Copes Gesetz


Das Copesche Gesetz besagt, es bestehe in Gruppen von Lebewesen im Laufe der Evolution die Tendenz zur Zunahme der Körpergröße. Die Annahme begründet sich auf Fossilreihen diverser Gruppen. Ein Beispiel hierfür ist der Größenvergleich zwischen den Stammformen der Pferde (etwa Hyracotherium mit 20 Zentimeter Schulterhöhe) und den heutigen Pferden. Gegenbeispiele sind selten, zu nennen wäre die allmähliche Reduktion von Körpergröße innerhalb der Amphibien.

Begründer der Theorie war der US-amerikanische Paläontologe Edward Drinker Cope (1840–1897).

Begründung

Einer der Hauptgründe ist zwischen- und innerartlicher Konkurrenzkampf. Größere Tiere dominieren hierbei über kleinere Tiere. Ein großer Körper hat ebenso günstigere Stoffwechselbedingungen, da das Verhältnis Oberfläche/Volumen kleiner ist. Physiologische Prozesse und der Wärmehaushalt laufen daher in großen Exemplaren ökonomischer ab (niedrigere Atem- und Herzfrequenz). Ein Beleg hierfür ist der Größenwuchs von Arten aus kalten Gebieten im Vergleich zu ihren Verwandten (Bergmannsche Regel). Viele rezente Tierarten sind kleiner als ihre eiszeitlichen Vorfahren. Eine Größenzunahme ermöglicht auch ein größeres, komplexer verschaltetes Gehirn. Durch Erhöhung von Lebensdauer und der Trag- und Jugendzeit entstehen längere, individuelle Lernprozesse und ein Puffer gegen Schwankung der Lebensbedingungen.

Derartige Vorteile könnten größeren Individuen Vorteile bei der natürlichen Selektion geben.

Belegung

Bei einer Untersuchung von 17.208 Arten mariner Tiere während der letzten 542 Millionen Jahre zeigte sich, dass die Biomasse seit dem Kambrium um etwa den Faktor 150 zunahm. Im gleichen Zeitraum verringerte sich die Minimalbiomasse um einen Faktor unter 10, während die Maximalbiomasse um einen Faktor über 100.000 zunahm. Neutrale (ungerichtete) Drift aus ursprünglichen Kleinformen kann diese Entwicklung nicht erklären.[1]

Kritik

Das Copesche Gesetz wurde teilweise kritisiert.[2][3] Es existieren eine Reihe von Gegenbeispielen: So war bei den Mollusken der Kreidezeit eine Größenabnahme üblicher als eine Größenzunahme[4], ebenso wie bei einigen Säugetiergattungen während der starken Erwärmungsphase des Paläozän/Eozän-Temperaturmaximums.[5] Größenwachstum im Lauf der Evolution ist aber insgesamt häufiger als Größenabnahme.

Fazit

Wenngleich das Copesche Gesetz nicht generell anwendbar ist, so gilt es für die meisten Epochen der Entwicklung mariner Tiere.

Siehe auch

Quellen

  • Wilfried Westheide, Reinhard Rieger: Spezielle Zoologie. Band 2: Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 2004, ISBN 3-8274-0900-4, S. 549–553.

Einzelnachweise

  1. Noel A. Heim, Matthew L. Knope, Ellen K. Schaal, Steve C. Wang, Jonathan L. Payne: Cope’s rule in the evolution of marine animals. In: Science, Band 347, Nr. 6224, 20. Februar 2015, S. 867–870, doi:10.1126/science.1260065.
  2. David W. E. Hone, Michael J. Benton: The evolution of large size: how does Cope's Rule work? In: Trends in ecology and evolution. 20. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 4–6, doi:10.1016/j.tree.2004.10.012, PMID 16701331.
  3. Stephen Jay Gould: Cope's rule as psychological artefact. In: Nature. 385. Jahrgang, 1997, S. 199–200, doi:10.1038/385199a0.
  4. D. Jablonski: Body-size evolution in Cretaceous molluscs and the status of Cope's rule. In: Nature. 385, 1997, S. 250–252.

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