Stressforschung an Therapiehunden zeigt Bedürfnisse der Tiere



Bio-News vom 22.05.2014

Tiere wirken positiv auf den Menschen. Das ist wissenschaftlich belegt und wird immer häufiger gezielt therapeutisch eingesetzt.

Wie es den Therapiehunden in einem therapeutischen Setting geht und wie eine möglichst stressfreie Situation für die Tiere geschaffen werden kann, haben Forschende der Vetmeduni Vienna untersucht. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Hunde während Gruppentherapien nicht gestresster sind als in ihrer Freizeit. Voraussetzung dafür ist Freiwilligkeit und Selbstbestimmtheit der Hunde. Die Ergebnisse wurden im Journal of Veterinary Behavior veröffentlicht.

Die sogenannte tiergestützte Therapie wird immer häufiger zur Therapie körperlicher und seelischer Erkrankungen beim Menschen eingesetzt. „Für belastete Menschen können Tiere als „soziale Eisbrecher“ diesen und Patientinnen und Patienten sogar motivieren, überhaupt an einer Therapie teilzunehmen“, erklärt die Erstautorin der Studie, Lisa Maria Glenk. Wissenschaftliche Studien zur tiergestützten Therapie gibt es zwar, allerdings wurden darin bisher eher die Auswirkungen auf den Menschen erforscht.

Lisa Maria Glenk forscht an der Abteilung Komparative Medizin am Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni Vienna und ist eine Pionierin, wenn es um die Erforschung der Tierperspektive in der Tiergestützten Therapie mit Hunden geht. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Wien und dem Karl Landsteiner Institut in Mauer-Amstetten erforschte Glenk die Lebensqualität der Co-Therapeuten auf vier Pfoten. „Es fehlen allgemein gültige Standards für den professionellen Einsatz von Tieren in der Therapie. Diese Standards möchten wir etablieren. Sind die Tiere bei der Arbeit gestresst, kann das für deren psychische und körperliche Gesundheit negative Konsequenzen haben. Geht es den Tieren gut geht, kommt das schließlich auch den Menschen zugute“, so die Naturwissenschafterin Glenk.


Therapiehunde müssen eine hohe Toleranzschwelle gegenüber Mensch und Tier besitzen.

Publikation:


Lisa Maria Glenk, Oswald David Kothgassner, Birgit Ursula Stetina, Rupert Palme, Berthold Kepplinger und Halina Baran
Salivary cortisol and behavior in therapy dogs during animal-assisted interventions: A pilot study

Journal of Veterinary Behavior

DOI: 10.1016/j.jveb.2014.02.005



Kein Stress in der Gruppentherapie

Trainierte Therapiehunde sind während der Therapie nicht gestresster als an „arbeitsfreien“ Tagen. Glenk untersuchte dazu fünf ausgebildete und erfahrene Therapiehunde. Die Tiere waren regelmäßig bei Gruppentherapien mit drogenabhängigen Forschenden und zwei Forschenden dabei. Ob die Therapiestunden für die Tiere Stress bedeuten oder nicht, analysierte Glenk anhand von Speichelproben. Im Speichel, der den Hunden zu unterschiedlichen Zeitpunkten während und nach der Gruppentherapie, sowie zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Freizeit entnommen wurde, wiesen die Forschenden Kortisol - einen Indikator für den Stresslevel der Tiere - nach. Zusätzlich dokumentierten die Forschenden das Verhalten der Tiere per Video.

Freiheit entspannt

Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise, resümiert Glenk: „Therapiehunde sind während dieser Art der Therapiearbeit nicht gestresst.“ In einer vorangegangenen Studie zeigte Glenk bereits, dass Therapiehunde, die ohne Leine agieren, niedrigere Kortisolwerte aufweisen. Angeleinte Hunde in tiergestützter Therapie mit psychiatrischen Patientinnen und Patienten sind demnach weniger entspannt als jene, die sich während ihrem Einsatz frei bewegen können.

„Es hängt also davon ab, ob sich die Tiere frei bewegen können, also nicht an eine Leine gebunden sind und ob es ihnen frei steht, jederzeit den Raum zu verlassen. Diese Bedingungen fanden die Hunde während der Gruppentherapiestunden vor. Die Tiere konnten auch jederzeit trinken und sich frei im Raum bewegen“, bestätigt Glenk.

Symptome gestresster Vierbeiner

Sind Therapiehunde unsicher oder überfordert, können sich Symptome wie Haarausfall, Schuppenbildung, Leinenbeißen, Schütteln des Körpers, Gähnen, Lippenlecken, Hecheln oder Durchfall zeigen. Subtilere Auffälligkeiten sind Futterverweigerung, Vermeiden des Blickkontaktes mit dem Menschen oder verminderte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit. Akute Stresssignale während den Therapiestunden sollten Forschenden ernst nehmen und die Tiere entsprechend aus der Situation herausnehmen.

Glenk empfiehlt regelmäßige „Supervision“ für Therapiehunde. Für Menschen in psychosozialen Berufen ist die Supervision eine Maßnahme der Psychohygiene, in der schwierige Erlebnisse verarbeitet werden können, üblich. Forschenden mit Kenntnissen aus der Verhaltensforschung könnten mit tierischer Supervision frühzeitig individuelle Auffälligkeiten bei den Therapiehunden aufspüren.


Diese Newsmeldung wurde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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