Wenn der Raps früher blüht
Bio-News vom 20.12.2022
In einer aktuellen Publikation befasst sich ein Forschungsteam aus Würzburg mit den möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf den Schädlingsbefall von Winterraps.
Raps gehört zu den wichtigsten Nutzpflanzen in Deutschland. Aus den Samen wird Rapsöl als hochwertiges Lebensmittel gewonnen, es wird aber auch für Biodiesel verwendet. Die Pressrückstände, Rapskuchen genannt, werden als Futtermittel genutzt.
Publikation:
Fricke U, Redlich S, Zhang J, Benjamin CS, Englmeier J, Ganuza C, Haensel M, Riebl R, Rojas-Botero S, Tobisch C, Uhler J, Uphus L, Steffan-Dewenter I
Earlier flowering of winter oilseed rape compensates for higher pest pressure in warmer climates
Journal of Applied Ecology
Wie alle Kulturpflanzen wird auch der Raps von Schädlingen befallen, besonders durch den Rapsglanzkäfer. Beim Winterraps begünstigt die Klimaerwärmung den Befall. Das legen die Forschungsergebnisse der Biologin Dr. Ute Fricke vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg nahe. In einem im Journal of Applied Ecology erschienenen Fachartikel liefern sie und ihre Mitautorinnen und -autoren außerdem mögliche Lösungsansätze zur natürlichen Schädlingskontrolle ohne den Einsatz von Insektiziden.
Drei umweltfreundliche Lösungsansätze
Die erste Möglichkeit, dem Käfer einen Strich durch die Rechnung zu machen, ist die Wahl frühblühender Raps-Sorten. Ute Fricke erklärt: „Ertragsverluste durch einen starken Rapsglanzkäfer-Befall in warmen Regionen können durch eine frühe Blüte minimiert werden. Diese kann dem Befall im empfindlichen Knospenstadium vorbeugen.“
Arbeit im Rahmen eines landesweiten Projekts
Frickes Forschung ist Teil des Verbundprojekts LandKliF am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der JMU.
Dieses ist wiederum Teil des Bayerischen Netzwerks für Klimaforschung, bayklif. Angesichts des Klimawandels fördert das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hier bayernweit fünf Verbundprojekte und fünf Juniorforschergruppen im Rahmen einer fünfjährigen Laufzeit.
Ein geringerer Befall könne außerdem durch die Vermeidung einer zu starken Reduktion des Rapsanteils in der Landschaft im Vergleich zum Vorjahr erreicht werden. Dadurch werden Konzentrationseffekte vermieden und Ertragseinbußen reduziert. „Dieses Prinzip könnte durch eine regionale Koordination der Fruchtfolge nutzbar gemacht werden“, schlägt Fricke vor.
Ein drittes Mittel stellt die Förderung natürlicher Gegenspieler der Schädlinge dar. Hier besteht, unabhängig vom Klima, großes Potenzial, etwa durch eine veränderte Bodenbearbeitung und die Anlage von Blühstreifen, erläutert Mitautorin Dr. Sarah Redlich. Die Kombination dieser Ansätze würde ein umweltfreundliches Schädlingsmanagement durch die Vermeidung von Insektiziden ermöglichen und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen, betont Professor Ingolf Steffan-Dewenter, Inhaber des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III).
Ein System für die Landwirtschaft
Um die angesprochenen Vorteile zu nutzen, die durch die Vermeidung von Konzentrationseffekten entstünden, bräuchte es zukünftig „ein System, das es ermöglicht, gemeinschaftlich Einfluss auf die Landschaftsanteile von bestimmten Kulturpflanzen zu nehmen“, sagt Fricke. Zukünftige Untersuchungen könnten sich etwa damit befassen, wie sich ein konstanter Rapsanteil auf andere Schädlinge, Gegenspieler und Bestäuber auswirkt. Das über Jahre gesicherte Nahrungsangebot durch den Raps ließe laut Fricke einen positiven Effekt auf Gegenspieler und Bestäuber erwarten.
Diese Newsmeldung wurde mit Material der Julius-Maximilians-Universität Würzburg via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.