Alle Meeresmuscheln in deutschen Seegebieten dokumentiert



Bio-News vom 12.08.2021

Michael Zettler erforscht seit vielen Jahren das Vorkommen und die Lebensbedingungen der Bewohner des Meeresbodens – des so genannten Zoobenthos. Nun brachte er seine profunde Expertise in eine Monographie über die Meeresmuscheln Deutschlands ein und ermöglichte so zusammen mit Co-Autor Axel Alf einen Lückenschluss in der renommierten Reihe „Die Tierwelt Deutschlands“.

Muscheln haben seit jeher die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen. Ob als Lebensmittel oder als Schmuck, die Küstengesellschaften wussten diese Meerestiere zu nutzen. Die moderne Meeresforschung verbindet mit ihnen für die Gewässer-Gesundheit wichtige Reinigungsfunktionen: Sie filtern Trübstoffe aus dem Wasser und können auf diesem Wege sowohl für mehr Lichtdurchlässigkeit sorgen, als auch Schadstoffe oder überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser ins Sediment verlagern. Mit der rasanten Zunahme an offshore Bautätigkeiten zu Beginn der 1990er Jahre, wuchs auch die Sorge um diese Bewohner des Meeresbodens. Umfangreiche Monitoring-Programme wurden gestartet und lieferten immer mehr Wissen über die verschiedenen Arten und ihre Lebensbedürfnisse. Von den Anfängen der Arten-Bestimmung im deutschen Teil von Nord- und Ostsee in den 1860er Jahren bis heute wuchs der Kenntnisstand sukzessive an.

Publikation:


Zettler, M.L., Alf, A.
Bivalvia of German marine waters of the North and Baltic Seas
ConchBooks, Harxheim: 329pp. ISBN 978-3-948603-12-0

In der renommierten Serie „Die Tierwelt Deutschlands“, mit der seit 1925 regelmäßig Kompendien zu einzelnen Tiergruppen Deutschlands veröffentlicht wurden, fehlten bislang die Meeresmuscheln. Mit Band 85 wird diese Lücke endlich geschlossen. Die beiden Autoren, der IOW-Wissenschaftler Dr. Michael L. Zettler und der vor seiner Pensionierung an der Universität von Weihenstephan-Triesdorf lehrende Prof. Dr. Axel Alf haben insgesamt 123 Arten beschrieben, taxonomisch eingeordnet und mit ausdrucksstarken Fotos dokumentiert. Zu jeder Art werden Informationen zu der Lebensumwelt, die sie benötigen, sowie Verbreitungskarten angegeben.

Einband des Buches „Marine Bivalvia“

Im Gegensatz zu anderen Bestimmungsbüchern enthält die Monographie auch einen aktuellen Überblick über einwandernde Arten, die dabei sind sich hier zu etablieren oder es bereits erfolgreich geschafft haben.

In erster Linie richten sich die Autoren mit ihrem Werk an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für ihre Arbeit eine taxonomisch sichere Bestimmung ihres Probenmaterials benötigen. Durch die Verfassung der Texte in englischer Sprache ist außerdem gewährleistet, dass diese wertvolle Zusammenstellung auch über die Grenzen Deutschlands hinweg genutzt werden kann, denn die Verbreitung der einzelnen Arten richtet sich natürlich nicht nach Staatsgrenzen, sondern in erster Linie nach dem Salzgehalt. So gesehen können die Forschenden dänischer, schwedischer, polnischer, niederländischer und norwegischer Forschungsinstitute ebenfalls von dieser umfangreichen Sammlung profitieren.

Über den wissenschaftlichen Bedarf hinaus ist ein Buch entstanden, das auf beeindruckende Art und Weise auch die Vielfalt dieser Tiergruppe und die Ästhetik ihrer Schalen belegt und somit für alle Menschen mit Interesse an Naturschutz und Artenvielfalt in unseren Küstengewässern ein bereicherndes Nachschlagewerk darstellt.



Diese Newsmeldung wurde mit Material des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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