Pflanzenreste auf dem Feld verrotten zu lassen ist gut für das Klima



Bio-News vom 08.07.2021

Im Boden verrottende Pflanzen sind nicht nur als Kompost wertvoll. Tatsächlich spielen Pflanzenreste eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den Kohlenstoff im Boden zu halten, was für die Reduzierung der CO2-Emissionen des Planeten wichtig ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von Forschenden der Technischen Universität München (TUM) und anderen Institutionen.

Böden sind ein wichtiger Akteur im globalen Kohlenstoffkreislauf, da sie mehr als doppelt so viel Kohlenstoff speichern wie die Atmosphäre. Forschende haben die Rolle von pflanzlichen Kohlenstoffeinträgen für eine erhöhte Bodenkohlenstoffspeicherung nun genauer untersucht.

"Kleine Teile von abgestorbenen Pflanzen werden oft nur als Fast Food für Bakterien und Pilze im Boden gesehen. Wir haben gezeigt, dass Pflanzenreste tatsächlich eine größere Rolle bei der Bildung und Speicherung von Kohlenstoff im Boden spielen als bisher angenommen", sagt Kristina Witzgall, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für Bodenkunde an der TUM.


Pflanzenreste spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Kohlenstoff im Boden zu halten.

Publikation:


Kristina Witzgall, Alix Vidal, David Schubert, Carmen Höschen, Steffen A. Schweizer, Franz Buegger, Valérie Pouteau, Claire Chenu and Carsten W. Mueller
Particulate organic matter as a functional soil component for persistent soil organic carbon
Nature Communications, 2021

DOI: 10.1038/s41467-021-24192-8



Pflanzenreste können Kohlenstoff speichern

Die Forschungsgruppe ahmte in einer Studie den natürlichen Zersetzungsprozess von Pflanzenresten im Labor nach, um zu analysieren, wie genau Kohlenstoff im Boden gespeichert wird. Dazu wurden die Pflanzenreste direkt in das Bodenmaterial eingemischt und anschließend in kleine Zylinder eingekapselt. Nach einer Inkubationszeit von drei Monaten analysierten die Forschenden die chemischen Prozesse mit einem speziellen bildgebenden Verfahren, das selbst kleinste Details sichtbar macht.


Bodenforscher bei der Arbeit, wie er den Boden mit Rasierklingen in Tiefenstufen schneidet. Der Grund, warum die Probe in Tiefeninkremente aufgeteilt wird, ist, um zu verfolgen, ob der Kohlenstoff, der aus den Pflanzenresten in der oberen Schicht stammt, dort bleibt, oder ob man ihn auch tiefer in den Bodenproben finden kann.
Bodenprobe: Dieses Bild wurde direkt nach der Bebrütung aufgenommen. Die Wissenschaftler hatten 5 cm hohe Plastikzylinder, die mit Erde gefüllt waren, und nach der Bebrütung öffneten sie diese, wie man auf dem Bild sehen kann.

„Es zeigte sich, dass Pilze eine besonders wichtige Rolle bei der Zersetzung der zugegebenen Pflanzenreste spielen - mehr als Bakterien. Wir konnten sehen, dass eine Verlagerung von pflanzlichem Kohlenstoff tiefer in den Boden stattfindet. Dies geschieht als Folge der Ausdehnung der Hyphen-Netzwerke von Pilzen“, sagt Kristina Witzgall.

„Die Pilze wickeln ihre weißen Fäden um die Pflanzenreste und "verkleben" sie mit dem Boden. Dann fressen die Pilze den Kohlenstoff in den Pflanzen und speichern viel Kohlenstoff im Boden", erklärt Carsten Müller Professor an der Universität Kopenhagen und einer der Autoren der Studie.

Deutlich verlängerte Kohlenstoffspeicherung im Boden

In der Vergangenheit hat sich die Wissenschaft hauptsächlich auf die Kohlenstoffspeicherung an der Oberfläche von Mineralen wie Ton konzentriert. Aber die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Pflanzenreste selbst die Fähigkeit haben, Kohlenstoff zu speichern, weil wichtige Prozesse direkt an der Oberfläche der Pflanzenreste ablaufen.

Mikroskopaufnahme: Die Forschenden verwendeten eine bildgebende Technik, die sog. Sekundärionen-Massenspektrometrie im Nanobereich.

Könnte in Zukunft CO2 einsparen

Die Methode, Pflanzenreste verrotten zu lassen, um Ackerflächen zu optimieren, ist nicht neu. „Um durch die Bodenbewirtschaftung den organischen Kohlenstoff im Boden effektiv zu erhöhen, ist ein besseres Verständnis der Dynamik und Komplexität der Bildung und Beständigkeit von Kohlenstoff im Boden erforderlich“, sagt Kristina Witzgall. Mit ihrer Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die mechanistischen Prozesse der Vorgänge im Boden verdeutlicht.

"Pflanzenreste zur Speicherung von Kohlenstoff sind für fruchtbare und klimafreundliche landwirtschaftliche Böden ein wichtiger Faktor. Wir planen in Zukunft auch Versuche, bei denen wir verrottende Pflanzen tiefer in den Boden einbringen, damit der Kohlenstoff dort länger gespeichert werden kann", sagt Carsten Müller. Wenn bessere Bedingungen für die Kohlenstoffspeicherung im Boden geschaffen werden, könnten dadurch zwischen 0,8 und 1,5 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr gespeichert werden. Zum Vergleich: Die Weltbevölkerung hat in den letzten 10 Jahren 4,9 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr ausgestoßen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Technischen Universität München via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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