Alpensegler
Alpensegler | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Alpensegler | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
| ||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Tachymarptis melba | ||||||||||
(Linnaeus 1758) |
Der Alpensegler (Tachymarptis melba, Synonym Apus melba) ist eine Vogelart aus der Familie der Segler (Apodidae). Die Art besiedelt unter anderem weite Teile des südlichen Europas, die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft hier durch den äußersten Südwesten Deutschlands.
Merkmale
Alpensegler sind typische Segler mit einem stromlinienförmigen, länglichen Rumpf und langen, spitzen Flügeln. Der Schwanz ist deutlich gegabelt. Der Alpensegler ist mit 20 bis 23 cm Körperlänge, einer Spannweite von 51 bis 58 cm und einem Gewicht von 76 bis 125 g der mit Abstand größte Segler der westlichen Paläarktis. Männchen sind im Mittel etwas (ca. 2 %) größer als Weibchen; die Flügellänge von Schweizer Vögeln betrug bei Männchen im Mittel 229,5 mm, bei Weibchen 225,6 mm.[1]
Von allen anderen Seglern der westlichen Paläarktis unterscheidet sich die Art abgesehen von der Größe durch die Unterseitenzeichnung. Die Kehle und der gesamte Vorderbauch sind reinweiß; unterbrochen durch ein scharf abgesetztes, dunkles Brustband. Die übrige Unterseite und die gesamte Oberseite sind fahl beige- oder graubraun. Der Schnabel ist schwarz, die Iris ist braunschwarz. Die Füße sind fleischfarben, die Zehenspitzen sind dunkelbraun und die Krallen schwarz.
Lautäußerungen
Der Ruf ist ein langgezogener Triller, der zum Schluss etwas abfällt (Rufbeispiel).
Verbreitung
Das Brutgebiet des Alpenseglers erstreckt sich von Nordafrika und Südeuropa über das südliche Mitteleuropa und Vorderasien bis Zentralasien, Indien und Sri Lanka und umfasst zusätzlich noch große Teile Afrikas südlich der Sahara sowie Madagaskar.
Die nördlichsten Brutplätze in Mitteleuropa befanden sich im Jahr 1999 in Basel (Schweiz), Waldshut und Mülhausen (Frankreich) und in Baden-Württemberg in Freiburg und Emmendingen im Breisgau.[2]
Nahrung
Die Nahrung besteht ebenso wie die anderer Arten der Gattung Apus aus "Luftplankton", also hoch im Luftraum fliegenden oder durch Wind dorthin verdrifteten Arthropoden. Systematische Untersuchungen zur Ernährung liegen bisher offenbar nicht vor. 10 Futterballen von verschiedenen Orten der Schweiz enthielten 11 bis 684, im Mittel 276 Beutetiere. Insgesamt enthielten sie 1011 Schnabelkerfe (davon 668 Blattläuse und 314 Zikaden), 692 Dipteren, 301 Hautflügler, 207 Käfer, 93 Spinnen, 19 Netzflügler, 16 Schmetterlinge, 14 Steinfliegen 14 Heuschrecken und eine Köcherfliege.[3]
Fortpflanzung
Alpensegler nisten in Kolonien, gegen Artgenossen wird nur die unmittelbare Nestumgebung verteidigt. Natürliche Koloniestandorte sind Felsspalten und geschützte Nischen in steilen Felswänden, aber auch Felsgrotten und -durchbrüche in Gebirgen, im Mittelmeerraum teils auch direkt an Klippen auf Meereshöhe. Seit ein paar Jahrhunderten, vielleicht schon seit der Antike, nutzt die Art auch Gebäude als Schlaf- und Brutplatz. Die genutzten Gebäude stehen im Normalfall frei oder überragen die umgebende Bausubstanz deutlich. Die Nester befinden sich meist in Hohlräumen wie Dachstühlen, in Dachkästen, hinter Holzverkleidungen oder in Nistkästen. Der Einflug erfolgt durch mindestens 7 cm hohe Lücken jeder Art. Die Nester befinden sich oft direkt hinter dem Einflugloch, aber auch mehrere Meter von diesem entfernt ober- oder unterhalb des Einflugloches. Selten werden Nester an der Außenseite von Gebäuden errichtet, z. B. hinter Zifferblättern von Kirchturmuhren, auf Stuckverzierungen oder Gesimsen.
Der Nestbau beginnt mindestens 4-5 Wochen vor der Eiablage, in der Schweiz z. B. Mitte April. Das Nest besteht aus in der Luft gesammeltem pflanzlichem, tierischem (Federn) und künstlichem (Papier, Plastik) Material, das sie mit Speichel zu einer Schale verkleben. Das Nest wird meist auf waagrechten oder schrägen Unterlagen gebaut werden, selten auch in Spalten an senkrechte Wände angeklebt.
Der Eiablage ist stark witterungsabhängig und begann in der über Jahrzehnte untersuchten Kolonie in Solothurn frühestens am 7. Mai, spätestens am 5. Juni. Das Gelege umfasst meist 1-3, selten 4 Eier; diese sind reinweiß, oval, und maßen in der Solothurner Kolonie im Mittel 30,5 x 19,2 mm.[4] Beide Elterntiere brüten, die Brutzeit beträgt 17-23, im Mittel 20 Tage. Die meisten Jungvögel schlüpfen in der Schweiz im Juni und Anfang Juli. Die Eltern versorgen die Jungvögel mit Futterbällen aus Insekten und Spinnen, die sie am Nest hervorwürgen und den zunächst leise zischenden, später laut "fauchenden" Jungen in die Schnäbel geben. Die Nestlingszeit beträgt 53-66, im Mittel 57 Tage. Mit dem Ausflug sind Jungsegler sofort selbständig, kehren nicht mehr an das Nest zurück und fliegen vor den Altvögeln in das Winterquartier.
Alter
Das durch Beringung nachgewiesene Höchstalter Schweizer Alpensegler sind 26 Jahre, weitere Vögel wurden 22 und 21 Jahre alt.
Wanderungen
Europäische Alpensegler sind Zugvögel und überwintern im tropischen Afrika. Die genauen Winterquartiere sind unbekannt. Schweizer Brutvögel verlassen die Kolonien witterungsabhängig überwiegend Anfang September, die letzten Beobachtungen in Solothurn erfolgten zwischen 14. September und 31. Oktober. Letzte Beobachtungen in der Gesamtschweiz erfolgen im November, ausnahmsweise noch Anfang Dezember.
Der Abzug aus dem Winterquartier ist unbekannt, im Nordwesten Marokkos beginnt der Heimzug Anfang März, erreicht seinen Gipfel Anfang April und läuft Mitte Mai aus. In der Schweiz treffen erste Vögel meist Ende März oder Anfang April ein, der Haupteinflug erfolgt um Mitte April.
Bestand und Gefährdung
In Mitteleuropa ist die Art besonders durch Baumaßnahmen an besiedelten Gebäuden bedroht. In Deutschland steht der Alpensegler auf der Roten Liste als seltene Art mit geografisch eng begrenztem Vorkommen in Kategorie "R", der Gesamtbestand wurde um das Jahr 2000 auf 75-85 Paare geschätzt. Von der Roten Liste Baden-Württembergs wurde die Art jedoch gestrichen, da die Freiburger Kolonie in den letzten Jahrzehnten deutlich angewachsen ist (2008 über 130 Brutpaare) und neue Kolonien in Emmendingen, Lörrach, Tuttlingen, Achern, Gundelfingen und andernorts entstanden.
In der Schweiz lebten im Zeitraum 1993-1996 zwischen 1160 und 1300 Brutpaare; die größte Kolonie mit etwa 150 Paaren befindet sich in Freiburg im Üechtland.[5] Die Art wird in der Schweiz als "potentiell gefährdet" eingestuft. Weltweit gilt die Art laut IUCN als ungefährdet.
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ U. N. Glutz v. Blotzheim und K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 9., 2. Aufl., AULA-Verlag, Wiesbaden, 1994. ISBN 3-89104-562-X: S. 715
- ↑ M. Schmidt: Der Alpensegler (Tachymarptis melba) in Freiburg im Breisgau – Dynamik einer Population. Naturschutz südl. Oberrhein 3, 2000: 35-44.
- ↑ U. N. Glutz v. Blotzheim und K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 9., 2. Aufl., AULA-Verlag, Wiesbaden, 1994. ISBN 3-89104-562-X: S. 731
- ↑ U. N. Glutz v. Blotzheim und K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 9., 2. Aufl., AULA-Verlag, Wiesbaden, 1994. ISBN 3-89104-562-X: S. 725-726
- ↑ R. Winkler: Avifauna der Schweiz. Der Ornithologische Beobachter, Beiheft 10, 1999: S. 129
Literatur
- Lars Svensson, Peter J. Grant, Killian Mullarney, Dan Zetterström: Der neue Kosmos Vogelführer. Kosmos, Stuttgart; 1999. ISBN 3-440-07720-9
- Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Nonpasseriformes - Nichtsingvögel. Aula, Wiesbaden, 1985. ISBN 3-89104-424-0
Weblinks
- Tachymarptis melba in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 13. Oktober 2008.
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Tachymarptis melba in der Internet Bird Collection
- Eintrag bei der Schweizerischen Vogelwarte
- Hinweise zum Schutz der Art
- Bestandsentwicklung
- Alpensegler-Webcam Freiburg i. Br