Australisches Teebaumöl
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- Ätherisches Öl
Teebaumöl ist eine flüssige, lipophile Substanz (siehe auch Ätherische Öle), die durch Wasserdampfdestillation aus den Blättern und Zweigen des in Australien heimischen Australischen Teebaums (Melaleuca alternifolia), dann Australisches Teebaumöl, oder aus mehreren anderen Teebaum-Arten aus verschiedenen Gattungen in der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) gewonnen wird. Der Hauptwirkstoff des Öls ist Terpinen-4-ol; für offizinelle Nutzung sollte ein Teebaumöl mindestens 30 % dieses Hauptwirkstoffs enthalten.
Geschichte
Die australischen Ureinwohner verwendeten einen Teebaumölextrakt bei offenen Wunden, Hautinfektionen, Erkältungskrankheiten, Zahnfleischentzündungen und beim Läusebefall. Auch die europäischen Einwanderer benutzten Teebaumöl. Ebenso war es Bestandteil aller Erste-Hilfe-Ausrüstungen in den Tropen stationierter australischer Truppen während des Zweiten Weltkrieges.[1] Jedoch geriet es nach dem Zweiten Weltkrieg, als Penicillin und sehr bald auch andere Antibiotika zur Verfügung standen, in Vergessenheit.
Wirkung
Neben der belegten antimikrobiellen Wirkung von Teebaumöl[2] werden weitere Wirkungen behauptet, wie das Abfangen überschießender Immunreaktionen nach Insektenstichen. Teebaumöl angewendet in zu niedrigen Dosen kann die Widerstandsfähigkeit und Resistenzen von Bakterien gegenüber Antibiotika fördern.[3] Teebaumöl ist nicht als Arzneimittel zugelassen und wird als Risikosubstanz für das Auftreten von Kontakt-Dermatitiden gewertet. Unverdünntes Teebaumöl ist daher als gesundheitsschädliche Substanz eingestuft.
„Konzentriertes Teebaumöl ist nach Selbsteinstufung durch die International Fragrance Association (IFRA) als gesundheitsschädlich eingestuft und mit den R-Sätzen R 22 (Gesundheitsschädlich beim Verschlucken), R 38 (Reizt die Haut) und R 65 (Kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen) sowie dem Symbol Xn (Gesundheitsschädlich) versehen (IFRA Labelling Manual 1, 2001). Diese Gefahrenhinweise finden sich auch auf Sicherheitsdatenblättern der Rohstoffanbieter..“
Zusammensetzung
Unterzieht man Teebaumöl einer gaschromatografischen Analyse, so erkennt man, dass Teebaumöl ein Gemisch aus ca. 100 Substanzen ist. Hervorzuheben sind (+)-Terpinen-4-ol (etwa 40 %), α-Terpinen (etwa 20 %), Terpinolen, Terpineol (jeweils 3 bis 4 %), Pinen, Myrcen, Phellandren, p-Cymen, Limonen, 1,8-Cineol. Teebaumöl hat eine sehr starke antimikrobielle Wirkung. Im Vergleich zum relativ giftigen Phenol ist das Teebaumöl 11 bis 13 Mal wirksamer und damit beispielsweise viel stärker bakterizid als Eukalyptusöl (Phenolkoeffizient etwa 3,5).
Anwendung
Teebaumöl findet aufgrund seiner antiseptischen, bakteriziden und fungiziden Wirkung Verwendung in der Alternativmedizin z. B. zur Therapie von Akne, Schuppen und Schuppenflechte, Pilzerkrankungen, Dellwarzen sowie bei Muskelschmerzen, offenen Wunden, Rheuma, Raucherhusten und Krampfadern. Es ist im Europäischen Arzneibuch aufgeführt, jedoch gibt es aufgrund von fehlenden Fertigarzneien keine gesicherte Indikation.
Teebaumöl wird in kosmetischen Präparaten verwendet: in Shampoos, Hand- und Körpercremes (besonders bei unreiner Haut, wie Akne), in Deodorants, Badezusätzen, Seifen, Zahnpasta, Mundwässern. Bei Pilz- und Bakterienbefall der Haut (z.B. bei Akne, Fußpilz) werden zumeist Zubereitungen mit 5 bis 10 % Teebaumöl verwendet. Bei Anwendungen im Mundraum muss Teebaumöl sehr stark verdünnt werden. Die Konservierung von vielen kosmetischen Produkten ist mit Teebaumöl möglich.
Auch in der Tierpflege sind äußere Anwendungen von Teebaumöl bekannt, wobei wie beim Menschen Überdosierungen oder sehr häufige Behandlungen vermieden werden sollten. Will man Teebaumöl an Tieren anwenden, ist unbedingt der Tierarzt zu Rate zu ziehen. Durch den Gehalt an Terpenen und Phenolen ist das Teebaumöl genau wie andere ätherischen Öle zum Beispiel für Haustiere toxisch. Die Anwendung endet nicht selten tödlich für das Tier. Typische Symptome der „Teebaumöl-Vergiftungen” sind Zittern, Taumeln, Unruhe und allgemeine Schwäche.[4]
Risiken
Als kritisch wird das Risiko der Entwicklung von Kontaktallergien angesehen. Auslöser sind dabei unterschiedliche Anteile des Öls (d-Limonen und α-Terpinen) und deren Oxidationsprodukte Ascaridol und 1,2,4-Trihydroxymenthan. Je älter das Öl ist, desto größer wird das Risiko. Bereits nach vier Tagen beginnt der durch Licht oder Luftsauerstoff verursachte Oxidationsprozess. Teebaumöl sollte daher lichtgeschützt und luftundurchlässig bei Temperaturen unter 25 °C aufbewahrt werden. Durch die Oxidation erhöht sich der Allergengehalt und es kann besonders auf vorerkrankter Haut zu Kontaktekzemen kommen.[5] Bis zu drei Prozent der getesteten Personen waren 2003 auf Teebaumöl sensibilisiert.[6] Kontaktekzeme entwickeln sich sehr häufig, wenn Teebaumöl unverdünnt und über einen längeren Zeitraum auf die Haut aufgetragen wird.
Das "Scientific Committee on Consumer Products" (SCCP) der EU empfahl 2008 eine Begrenzung der Konzentration von Teebaumöl auf 1 % im Endprodukt.[7] Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fand in Kosmetika Konzentrationen bis 14,6 % sowie erhöhte Konzentrationen an Methyleugenol, was zur Beanstandung dieser Produkte führte.
Beim Verschlucken und Inhalieren kann es zu Lungenschäden kommen.[8]
Bei Jungen, die sich noch nicht in der Pubertät befinden, kann die Anwendung von Teebaum- und Lavendelöl zum Wachstum der Brustdrüsen (Gynäkomastie) führen. Dies wird auf eine östrogene und anti-androgene Aktivität des Teebaumöls zurückgeführt.[9]
Artverwandte Öle
Artverwandte Öle mit pilztötender Wirkung von verwandten Arten sind neben Teebaumöl mit absteigender Wirksamkeit:
- Manukaöl
- Kanukaöl
- Eukalyptusöl
- Cajeputöl
Literatur
- Uwe Landvatter: Teebaumöl & Teebaumölformulierungen. Untersuchung zur Stabilität, Liberation und Permeation durch humane Epidermis sowie zur antimikrobiellen Aktivität unter Berücksichtigung des Keimes Helicobacter pylori. Heidelberg (Diss.) 2002
- Michael Harkenthal: Melaleucae aetheroleum (Australisches Teebaumöl). Untersuchung zur pharmazeutischen Qualität, antibakteriellen Wirkung im Vergleich zu ausgewählten, traditionell verwendeten ätherischen Ölen sowie zu irritativen und allergischen Nebenwirkungen. Heidelberg (Diss.) 2000
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Verwendung von unverdünntem Teebaumöl als kosmetisches Mittel (PDF-Datei; 84 kB) Stellungnahme des BfR vom 1. September 2003
- Robert Hegnauer: Chemotaxonomie der Pflanzen: Band XIB-2, Springer, 2001, S. 182 - 183, ISBN 3-7643-5862-9 (google books)
Weblinks
- New South Wales Flora Online, Melaleuca alternifolia, abgerufen am 19. Oktober 2010
- Allum: "Teebaumöl", Stand: August 2012
- MedlinePlus, National Library of Medicine, Tea tree oil, Last reviewed 1. Mai 2010, abgerufen am 19. Oktober 2010
Einzelnachweise
- ↑ nach Cynthia B. Olsen: Die Teebaumöl Hausapotheke. Der ganzheitliche Heiler aus Australien. Aitrang: Windpferd 1994 (Dieses Buch vernachlässigt die im Artikel benannten allergischen und Gesundheitsrisiken.
- ↑ U. Landvatter, R. Saller, J. Reichling: Antibakterielle Wirkung von Australischem Teebaumöl gegen verschiedene Pseudomonaden. In: Erfahrungsheilkunde. Band 50, Nr. 6, S. 340–348, doi:10.1055/s-2001-15777.
- ↑ wissenschaft.de (19. Februar 2007): Widerstand im Teebaumöl, Zugriff am 6. Mai 2011
- ↑ animal-health-online.de: Katzenkiller Teebaumöl, Zugriff am 6. Mai 2011
- ↑ B.M. Hausen et al.: Degradation products of monoterpenes are the sensitizing agents in tea tree oil. Am J Contact Dermat. 10/2/1999. S. 68–77. PMID 10357714
- ↑ C. Pirker und B.M. Hausen et al.: Sensibilisierung auf Teebaumöl in Deutschland und Österreich – Eine multizentrische Studie der Deutschen Kontaktallergiegruppe. J Dtsch Dermatol Ges. 1/8/2003 S. 629-34. doi:10.1046/j.1610-0387.2003.03727.x
- ↑ http://ec.europa.eu/health/ph_risk/committees/04_sccp/docs/sccp_o_160.pdf
- ↑ 7. Sitzung der BfR-Kommission für kosmetische Mittel, Protokoll der Sitzung vom 19. Mai 2011 Punkt 7: Ätherische Öle/Teebaumöl, S. 4f
- ↑ Derek V. Henley, Natasha Lipson, Kenneth S. Korach, Clifford A. Bloch: Prepubertal Gynecomastia Linked to Lavender and Tea Tree Oils. In: New England Journal of Medicine. Band 356, Nr. 5, 1. Februar 2007, S. 479–485, doi:10.1056/NEJMoa064725.