Der Dschelada oder Blutbrustpavian (Theropithecus gelada) aus dem Hochland Äthiopiens ist eng mit den Pavianen verwandt, unterscheidet sich aber sowohl in der Morphologie als auch der Ökologie von ihnen.

Der Dschelada (Theropithecus gelada) ist die einzige überlebende Art der Gattung Theropithecus, die im Pliozän und Pleistozän sehr erfolgreich und weit verbreitet war.


Aussehen

Dscheladas sind, ähnlich wie Paviane, in Größe und Aussehen extrem sexuell dimorph. Männchen haben eine lange, zottelige Mähne und einen abstehenden Backenbart; das Haarkleid bei Weibchen ist viel kürzer.

Beide Geschlechter haben einen auffallend roten, einer Sanduhr ähnlichen Hautbereich auf der Brust, der bei Weibchen während der Paarungszeit von weißlich-roten Warzen umrandet sind.

Die Backenzähne der Dscheladas sind durch komplexe Faltungen des Zahnschmelzes charakterisiert. Die Eckzähne der Männchen sind außergewöhnlich groß, auch für Pavianstandards. Die Schnauze und Unterkiefer sind relativ kurz und tief. Verglichen mit der Länge der anderen Finger, sind die Hände der Dscheladas durch einen relativ langen Daumen gekennzeichnet - eine Anpassung an die Art und Weise ihrer Nahrungssuche.


Lebensraum

Dscheladas (Theropithecus gelada) leben in den baumlosen Grasebenen des äthiopischen Hochlands, wo sie den ganzen Tag auf dem Boden nach Nahrung suchen und während der Nacht auf Felsen schlafen. Neben dem Menschen sind Dscheladas die einzigen Primaten, die ausschließlich auf dem Boden leben, wo sie sich vierbeinig fortbewegen. Sie sind ausschließlich Pflanzenfresser und ernähren sich während des ganzen Jahres von Gras, Samen und Wurzeln und nur gelegentlichvon Früchten. Sie fressen aufrecht sitzend, indem sie Gräser und Samen vom Boden abrupfen.


Gruppenleben

Dscheladas (Theropithecus gelada) leben in Kerngruppen von drei bis zwanzig Affen, die sich zu großen Verbänden von bis zu 400 Individuen zusammenschließen können. Diese Verbände unterscheiden sich von den Clans, die man bei Mantelpavianen (Stammbach, 1986) beobachten kann. Männchen, die keinem sozialen Verband angehören, schließen sich zu reinen Männergruppen zusammen. Mehrere Gruppen teilen sich in der Regel ein einziges Revier, und legen während eines Tages relativ kurze Distanzen von 1 - 2 km zurück, was sowohl die kleinen Nahrungseinheiten als auch die sitzenden Ernährungsgewohnheiten der Dscheladas wiederspiegelt.

Dschelada (Theropithecus gelada)
Männlicher Dschelada (Theropithecus gelada) im Zoo Edinburgh. Bei dieser Aufnahme sieht man die nackte, sanduhrförmige Hautstelle der Dscheladas auf der Brust besonders gut
Video

Systematik

Gelada Baboon, Ethiopia
Gelada Baboon
Male Gelada Baboon, Chenek, Simien Mountains
Gelada Baboons, Ethiopia
gelada baboon at the bronx zoo
Gelada baboon
BronxZoo-16
Gelada Baboon, Ethiopia
Gelada Baboon
Gelada Baboon

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