Ammoniumbituminosulfonat


Ammoniumbituminosulfonat, auch Ichthammol, Ichthyol, Steinöl, Tiroler Steinöl[1] oder Fossilöl, ist – wie Rohöl – ein Produkt natürlichen Ursprungs. Es entsteht im ersten Schritt durch trockene Destillation von kerogenreichem Ölschiefer, einem Erdölmuttergestein, in dem durch anoxische Bedingungen eine Anreicherung von organischem Material – vorwiegend Plankton – stattfand. Durch Sulfonierung und nachfolgende Neutralisation bestimmter Fraktionen des rohen Schieferöls resultiert Ammoniumbituminosulfonat als Sulfonat-Salz in wässriger Lösung. Ammoniumbituminosulfonat ist ein Vielkomponentengemisch, zum Großteil aus sulfonierten Thiophenderivaten.[2] Im Gegensatz zu Teeren (Steinkohlenteer) sind polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nur in geringen Spuren enthalten.[3] Aus einer Elementaranalyse berechneten Eugen Baumann und Carl Schotten 1883 eine chemische Formel für den mit Natriumhydroxid-Lösung neutralisierten Wirkstoff. Jedoch wies Paul Gerson Unna 1897 darauf hin, dass trotz der Übereinstimmung der Elementaranalyse mit der Formel das Ammoniumbituminosulfonat ein „kompliziert zusammengesetzter Körper ist“. Der Gehalt organisch gebundenen Schwefels (bezogen auf die getrocknete Substanz) liegt laut Arzneibuchanforderungen (Ph. Eur.) oberhalb von 10,5 %.

Der Stoff wird in der Medizin als Hilfsmittel für die Behandlung einiger Formen von Hautkrankheiten wie Akne, Ekzeme, Furunkeln, Schuppenflechte, aber auch von rheumatischen Beschwerden verwendet. Der weltweit in Arzneibüchern monographierte Wirkstoff (u. a. Europäisches Arzneibuch Ph. Eur. und Amerikanisches Arzneibuch USP) wird im Allgemeinen in einer sogenannten Zugsalbe in 10-, 20- oder 50-prozentiger Konzentration als „schwarze Salbe“ verwendet. Ihre dermatologische Wirkung entdeckte der deutsche Arzt Paul Gerson Unna.

Literatur

  • E. Baumann, C. Schotten: Über das Ichthyol. In: Monatshefte für praktische Dermatologie, Band II, S. 257, 1883.
  • Paul Gerson Unna: Über Ichthyol. In: Monatshefte für praktische Dermatologie, Band XXV, 1897.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Werner Soukup: Chemie in Österreich - Bergbau, Alchemie und frühe Chemie, Böhlau Verlag, 2007, S. 296 Online
  2. J. Koch, R. Moser, J. Demel: Analyse des Ammoniumbituminosulfonates Ichthyol in Archiv der Pharmazie. 1985:318(3):198–206.
  3. H. Ippen, G. Grimmer: Carcinogene Kohlenwasserstoffe in therapeutischen „Teeren“ in H + G Zeitschrift für Hautkrankheiten. 1993:68(2):88–92.

Handelsnamen

Monopräparate

Ichtho-Bad (D, A, CH), Ichtholan (D, A, CH), Ichthyol (D), Thiobitum (D), Leukichtan (A)

Kombinationspräparate

Aknederm (D), Aknemycin (D*, A, CH), Bad Schallerbacher Rheuma- und Gichtsalbe (A), Delta-Hädensa (A), Hädensa (A), Hewelymphon (D), Inotyol (A), Ischler Hömorrhoidensalbe (A), Ischler Zug- und Abszess Salbe (A), Lindosan (A)
*Verschreibungspflichtig

ATC-Codes: D02AB51, D08AX10, M02AX19

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