Neue Rochenart aus Bayern entdeckt: Aellopobatis bavarica aus dem späten Jura



Bio-News vom 22.03.2024

In einer neuen Studie haben internationale Forschenden die rätselhafte Welt der vor 150 Millionen Jahren lebenden Rochen erforscht. Dabei haben sie ine bisher verborgene Vielfalt entdeckt und eine neue Rochenart beschrieben: Aellopobatis bavarica aus dem späten Jura. Die Forschungsergebnisse erweitern das Verständnis dieser urtümlichen Knorpelfische erheblich und bieten weitere Einblicke in ein vergangenes marines Ökosystem.

Die Paläobiologin Julia Türtscher von der Universität Wien hat in ihrer neuen Studie 52 fossile Rochen untersucht. Diese stammen aus dem späten Jura und sind somit rund 150 Millionen Jahre alte Zeugen einer Zeit, als Europa noch eine Insellandschaft war, vergleichbar mit der heutigen Karibik.


Aellopobatis bavarica: Die Art konnte bis zu 170cm groß werden.

Publikation:


Türtscher, J., Jambura, P. L., Villalobos-Segura, E., López-Romero, F. A., Underwood, C. J., Thies, D., Lauer, B., Lauer, R., & Kriwet, J.
Rostral and Body shape analyses reveal cryptic diversity of Late Jurassic batomorphs (Chondrichthyes, Elasmobranchii) from Europe.

Papers in Palaeontology (2024)

DOI: 10.1002/spp2.1552



Die Exemplare aus dem späten Jura sind für die Forschenden besonders wertvoll, denn sie gehören zu den ältesten bekannten vollständig erhaltenen Rochen. Da von fossilen Rochen meist nur die Zähne erhalten sind, ermöglichen solche seltenen Skelettfunde spannende Einblicke in die frühe Evolution dieser Gruppe. Obwohl die außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien (aus Deutschland, Frankreich und England) schon länger bekannt sind, waren sie bisher weitgehend unerforscht. Türtschers Studie stellt somit die erste umfassende Analyse der Variation der Körperformen bei diesen Rochen dar.



Die Ergebnisse zeigen eine größere Vielfalt holomorpher (vollständig erhaltener) Rochen im späten Jura als bisher angenommen. "Bisher waren aus dem späten Jura nur drei holomorphe Rochenarten bestätigt, dank dieser Studie konnten nun insgesamt fünf Arten identifiziert werden", so Türtscher. Die Forschenden konnten aufgrund ihrer Analysen eine vierte Art, die bereits länger diskutiert wurde, bestätigen und dazu eine neue, bis dahin unentdeckte Rochenart belegen und einführen: den sogenannten Aellopobatis bavarica.


Aellopobatis bavarica: Die neu entdeckte Art, vollständige Fossilien sind nur aus Deutschland bekannt. Diese Art ist außerdem die größte Art von allen und kann bis zu 170cm groß werden. Der Skalenstrich bedeutet 10 cm.

Bislang wurde diese Art, die bis zu 170 cm lang werden konnte, als Großform des mit 60 cm Länge viel kleineren französischen Spathobatis bugesiacus angesehen. Durch eine detaillierte Analyse der Skelettstrukturen und Körperformen konnten die Forschenden jedoch zeigen, dass es sich bei Aellopobatis bavarica um eine eigenständige Art handelt.

Die neuen Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass die Arten nur in örtlich sehr begrenzten Gebieten vorkamen, die Autorinnen und Autoren wollen daraus aber noch keine voreiligen Schlüsse ziehen: "Eine weitere Untersuchung der Zahnmorphologie und ein anschließender Vergleich mit Einzelzahnfunden von anderen Fundorten könnte helfen, die paläogeographische Verbreitung der jurassischen Rochen zu rekonstruieren", erklärt Türtscher.

Einblick in vergangene marine Ökosysteme

Die Ergebnisse dieser neuen Studie tragen nicht nur zum Verständnis der Artenvielfalt und Evolution der Rochen im Oberjura bei, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Artbestimmung fossiler Rochen, die bisher nur auf isolierten Zähnen basieren. Die Fortschritte in der Erforschung dieser faszinierenden Lebewesen geben Einblick in die Dynamik vergangener mariner Ökosysteme und unterstreichen die Bedeutung gut erhaltener Fossilien für die Rekonstruktion unserer geologischen Vergangenheit. "Nur wenn wir die Vergangenheit von Tiergruppen verstehen, ihre Entstehung, die Anpassungen an veränderte Umweltfaktoren und ihr Aussterben, können wir Rückschlüsse auf ihre heute lebenden Vertreter schließen. Paläobiologische Erkenntnisse helfen uns, die Dynamik hinter der Evolution und dem Aussterben von Arten besser zu verstehen und damit wirksamere Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tierarten von heute zu entwickeln." so Zweitautor Patrick L. Jambura vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität Wien via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.


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