Schlange überquert die Alpen



Bio-News vom 21.04.2021

Ein Forschungsteam hat das Auftreten der Italienischen Barrenringelnatter in Bayern untersucht. Anhand von über 1000 Proben zeigen sie, dass die erst kürzlich in Deutschland entdeckte Schlange sich nach der Eiszeit nach Norden ausgebreitet hat. Dabei haben die Nattern die – eigentlich als natürliche Barriere bekannten – Alpen erfolgreich überquert. Aufgehalten wurden sie erst, als sie in Südbayern auf die verwandte Ringelnatter stießen. Die Studie erschien heute im „Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research“.

Die Italienische Barrenringelnatter (Natrix helvetica sicula) war bis vor Kurzem ausschließlich aus Italien und von den Südalpen bekannt. „Ein Team um Frank Glaw und Michael Franzen von der Zoologischen Staatssammlung München hat 2019 aber für mehrere Landkreise in Südbayern den Nachweis für diese Schlange erbracht“, erzählt Marika Asztalos, Doktorandin am Museum für Tierkunde der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden und fährt fort: „Wir wollten nun wissen wie die Schlangen nach Bayern kamen, wie weit sie verbreitet sind und ob sie sich dort mit den anderen Ringelnattern vermischen.“


Die Italienische Barrenringelnatter (Natrix helvetica sicula) ist in Deutschland auf den äußersten Süden von Bayern beschränkt, wo sie eine wenige Kilometer breite Hybridzone mit der Ringelnatter (Natrix natrix) bildet.

Publikation:


Marika Asztalos, Frank Glaw, Michael Franzen, Carolin Kindler, Uwe Fritz
Transalpine dispersal: Italian barred grass snakes in southernmost Bavaria—This far but no further!

Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research

DOI: 10.1111/jzs.12471



Basierend auf der genetischen Untersuchung von 1031 Proben untersuchte Asztalos mit Professor Uwe Fritz und weiteren Forschenden, darunter auch Frank Glaw und Michael Franzen von der Zoologischen Staatssammlung München, die Verbreitung der verschiedenen Ringelnatterformen und zeigte, dass die Italienische Barrenringelnatter im südlichsten Bayern auf die Flusstäler von Inn, Isar und Loisach begrenzt ist. Wo sich diese Flüsse aus den Alpentälern in die Ebene ergießen, endet das Verbreitungsgebiet der Barrenringelnatter ziemlich abrupt und wenige Kilometer weiter nördlich findet sich nur noch die heimische Ringelnatter (Natrix natrix). Die Alpen konnten demnach die Ausbreitung der Barrenringelnatter nicht aufhalten, die starke Präsenz der weiter nördlich lebenden Ringelnattern dagegen schon.


Mischling zwischen Ringelnatter (Natrix natrix) und Westlicher Barrenringelnatter (Natrix helvetica helvetica) aus Lindau am Bodensee.

„Unsere Studie zeigt, dass sich die Italienische Barrenringelnatter in der Nach-Eiszeit über Alpenpässe nach Tirol und Bayern ausgebreitet hat“, erläutert Fritz und ergänzt: „In Westdeutschland kommt eine weitere Unterart der Barrenringelnatter im Rheingebiet vor, die eine andere Route genommen hatte. Sie ist aus Frankreich nach Mitteleuropa eingewandert, was schon länger bekannt ist.“

Das Team fand nun erstmals auch Spuren dieser westlichen Barrenringelnatter (Natrix helvetica helvetica) in Bayern, nämlich in der Bodenseeregion und in Unterfranken. Zwar handelt es sich in beiden Fällen nur um Mischlinge mit der heimischen Ringelnatter, eine intensivere Suche in diesen Regionen könnte aber durchaus noch zur Entdeckung weitgehend reiner Populationen führen.

Fritz und Co konnten von den 208 Proben aus Bayern 90 Tiere der Italienischen Barrenringelnatter zuordnen – wobei die meisten Hybride zwischen den Einwanderern und der heimischen Ringelnatter waren. „Ähnliche Hybridisierungsvorgänge sind uns schon aus dem Rheingebiet bekannt, in Südbayern beschränken diese sich aber auf eine wenige Kilometer schmale Hybridzone, in der auch jeweils die Elternarten leben“, fasst Asztalos zusammen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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