Edgar Dacqué


Edgar Dacqué (* 8. Juli 1878 in Neustadt an der Weinstraße; † 14. September 1945 in München) war ein deutscher Paläontologe und Theosoph.

Sein Vater war Maler und Bankier. Dacqué kam 1897 nach München, um dort Paläontologie und historische Geologie zu studieren. 1903 wurde er bei Karl Alfred von Zittel promoviert und 1914 als (außerordentlicher) Professor für Paläontologie an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen. In dieser Funktion übernahm er zudem die Leitung der Paläontologischen Sammlung des bayerischen Staates.

Seinen wichtigsten Beitrag zur Naturwissenschaft sah er in der Erweiterung der Evolutionstheorie von Charles Darwin um Aspekte der Metaphysik. Dacqué ging anfangs von paläogeographischen Studien aus. Der Südkontinent Gondwana leuchtete ihm auf Grund der Verbreitung wichtiger Pflanzen- und Tiergruppen (fossil und rezent) besonders ein; da aber die Kontinentaldrift Wegeners (1915) noch ungesichert war, nahm er den Einsturz riesiger Landbrücken (etwa zwischen Afrika, Indien und Australien) im Erdmittelalter an. (Später war er bald ein eifriger Befürworter der Drifttheorie.) Und der Mensch habe sich (als Art) „Erinnerungen“ daran bewahrt – denn er war schon seit den Uranfängen vorhanden, eben in Fisch-, Lurch- usw. Gestalt (Dacqué 1924). Die Aufrichtung auf zwei Beine vollzogen unsere Ahnen als dinosaurierartige Echsen; die Hände waren noch recht plump (wie beim Chirotherium zu sehen!). Im Sagen- und Mythengut der Menschen stecken echte (kollektive) Erinnerungen an damalige Katastrophen (etwa im Sintflut-Mythos)!- Es gibt keinen „Stammbaum“ des Menschen oder anderer Lebewesen, weil die Entwicklungslinien alle (fast) parallellaufen – also nur ein Stamm„gebüsch“. Im Gilgamesch-Epos ist Enkidu beschuppt, also noch ein adamitischer „Vormensch“ - Dacqué unterscheidet als unsere unmittelbaren Vorgänger (gemäß dem Alten Testament) ja den adamitischen vom noachitischen Typ (dem „Helden“, der in der Kreidezeit gegen die Drachen kämpft). Auch die Zyklopen Homers sind noch Echsen mit vergrößertem Parietalauge. Der wichtigste Grund dafür, dass wir noch keine guten Fossilien dieser Echsenmenschen haben, liege darin, dass sie meist mit den Landbrücken versunken sind.

Dacqué wollte Biowissenschaft und Glauben kompatibel machen, aber nicht in einem apodiktischen System, sondern bloß durch Aufzeigen von Denkmöglichkeiten. Als Paläontologie-Professor wurde er deshalb von der Univ. München 1925 verbannt und widmete sich seither der weiteren Vergeistigung seiner Denkansätze. Im Anschluss an Meister Eckhart sieht er nunmehr alle Natur (entelechisch, also zielgerichtet) seit je darauf angelegt, den (apollinischen) Menschen hervorzubringen. Die Tiere deutet er schließlich in „Analogie“ zum Sündenfall als vom Emporstreben zurücksinkende, „erlösungsbedürftige“ Lebensformen, weil sie sich (zu) einseitig spezialisiert haben.- Wie vielen deutschen Naturwissenschaftlern seiner Zeit erschien Dacqué die Deszendenzlehre Darwins zu platt, zu nüchtern und „materialistisch“ (geistlos) - daher sein Streben, sie mit „Sinn“ zu erfüllen. (Vgl. dazu Joachim Illies.)

Dacqué war gläubiger evangelischer Christ, Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und stand dem Ordo Templi Orientis (OTO) nahe.

Werke

  • Der Descendenzgedanke und seine Geschichte vom Altertum bis zur Neuzeit (1903)
  • Grundlagen und Methoden der Paläogeographie (1915)
  • Urwelt, Sage und Menschheit (1924, mit zahlreichen Neu-Auflagen)
  • Natur und Seele (1927)
  • Leben als Symbol. Metaphysik einer Entwicklungslehre (1928)
  • Die Erdzeitalter (1930)
  • Natur und Erlösung (1933)
  • Organische Morphologie und Paläontologie (1935)
  • Das verlorene Paradies (1938)
  • Das verlorene Paradies. Zur Seelengeschichte des Menschen (1938)
  • Die Urgestalt. Der Schöpfungsmythus neu erzählt (1943)
  • Aus den Tiefen der Natur (1944)

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