Genomik für den Arten- und Naturschutz



Bio-News vom 24.02.2023

Die biologische Vielfalt der Natur zu erhalten, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Bei der Entwicklung von Strategien und effektiven Maßnahmen kann das Feld der Biodiversitätsgenomik einen wichtigen Beitrag leisten. Genomische Daten von Arten, Artgemeinschaften und ganzer Ökosysteme sollten bei weitreichenden Bewertungen und Entscheidungen im Naturschutzmanagement immer berücksichtigt werden – dafür plädiert ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Die biologische Vielfalt der Natur zu erhalten, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Um Strategien und effektive Maßnahmen zu entwickeln, bedarf es fundierter wissenschaftlicher Analysen und konkreter Informationen für die Akteurinnen und Akteure im Naturschutz.


Das Aussterben des Iberischen Luchses (Lynx pardinus) konnte dank Erhaltungsmaßnahmen, die genetische Informationen einbezogen, verhindert werden – so eines der Beispiele der Autor*innen des Beitrags für eine gelungene Zusammenarbeit beim Artenschutz.

Publikation:


K. Theissinger, C. Fernandes, G. Formenti, I. Bista, P. R. Berg, C. Bleidorn, A. Bombarely, A. Crottini, G. R. Gallo, J. A. Godoy, S. Jentoft, J. Malukiewicz, A. Mouton, R. A. Oomen, S. Paez, P. J. Palsbøll, C. Pampoulie, M. J. Ruiz-Lopez, S. Secomandi, H. Svardal, C. Theofanopoulou, J. de Vries, A.-M. Waldvogel, G. Zhang, E. D. Jarvis, M. Bálint, C. Ciofi, R. M. Waterhouse, C. J. Mazzoni, J. Höglund, and The European Reference Genome Atlas Consortium
How genomics can help biodiversity conservation
Trends in Genetics (2023)

DOI: 10.1016/j.tig.2023.01.005



Hier kann das Feld der Biodiversitätsgenomik einen wichtigen Beitrag leisten: Genomische Daten von Arten, Artgemeinschaften und ganzer Ökosysteme geben Einblick in Eigenschaften, Anpassungsfähigkeiten, Verwandtschaftsbeziehungen und evolutionäre Entwicklungen. Diese Daten sollten bei weitreichenden Bewertungen und Entscheidungen im Naturschutzmanagement immer berücksichtigt werden – dafür plädiert ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter anderem aus Frankfurt in einer neuen Veröffentlichung im Fachjournal „Trends in Genetics“.

Die derzeitige Krise der biologischen Vielfalt hat verheerende Folgen für das Funktionieren und die Gesundheit der Ökosysteme, das evolutionäre Erbe und das Anpassungspotenzial der Arten. Damit bedroht sie letztlich auch die Menschheit. Obwohl die genetische Vielfalt seit langem als grundlegend für alle Ebenen der biologischen Organisation – von Individuen, Populationen und Arten bis zu Gemeinschaften und Ökosystemen – anerkannt sei, werde die Genomik bei der Bewertung der biologischen Vielfalt und bei Erhaltungsmaßnahmen häufig vernachlässigt, argumentieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem Artikel. Gründe sehen sie in einer begrenzten Wissensübermittlung, eingeschränkter interdisziplinärer Zusammenarbeit und dem Fehlen entsprechender internationaler Vorgaben.

Um die zahlreichen Vorteile und Einsatzmöglichkeiten genomischer Daten aufzuzeigen, gibt das Team einen Überblick über die wichtigsten Ansätze und Anwendungen der Biodiversitätsgenomik. Während sich etwa mittels des sogenannten DNA metabarcodings die Biodiversität ganzer Ökosysteme analysieren lässt, kann die Detailtiefe bei der Untersuchung einzelner Lebewesen an die jeweilige Fragstellung beim Artenschutz angepasst werden.

„So kann zum Beispiel anhand genomischer Daten die Fähigkeit einer Art, sich an wandelnde Umweltbedingungen anzupassen, viel realistischer ermittelt werden. Auch für das Naturschutzmanagement wichtige Parameter wie Inzucht oder Genfluss, also der Austausch von genetischem Material innerhalb oder zwischen Populationen, können durch die Analysen ganzer Genome sehr verlässlich dargestellt werden. Mit unserer Veröffentlichung möchten wir vor allem bewirken, dass Forschende aus den Bereichen Naturschutz und Biodiversitätsgenomik enger zusammenarbeiten, um eine neue Ära der Naturschutzgenomik im Anthropozän einzuläuten – dem Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist“, erläutert Dr. Kathrin Theissinger, Wissenschaftlerin bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sowie am hessischen LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) und eine der Erstautoren der Veröffentlichung.

Besonders zuverlässigen Einblick geben laut der Forschenden die Daten aus Referenzgenomen, also umfassend analysierten Erbgutinformationen einer Art. „Es ist wichtig, dass Referenzgenome für zahlreiche Arten aus dem gesamten Baum des Lebens gut verfügbar und nutzbar werden. Dieser Schatz an Daten wird entscheidend dazu beitragen, die biologische Vielfalt unserer Erde zu bewerten, zu erhalten oder wiederherzustellen“, betont Miklós Bálint, Professor für Funktionale Umweltgenomik bei Senckenberg, der Universität Gießen und LOEWE-TBG. „Für das Ziel, die genomischen Grundlagen dieser Vielfalt zu entziffern und zu verstehen, bieten Senckenberg und das LOEWE-Zentrum TBG exzellente Bedingungen, besonders auch für die Erstellung von Referenzgenomen unterschiedlichster Arten.“



Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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