Proteopithecidae



Proteopithecidae ist der Familienname von 5 Primaten, die ab dem frühen Paläogen (Oligozän) im Rupelium vor 33,9 Millionen Jahren bis 28,1 Millionen Jahren lebten. Viele Überreste wurden in Ägypten gefunden.

Proteopithecidae nennt man eine ausgestorbene Primatenfamilie aus der Unterordnung Anthropoidea (Höhere Primaten).

Man kennt zwei Gattungen, die aus der Fayum-Senke in Ägypten beschrieben wurden: Proteopithecus und Serapia. Von Proteopithecus gibt es fossile Schädel, Unterkiefer und fragmentarisch erhaltenes postcraniales Skelettmaterial. Alle Überreste ähneln den Platyrrhini, so glaubt man, dass die kleinen Primaten in etwa die Größe eines kleinen Krallenaffen erreichten (Simons, 1997).

Fundorte

Die Entdeckung von Proteopithecus hat jedoch das Bild der komplizierten Primatenevolution, wie sich sich in der Fayum abzuzeichnen scheint, kaum vereinfacht. Proteopithecus unterscheidet sich von Catopithecus in der Beibehaltung von drei Prämolaren in jedem Quadranten des Kiefers. Dieses primitive Merkmal kennt man auch von Parapitheciden und Neuweltaffen (Platyrrhini), so dass es ein Erkennungsmerkmal der frühen Anthropoiden zu sein scheint. Aber die Backenzähne von Proteopithecus sind weit primitiver als die der Parapitheciden und Platyrhini. Zum Beispiel behielt Proteopithecus den paraconiden Höcker auf dem ersten Molaren M1 bei, auch sind die Trigonide der unteren Molaren wesentlich größer als die entsprechenden Talonide. Die oberen Backenzähne sind in Querrichtung breit - ähnlich wie bei bestimmten Omomyiden. Kein Merkmal des Gebisses von Proteopithecus ähnelt besonders stark einer der anderen drei Gruppen der Fayum-Anthropoiden.

Oligozän Physiologie Gewicht:

Steckbrief
Die Welt zur Zeit von Proteopithecidae
Landmassenverteilung im Oligozän
Ernährung/Lebensraum
Basierend auf den Fossilien glaubt man, dass die Familie Proteopithecidae Allesfresser (omnivor) waren. Ihr Leben verbrachen die Tiere vermutlich in den Bäumen (arboreal), wo sie auch ihre Nahrung fanden.
* Daten nach Simons, 1989
Geographie, Epoche
Lebte im:
System: Paläogen
Serie: Oligozän
Stufe: Rupelium
Verbreitung:
Nordafrika
Ägypten
Physiologie
Gewicht: ?
Schwestertaxa

Auch als ein zerbrochener Schädel und einige Gliedmaßenknochen auftauchten, konnten die Beziehungen zu anderen Fayum Primaten nicht eindeutig geklärt werden. Die naheliegendste Lösung war, Proteopithecus in eine vierte Gruppe von frühen Anthropoiden zu stellen und es dauerte nicht lange, bis die neue Familie Proteopithecidae vorgeschlagen wurde.

Angespornt durch die Entdeckung von Catopithecus und Proteopithecus bei Steinbruch L-41, konzentrierten einige Wissenschaftler ihre Feldforschung in der Fayum auf diesen einzigen Ort. Nicht ohne Erfolg, denn schließlich kamen drei weitere Arten von Anthropoiden zum Vorschein. Dazu gehörten ein zweiter Proteopithecidide namens Serapia eocaena, der zwar etwas größer war, aber ansonsten sehr ähnlich aussah wie Proteopithecus, und ein kleiner und sehr primitiver Anthropoide namens Arsinoea kallimos, der kaum einer der vier Hauptgruppen aus der Fayum entspricht, und ein kleiner Parapithecide namens Abuquatrania basiodontos.

Proteopithecus ist einer der häufigsten Anthropoiden von L-41 und scheint ein tagaktiver Primat gewesen zu sein, darauf deuten zumindest die relativ kleinen Orbita hin. Der Schädel zeigt eine postorbitale Schließung sowie eine vollständige Fusion der Stirnknochen. Außerdem waren die Tiere sexuell dimorph, denn die Männchen hatten größere Eckzähne, was wiederum bedeutet, dass zumindest ein Teil der Anthropoiden von L-41 in komplexen sozialen Gruppen lebte, ähnlich wie viele heutige Affen. Basierend auf der Anatomie der Zähne glaubt man, dass sich alle frühen Anthropoiden von L-41 von Früchten ernährten. Einige oder alle diese Arten ergänzten ihre Nahrung wahrscheinlich mit Insekten, Samen und anderen Arten von Nahrungsmitteln.

Skelettreste zeigen, dass sich die Proteopithecidae ähnlich wie viele heute lebende Neuweltaffen fortbewegten. Bei den Hinterbeinen ist die schlanke Tibia (Schienbein) etwas länger als der Oberschenkelknochen, was darauf hindeutet, dass Proteopithecus ein agiler Baumbewohner war, der sich vierbeinig und springend fortbewegte, ähnlich wie heutige Marmosetten.

Simons und Seiffert (1999) sind der Meinung, dass Proteopithecus unter allen Primaten am ehesten Ähnlichkeiten mit den Neuweltaffen (Platyrrhini) aufweist und daher als Schwestertaxon angesehen werden kann. Die Gattung Serapia, die man früher den Parapitheciden zuordnete, ist Proteopithecus sehr ähnlich, aber etwas größer und gehört wahrscheinlich auch in diese Familie. Kay et al. (2004) ordnen die beiden Gattungen nach wie vor den Parapithecidae zu.

Systematik


Literatur

E. L. Simons 1989, Description of two genera and species of Late Eocene Anthropoidea from Egypt. Proceedings of the National Academy of Sciences. 86, p. 9956 - 9960
E. L. Simons 1992, Diversity in the early Tertiary anthropoidean radiation in Africa. Proceedings of the National Academy of Sciences. 89, p. 10743 - 10747