Gaukler (Vogel)


Gaukler

Männlicher Gaukler

Systematik
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Schlangenadler (Circaetinae)
Gattung: Gaukler (Terathopius)
Art: Gaukler
Wissenschaftlicher Name
Terathopius ecaudatus
Daudin, 1800
Ein Gaukler säubert sein Gefieder
Ein Gaukler

Der Gaukler (Terathopius ecaudatus) ist eine afrikanische Greifvogelart, die zu den Schlangenadlern gehört. Benannt ist der Gaukler nach seinem akrobatischen und kunstvollen Flug. Er lebt vor allem in Savannen und ist eng mit dem Braunen Schlangenadler, dem Graubrust-Schlangenadler und dem Band-Schlangenadler verwandt.

Merkmale

Ein Gaukler hat eine Länge von 56 bis 65 cm, eine Flügelspannweite zwischen 160 und 180 cm und wiegt etwa 2 bis 3 kg. Man kann ihn leicht an seinem schwarz-glänzenden, schuppenartigen Gefieder auf dem Kopf, Hals und der Brust erkennen. Die Flügel sind schwarz, haben aber eine gräuliche Oberseite und weiße Federn auf der Unterseite. Am Hinterkopf befindet sich ein dicker Schopf, während auf der Rücken zum Großteil rötlich-braun ist. Der Rest des Körpers ist normalerweise schwarz, es kommen aber vereinzelt beigefarbene Exemplare vor. Der Schnabel ist orange und wird zum Ende hin schwarz; der dünne Hautrand um die Augen und die Haut von den Augen zu den Nasenlöchern sowie die Füße und Beine sind nackt und rot gefärbt. Man kann das Weibchen an ihrem größeren Körperbau und den zum Teil grauen unteren Schwingfedern erkennen. Im Flug hat der Gaukler ein fast halbmondformiges Flugbild, das an einen gespannten Bogen erinnert. Auffällig sind auch die sehr kurzen, rotbraunen Schwanzfedern.

Lebensweise

Ein weiblicher Gaukler sitzt auf einem Lederhandschuh.
Aufgenommen im Disney’s Animal Kingdom

Gaukler gehören zu den wenigen Adlern, die fast den ganzen Tag am Himmel segeln. Sie schlagen nur selten mit den Flügeln und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h, wobei sie an einem Tag bis zu 500 km zurücklegen. Während des Fluges schlagen sie oft Saltos, lassen sich seitlich fallen, oder klatschen laut ihre Flügel zusammen.

Gaukler sind sehr gesellig, so dass manchmal Gruppen von vier Dutzend Tieren zusammenkommen.

Fortpflanzung

Balz

Gaukler leben in einer festen Paarbindung, die erst durch den Tod eines der Partner aufgelöst wird. Bei dem spektakulären Balzflug wirbeln beide Partner durch die Luft, das Weibchen dreht sich auf den Rücken, so dass sich die beiden an den Krallen verhaken können. So fliegen sie umher, schlagen Salti und vollführen Umdrehungen in alle Richtungen.

Brutbiologie

Nach der Paarung bauen beide Partner den Horst auf einer Akazie, einem Affenbrotbaum, manchmal auch auf Termitenbauten. Er liegt meistens in der Nähe einer Wasserstelle oder einer Straße; letztere hat den Vorteil, dass dort oft überfahrene Kleintiere liegen, die die Adler an ihre Jungtiere verfüttern können. Das Nest besteht aus groben Zweigen und Ästen, erreicht einen Durchmesser von 50 bis 70 cm und besitzt eine mit Gras gepolsterte 25 cm große Mulde zur Eiablage. Das weiße, rötlich gesprenkelte Ei (etwa 7,7 × 6,2 cm) legt das Weibchen, je nach Breitengrad, zwischen Dezember und Juli, im Süden meistens im März. Beide Partner bebrüten das Ei fast zu gleichen Teilen. Die Brutdauer liegt bei über 6 Wochen und ist damit die längste aller afrikanischen Adler.

Das Junge ist meistens weiß-braun gescheckt, wobei der Kopf heller ist als der Rest des Körpers. Es kommen immer wieder Jungvögel mit fast rein weißem oder braunem Gefieder vor. Der Hautrand und die Augen der Jungen sind noch hellgrau. In den ersten Tagen füttert die Mutter, bei zunehmenden Appetit hilft auch der Vater aus. Mit drei Monaten macht es die ersten Flugversuche. Erst nochmals drei Monate später ist der Jungvogel selbstständig genug, um den Horst und seine Eltern endgültig zu verlassen. Geschlechtsreif wird der Vogel mit drei Jahren, während er das typische Erwachsenengefieder erst nach sechs Jahren erhält.

Nahrung

Gaukler fressen Kleinsäuger (Galagos, Hasen, Mäuse, Ratten und Dikdiks), Vögel (Perlhühner, Nashornvögel) sowie Reptilien (Puffottern und Warane). Früher wurde der Gaukler für einen überwiegenden Aasfresser gehalten, was allerdings hauptsächlich für die Jungvögel gilt.

Er lässt sich aus großer Höhe wie ein Stein hinabfallen und durchbohrt seine Beute mit seinen kräftigen und scharfen Krallen. Ist ein Beutetier sehr langsam oder unbeweglich, schwebt er langsam heran und spart sich den kraftraubenden Sturzflug. Manchmal fängt er auch Vögel im Flug oder jagt anderen Adlern ihre Beute ab.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Gauklers

Das Verbreitungsgebiet der Gaukler reicht in Afrika vom Westen in Senegal bis nach Somalia im Osten und südlich bis in die nördlichen Teile Südafrikas. Er lebt damit überall südlich der Sahara mit Ausnahme des Kongobeckens und Südwestarabiens. Die Siedler aus Europa, die während der Kolonialzeit nach Afrika wanderten, haben dem Gaukler schwer nachgestellt, indem sie ihn schossen oder vergifteten. Ihm wurde vor allem Viehdiebstahl vorgeworfen. Er kommt an manchen Stellen recht häufig vor, allerdings gehen vor allem im Süden Afrikas die Bestände zurück. Durch seine auffälligen Flugmanöver erscheint er zahlreicher zu sein als er tatsächlich ist. Er lebt vor allem in Savannen, an Waldrändern, an Küsten und sogar in Gebirgshöhen von über 4000 Metern.

Mythos

Gaukler wurden von Afrikanern verehrt, die ihm magische Eigenschaften zuschreiben. In der ngunischen Sprache heißt er ingqungqulu („Kriegervogel“). Ein über dem Feind fliegender Gaukler galt als Anzeichen eines sicheren Siegs; wenn ein Gaukler über den eigenen Kriegern flog, erwarteten sie eine vernichtende Niederlage.

Weblinks

Commons: Gaukler – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage