Konserviert im Baumharz: Bienen vor ihrer Entdeckung ausgestorben
Bio-News vom 14.02.2022
Ein internationales Forschungsteam hat in Baumharz und Kopal eingeschlossene stachellose Bienen aus Ostafrika untersucht: In ihrer Studie beschreiben sie zwei neue Arten und erläutern, dass diese höchstwahrscheinlich vor ihrer Entdeckung ausgestorben sind. Die Küstenwälder, aus denen die Bienen stammen, gehören zu den am stärksten bedrohten Gebieten weltweit.
Die Wälder Ostafrikas und der Küstenwald Madagaskars gehören zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt. Mehr als 90 Prozent des Waldes wurde dort abgeholzt; allein im Jahr 2020 gingen in Madagaskar 241 Kilohektar Baumbestand verloren. „Dennoch gelten diese Gebiete immer noch als ‚Hotspots der Artenvielfalt‘“, erklärt Dr. Mónica M. Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Ihre Biodiversität war in der Vergangenheit aber ungleich höher – das ‚erzählen‘ uns unter anderem Insekten-Einschlüsse in versteinerten Harzen.“
Publikation:
Solórzano-Kraemer MM, Kunz R, Hammel JU, Peñalver E, Delclòs X, Engel MS
Stingless bees (Hymenoptera: Apidae) in Holocene copal and Defaunation resin from Eastern Africa indicate Recent biodiversity change
The Holocene (2022)
Solórzano Kraemer hat mit einem Team aus Spanien (Universitat de Barcelona und Instituto Geológico y Minero de España-CSIC), den USA (University of Kansas) und Deutschland (Helmholtz-Zentrum Hereon - DESY) mehrere dieser Baumharze (sogenannte „Defaunation resin“) und Kopale untersucht. Sie fanden darin Einschlüsse von stachellosen Bienen (Meliponini) – die jüngsten waren von 2015, die ältesten etwa 3000 Jahre alt. Innerhalb der 36 untersuchten Exemplare konnten die Forschenden drei bekannte Arten identifizieren sowie zwei neue Arten – Axestotrigona kitingae sp. nov. und Hypotrigona kleineri sp. nov. – beschreiben.
Ostafrika und Ost-Madagaskar sind heute stark fragmentierte Landschaften. Wir gehen daher davon aus, dass die neu entdeckten Arten heute bereits ausgestorben sind.
Mónica M. Solórzano Kraemer, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
Solórzano Kraemer weiter: „Meliponini-Arten reagieren sehr empfindlich auf Umweltveränderungen, da diese sozial in Kolonien lebenden Bienen auf Pollen, Nektar und Harz der sie umgebenden Flora angewiesen sind. Aus diesem Grund sowie wegen der umfassenden, vom Menschen verursachten Lebensraumveränderung in den letzten 150 Jahren in ganz Ostafrika, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Arten noch am Leben sind.“
Die Forscherinnen und Forscher sprechen in ihrer Studie von einem „versteckten Verlust“ der Biodiversität: Ein Aussterben von Arten, bevor sie in ihrer natürlichen Umgebung entdeckt und beschrieben werden konnten. „Bislang standen vor allem Einschlüsse in Bernsteinen im wissenschaftlichen Fokus. Harz und Kopale konservieren Organismen aber in vergleichbar guter Erhaltung und sind damit wichtige Werkzeuge, um den Wandel in einer Faunenzusammensetzung nachzuweisen. Sie zeigen uns, wie die Insektenwelt vor dem Beginn des Anthropozäns, des vom Menschen beeinflussten Zeitalters, aussah und sollten daher definitiv mehr Beachtung erfahren“, schließt Solórzano Kraemer.
Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.