Tonsillitis


(Weitergeleitet von Angina tonsillaris)
Klassifikation nach ICD-10
J03 Akute Tonsillitis
J03.0 Streptokokken-Tonsillitis
J03.8 Akute Tonsillitis durch sonstige näher bezeichnete Erreger
J03.9 Akute Tonsillitis, nicht näher bezeichnet
J35.0 Chronische Tonsillitis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Tonsillitis oder Mandelentzündung bezeichnet man eine schmerzhafte Entzündung der Tonsillen. In der Praxis ist der Begriff für die Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina) reserviert. Die Erkrankung ist ansteckend und kann durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Eine akute Streptokokken-Tonsillitis ist 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie nicht mehr ansteckend.[1] Die Inkubationszeit beträgt 1–3 Tage.[2] Die Tonsillitis gehört zu den 20 häufigsten Beratungsanlässen in allgemeinmedizinischen Praxen.[3]

Einteilung

Lakunäre Angina

Nach zeitlichem Verlauf:

  • akut (Tonsillitis acuta)
  • chronisch (Tonsillitis chronica)
  • rezidivierend

Nach Lokalisation:

  • einseitige (unilaterale) Tonsillitis
  • beidseitige (bilaterale) Tonsillitis

Nach klinischem Aspekt:

  • katarrhalische Angina: Rötung und Schwellung der Tonsillen
  • follikuläre Angina: stippchenförmige fibrinöse Beläge auf den Krypten der Tonsillen
  • lakunäre Angina: Rötung und konfluierende fibrinöse Beläge

Nach Schweregrad:

  • nekrotisierende Tonsillitis

Ätiologie (Ursachen)

Die Tonsillitis wird meistens durch Bakterien, weniger häufig durch Viren ausgelöst. Die typischen Erreger sind:

Daneben spielen

eine Rolle.

Viele dieser Keime gehören zur residenten Mundflora. Die Infektion wird jedoch meist durch neue Serotypen der Erreger ausgelöst, gegen die keine Immunität besteht. Als zusätzliche Faktoren können ein geschwächter Allgemeinzustand oder eine Immunschwäche hinzutreten.

Von den viralen Mandelentzündungen zeigt die durch das Epstein-Barr-Virus verursachte Monozytenangina im Gegensatz zu den meisten viralen Tonsillitiden ausgeprägte Beläge.

Bei chronischer Tonsillitis liegt meist eine Mischinfektion mit anaeroben und aeroben Erregern vor.

Symptome

  • Schluckbeschwerden (Verengung des Isthmus faucium)
  • Geschwollene, gerötete Gaumenmandeln (Angina catarrhalis)
  • Fibrinbelag, anfangs Stippchen (Angina follicularis), dann größere Flecken (Angina lacunaris)
  • Schleimhautulzerationen
  • Foetor ex ore (Mundgeruch)
  • Lymphknotenschwellung (v. a. der Kieferwinkellymphknoten)
  • Scarlatiniformes Exanthem (Ausschlag bei Scharlach-Angina)
  • Allgemeinsymptome (Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit)
  • Bitterer Nachgeschmack nach dem Essen und Trinken

Bei chronischer Tonsillitis auch:

  • Detritus

Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel aus dem typischen klinischen Bild (Inspektion). Zur Sicherung der Diagnose gegebenenfalls zusätzlich:

  • Streptokokken-Schnelltest
  • Bakterienkultur aus Rachenabstrich
  • Antikörper-Nachweis (Antistreptolysin-AK; Achtung: Anstieg erst nach Wochen)

Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Ursache und vom Verlauf der Tonsillitis. In der Regel wird eine Kombination aus Lokal- und Allgemeinbehandlung eingesetzt.

Bei akuter Tonsillitis:

  • bei bakteriell-eitriger Tonsillitis: Antibiotikum; Penicillin V für mindestens 7, meist 10 bis 14 Tage; bei Penicillinunverträglichkeit werden Cephalosporine der 2. Generation oder ein Makrolidantibiotikum wie Clarithromycin für 5 Tage gegeben.
  • Analgetika
  • Rachenspülungen und Gurgeln mit Desinfizientien
  • Pinselungen mit Mandelscher Lösung (Jod-Jodkali-Glycerin)
  • Schleimhautanästhetika
  • Halswickel
  • Mundpflege, falls die Maßnahmen nicht von der betroffenen Person durchgeführt werden können

Bei chronischer Tonsillitis:

  • Antibiotikagabe
  • Tonsillektomie

Differentialdiagnostik

Komplikationen

  • Peritonsillarabszess
  • Retropharyngealabszess
  • Jugularvenenthrombose
  • Halsphlegmone
  • Sepsis
  • rheumatisches Fieber
  • Endokarditis, Myokarditis, Perikarditis
  • Postinfektiöse Glomerulonephritis

Einzelnachweise

  1. Kayser, F.H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, 9. Aufl., 1998, S. 231
  2. Kayser, F.H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, 9. Aufl., 1998, S. 231
  3. Nach W. Fink, G. Haidinger: Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren Allgemeinpraxis. Z. Allg. Med. 83 (200), S. 102–108. Zitiert nach "Womit sich Hausärzte hauptsächlich beschäftigen, MMW-Fortschr. Med. Nr. 16/2007 (149. Jg.)

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