Studie zu brasilianischem Kaffeeanbau: Konventioneller Kaffee gesünder als biologischer



Bio-News vom 08.09.2020

Sie helfen den Blutzuckerspiegel zu senken, reduzieren das Diabetisrisiko und haben einen positiven Effekt auf die Leber: Chlorogensäuren gelten als förderlich für die Gesundheit. Bei Untersuchungen von Kaffeebohnen aus Brasilien kamen Forschende zu einem scheinbar überraschenden Ergebnis: Im biologisch angebauten Kaffee sind weniger Chlorogensäuren enthalten als in konventionellen.

67 Röstkaffee-Proben aus verschiedenen Regionen Brasiliens hat das Team an der Jacobs University untersucht. Sie stammen aus biologischem und konventionellem Anbau. Eingesammelt und klassifiziert hat sie Daniel Granato, Professor für Lebensmittelchemie an der Universität Ponta Grossa in Brasilien und Kooperationspartner der Studie, bei Besuchen auf den Plantagen in verschiedenen Regionen des Landes. „Die Qualität der Proben ist sehr gut. Wir konnten uns ein gutes Bild davon machen wie der Kaffee angebaut wird“, erläutert Kuhnert.

Chlorogensäuren kommen in vielen Obst- und Gemüsepflanzen vor, zum Beispiel in Äpfeln, Birnen, Hülsenfrüchten oder Artischocken. Hauptlieferant für die menschliche Ernährung ist aber die Kaffeebohne – in jeder Tasse Kaffee sind etwa 200 Milligramm enthalten. Allein im Arabica-Kaffee befinden sich rund 40 verschiedene Chlorogensäuren. Durchschnittlich nimmt der Mensch täglich zwischen ein und zwei Gramm dieser Naturstoffe zu sich.


Biologisch angebauter Kaffee enthält weniger Chlorogensäuren als konventioneller Kaffee: zu diesem Ergebnis kommt die Arbeitsgruppe von Dr. Nikolai Kuhnert in einer neuen Studie.

Publikation:


Sabur Badmos, Maotian Fu, Daniel Granato, Nikolai Kuhnert
Classification of Brazilian roasted coffees from different geographical origins and farming practices based on chlorogenic acid profiles

Food Research International, Volume 134, August 2020, 109218

DOI: 10.1016/j.foodres.2020.109218



Diese Verbindungsklasse prägt nicht nur den Geschmack des Kaffees, ihr wird auch eine ganze Reihe von gesundheitlich fördernden Eigenschaften zugeschrieben. Sie wirkt entzündungshemmend, hat einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem, wirkt antibakteriell und antiviral und senkt vor allem den Blutzucker. „Bei regelmäßigen Kaffeetrinkern ist eine dramatische Reduktion von Diabetes-Erkrankungen des Typ 2 zu beobachten“, betont Kuhnert, der seit zwei Jahrzehnten zu den Wirkungen der Kaffeebohne und deren chemischer Zusammensetzung forscht. Zudem vermindert der Kaffeekonsum das Risiko für erhöhte Leberwerte oder Leberzirrhose.

Bei ihren Untersuchungen haben die Wissenschaftler nun festgestellt, dass in den biologisch angebauten Kaffeebohnen weniger Chlorogensäuren enthalten sind als in den konventionellen. Warum das so ist? „Ganz genau können wir das nicht sagen“, sagt Kuhnert. Sehr wahrscheinlich sei aber, dass konventionelle Pflanzen aus Schutz vor Fraßfeinden, wie Mikroorganismen, Pilzen oder Bakterien, Abwehrstoffe bilden, die gesundheitsfördernd für den Menschen wirken. „Der Bio-Kaffee scheint das nicht nötig zu haben, er ist weniger gestresst“, sagt Kuhnert. Ein ähnliches Phänomen hat der Wissenschaftler schon bei Grünkohl beobachtet. Dort führt der Einsatz von Umweltgiften ebenfalls zu einer biologischen Reaktion, nämlich zur Produktion von Abwehrstoffen, die krebsvorbeugend wirken.

Dennoch, meint der Wissenschaftler, habe der biologisch angebaute Kaffee klare Vorteile, etwa hinsichtlich seiner Umweltwirkungen. Nur sei er eben nicht auch noch gesundheitsförderlicher. Das aber ließe sich ausgleichen – durch eine Tasse mehr.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Jacobs University Bremen gGmbH via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.


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