Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung


Büste von Johann Christian Senckenberg
Schriftzug der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft an der Fassade des Senckenberg-Museums

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) (bis November 2008: Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft - SNG)) ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie verfolgt laut aktueller Satzung das Ziel, „Naturforschung zu betreiben und die Ergebnisse der Forschung durch Veröffentlichung, durch Lehre und durch ihr Naturmuseum der Allgemeinheit zugänglich zu machen.“ Die Gesellschaft erhält als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft eine gemeinsame Finanzierung von Bund und Ländern.

Geschichte

Frankfurter Bürger gründeten die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft am 22. November 1817, unter anderem auf Anregung von Goethe. Er nannte den Frankfurtern die 1808 in Hanau gegründete Wetterauische Gesellschaft als Vorbild. Ziel der Gesellschaft war es von Beginn an, die Naturforschung zu fördern und in Frankfurt ein öffentliches Naturalienkabinett zu etablieren. Durch landesherrschaftliche Verfügung wurde ihr am 17. August 1867 die Rechtsform einer juristischen Person verliehen.

Den Namen führt die Gesellschaft zu Ehren des Frankfurter Arztes Dr. Johann Christian Senckenberg und in Abstimmung mit der Dr. Senckenbergischen Stiftung, ist von ihr jedoch institutionell unabhängig.

Einer der Direktoren, Isaak Blum, schlug 1893 als erster vor, Formaldehyd (Formol) zu Konservierungszwecken zu verwenden.

Aufgaben

Ihren Satzungsauftrag nimmt die Gesellschaft wahr durch

  • Senckenberg Forschungsinstitute und Naturmuseen. Derzeit ist die Gesellschaft Trägerin von sechs Forschungsinstituten. Vier von ihnen unterhalten umfangreiche wissenschaftliche Sammlungen, die an den Standorten Frankfurt, Dresden und Görlitz in Naturkunde-Museen öffentlich zugänglich sind.
    • Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt: das Forschungsinstitut Senckenberg und das diesem angegliederte Naturmuseum Senckenberg. Zum Forschungsinstitut gehören die Forschungsstationen:
      • Gelnhausen (Limnologie und Naturschutzforschung, seit 1969 in Biebergemünd zunächst Forschungsstation für Mittelgebirge, seit 2006 Gelnhausen)
      • Grube Messel (Paläontologie, seit 1983), seit 1992 ist die Senckenberg-Gesellschaft Betreiberin der Grube Messel
      • Weimar (Quartärpaläontologie, gegründet 1962, 2000 zu Senckenberg)
    • Senckenberg am Meer Wilhelmshaven: Abteilungen Meeresforschung (seit 1928) und Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung (seit 2001) mit Forschungsstandort Hamburg
    • Biodiversität und Klima Forschungszentrum (seit 2008)
    • Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, entstanden 1727 aus der kurfürstlichen Kunstkammer bei deren Verlegung in den Dresdner Zwinger, 2009 zu Senckenberg
    • Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, gegründet 1811 als „Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz“, umbenannt 1823 in „Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz“, 1953 staatliches Forschungsmuseum der DDR, 1991 Landesmuseum des Freistaates Sachsen, 2009 zu Senckenberg
    • Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg, gegründet 1886 als Deutsche Entomologisches Nationalmuseum mit systematisch-taxonomischem Schwerpunkt, 1922 Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, 1971 als Abteilung in das Institut für Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow eingegliedert, seit 1990 diverse Träger, 2000 zum Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, 2009 zu Senckenberg. Insektensammlung mit ca. 3 Millionen Exemplaren in 250.000 Arten, darunter Typen von 25.000 Arten.
  • die den Senckenberg Forschungsinstituten und Naturmuseen angegliederte Senckenberg-Schule, eine private, öffentlich anerkannte Ergänzungsschule zur Ausbildung von Technischen Assistenten für naturkundliche Museen und Forschungsinstitute;
  • die Lehrtätigkeit ihrer Wissenschafter an anderen Institutionen, durch wissenschaftliche Symposien, Vortragsveranstaltungen und Exkursionen sowie durch Museumsführungen. Etliche Wissenschaftler des Forschungsinstituts sind zugleich Professoren der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität;
  • die Herausgabe von wissenschaftlichen Publikationen, die in allgemein verständlicher Form naturwissenschaftliche Kenntnisse verbreiten helfen. Hierzu gehört unter anderem die Zeitschrift Natur und Museum;
  • die ständige Ergänzung der Senckenbergischen Bibliothek, die zu wesentlichen Teilen der Gesellschaft gehört.

Mitgliedschaft und Leitung

Mitglied der Gesellschaft können sowohl natürliche Personen als auch juristische Personen werden, ebenso handelsgerichtlich eingetragene Firmen. Das Stimmrecht auf Mitgliederversammlungen wird persönlich ausgeübt und ist nicht auf andere übertragbar. Auch juristische Personen und Firmen haben nur je eine Stimme.

Die Mitgliederversammlung wählt die Mitglieder des Verwaltungsrats, zu dessen Aufgaben u.a. die Berufung des Generaldirektors und der Mitglieder des Direktoriums gehören.

Geleitet wird die Gesellschaft durch ein Direktorium, bestehend aus dem Generaldirektor (seit 2005: Volker Mosbrugger) als Vorsitzendem und bis zu fünf weiteren Mitgliedern.

Ehrenamtlicher Präsident der Gesellschaft ist seit November 2008 der Diplomkaufmann Dietmar Schmid, Vorsitzender des Verwaltungsrats der BHF-Bank.

Senckenbergische Bibliothek

Die Literatursammlung der Senckenbergischen Bibliothek ist zwar noch immer allen Senckenbergianern zugänglich und wird durch den Schriftentausch des Forschungsinstitutes und der DFG-Förderung als Sammlungsschwerpunkt weiter ausgebaut, gehört jedoch institutionell zur Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, die im Jahr 2005 aus der Senckenbergischen Bibliothek und der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt hervorgegangen ist.

Geplanter Ausbau und Wissenschaftspolitik

Nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm Senckenberg eine Reihe von Instituten, die bis dahin unter der Finanzierung des Bundes oder der Bundesländer standen. Viele dieser Einrichtungen wären eigenständig finanziell nicht überlebensfähig gewesen.

Laut einer Absprache von Land Hessen, Universität Frankfurt und SNG soll die Gesellschaft bis 2017 – nach dem vollständigen Umzug der Universitätseinrichtungen auf den Campus Westend – das denkmalgeschützte Universitätshauptgebäude sowie das Gebäude des Physikalischen Vereins übernehmen. Eigentümer dieser Grundstücke ist die Dr. Senckenbergische Stiftung. Nach zum Teil erheblichen Sanierungs- und Umbauarbeiten sollen in diesen Gebäuden u.a. neue Ausstellungsflächen für das Naturmuseum und verbesserte Arbeitsbedingungen für die Wissenschaftler des Forschungsinstituts geschaffen werden.

Literatur

  • W. Kramer Chronik der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 1871-1966, Senckenberg Buch, Band 46, 1967, S. 159-571
  • 175 Jahre Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Jubliäumsband, Senckenberg Buch, Band 67, 1992

Weblinks

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