fayum in Ägypten. In diesem Fall sollten Amphipitheciden die meisten, wenn nicht alle anatomischen Merkmale besitzen, die charakteristisch für heute lebende Affen sind, und sie würden eine evolutionäre Mittelstellung zwischen Neuweltaffen auf der einen Seite und Altweltaffen, Menschenaffen und Menschen auf der anderen einnehmen. Zwei oder sogar drei Beweisansätze machen deutlich, dass dies unwahrscheinlich ist.

Steckbrief
Die Welt zur Zeit von Amphipithecidae
Landmassenverteilung im Eozän
Ernährung/Lebensraum
Geographie, Epoche
Lebte im:
System: Paläogen
Serie: Eozän
Stufe: Bartonium
Verbreitung:
Physiologie
Gewicht: ?
Schwestertaxa

Details der Anatomie der unteren Prämolaren deuten ebenfalls darauf hin, dass Amphipitheciden nur entfernt mit Aegyptopithecus und anderen fortschrittlicheren Anthropoiden aus der Fayum verwandt sind. Zum Beispiel haben Amphipitheciden drei untere Prämolaren auf jeder Seite, genau wie Eosimiiden, Parapitheciden, Proteopitheciden und lebende und fossile südamerikanische Affen. Im Gegensatz dazu ähneln die weiter fortgeschritten Anthropoiden aus Fayum, wie Aegyptopithecus, Oligopithecus und ihre nahen Verwandten den heute lebenden und fossilen Altweltaffen, Menschenaffen und Menschen dadurch, dass sie auf jeder Seite nur zwei Prämolaren haben. Neben diesem grundlegenden Unterschied bei der Zahl der Prämolaren gibt es wichtige Unterschiede in der Anatomie ihrer Kronen. Bei allen lebenden Anthropoiden sind die beiden wichtigsten Höcker (technisch als Protoconid und Metaconid bekannt) auf dem letzten Prämolaren oder P4 quer ausgerichtet, und ihre Spitzen sind durch einen starken Kamm verbunden. Die gleiche Bedingung gibt es bei relativ fortgeschrittenen fossilen Anthropoiden, darunter einige der wichtigsten Gruppen aus der Fayum (Proteopitheciden, Oligopitheciden und Propliopitheciden). Amphipitheciden behalten dagegen eine eher primitive Anatomie der unteren Prämolare, indem die beiden Haupthöcker des P4 nicht quer ausgerichtet sind und kein größerer Kamm sie vereint. Prämolaren wie die der Amphipitheciden sind charakteristisch für Primaten, von denen man glaubt, dass sie in der Nähe der Basis des anthropoiden Stammbaums stehen, wie beispielsweise die Eosimiiden und solch primitive Fayum-Formen wie die Parapithecidae oder die Gattung Arsionea.

Ein anderes Fossil aus der Pondaung Formation wirft mehr Licht auf diesen Aspekt der amphipitheciden Anatomie. Dieses Fossil - ein fragmentarisches Stück des Stirnbeins - wurde in der Nähe eines Oberkiefers von Amphipithecus gefunden und möglicherweise gehören beide zu ein und demselben Individuum. Wenn diese Annahme richtig ist, so zeigt das Fossil gerade viel genug, um zu sehen, dass die Augenhöhlen von Amphipithecus nicht vollständig von Knochen umgeben waren. Dennoch kann man nicht sicher sein, dass dieses Fossil auch wirklich zu Amphipithecus gehört (oder überhaupt zu einem Primaten), da es keine knöcherne Verbindung zwischen ihm und dem Oberkiefer gibt, der in der Nähe gefunden wurde. Wenn weitere Exemplare bestätigen, dass Amphipitheciden so primitive Augenhöhlen besaßen, dann würde dieses Merkmal allein zeigen, dass Amphipitheciden nur entfernt mit Aegyptopithecus und anderen fortschrittlieren Anthropoiden verwandt sind.

Systematik


Literatur

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