Gelber Enzian
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Gelber Enzian | ||||||||||||
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Gelber Enzian (Gentiana lutea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gentiana lutea | ||||||||||||
L. |
Der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) ist eine Pflanzenart, die zur Gattung Enziane (Gentiana) gehört.
Beschreibung
Der Gelbe Enzian ist eine graugrüne, kräftige, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis 150 Zentimeter erreicht. Die Pflanze wächst sehr langsam und blüht erst mit zehn Jahren, kann aber 40 bis 60 Jahre alt werden. Als Überdauerungsorgan wird ein kräftiges, bis armdickes Rhizom gebildet. Die Hauptwurzel besitzt an älteren Pflanzen Längen bis zu 1 Meter und Durchmesser von 3 bis 5 Zentimeter. Die oberirdischen Pflanzenteile sind durch Haare (Trichome) etwas glänzend. Anfangs wird eine grundständige Blattrosette gebildet. Die kreuzgegenständig angeordneten Laubblätter sind einfach, bis zu 30 cm lang, bis 15 cm breit, im oberen Bereich ungestielt und im unteren Bereich kurz gestielt. Die Blattspreiten sind oval bis elliptisch mit fünf bis sieben kräftigen, bogenförmigen Nerven versehen.
In den Achseln der Hochblätter stehen drei bis zehn Blüten in trugdoldigen Teilblütenständen zusammen. Die lang gestielten Blüten sind fünfzählig. Die Blüten sind im Vergleich zu anderen Enzian-Arten sehr einfach gebaut. Die fünf häutigen Kelchblätter sind blass-gelb. Die fünf Kronblätter sind nur an ihrer Basis verwachsen und goldgelb. Der Nektar wird offen dargeboten. Die Staubblätter sind fast so lang wie die Kronblätter mit großen Staubbeuteln. Auf dem oberständigen Fruchtknoten sitzt ein kurzer Griffel, der in einer zweiteiligen Narbe endet. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
Die bis zu 6 cm lange Kapselfrucht enthält bis 100 Samen. Die Samen wiegen nur etwa 0,001 g und werden durch den Wind verbreitet. Jede Pflanze erzeugt etwa 10.000 Samen.
Ökologie
Der Gelbe Enzian ist ein Geophyt oder ein Hemikryptophyt. Die miteinander verwachsenen Blattscheiden bilden Zisternen. In den mit Wasser gefüllten „Zisternen“ leben Kleintiere, die nach ihrer Verwesung der Pflanze vermutlich zusätzliche Nährsalze zur Verfügung stellen. Die ausdauernde, fleischig verdickte Speicherwurzel kann bis zu 60 Jahre alt und dann armdick und meterlang werden.
Die durch Carotinoide gelben Blüten sind „Nektar führende Scheibenblumen“, die von verschiedenen Insekten, z.B. von Fliegen und Hummeln bestäubt werden. Auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Blühreife der Pflanze wird erst etwa ab dem 10. Jahr erreicht. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
Die Früchte sind fachspaltige Kapseln, die die Samen als Windstreuer freisetzen. Die geflügelten Samen breiten sich als Segelflieger und Adhäsionshafter aus. Jede Kapselfrucht enthält bis zu 100 Samen, die nur etwa 0,001 g wiegen. Jede Pflanze erzeugt etwa 10.000 Samen. Fruchtreife ist von September bis Oktober. Die Samen sind Licht- und Kältekeimer.
Vorkommen
Der Gelbe Enzian ist in den Alpen und anderen Gebirgen Mittel- und Südeuropas verbreitet, z. B. im Schwarzwald auf dem Feldberg. Der Gelbe Enzian ist kalkliebend und bevorzugt Weiden-, Block- und Karflure von der Tallage bis in eine Höhe von 2500 m ü. NN, die wenigstens zeitweise feucht und locker sind.
Verwendung
Verwendet werden die unterirdischen Pflanzenteile. Als Droge Enzianwurzel, Gentianae radix, dienen die getrockneten, zerkleinerten, unterirdischen Pflanzenteile. Sie sind reich an Zuckern (z. B. Gentiobiose) und Bitterstoffen (Gentianopicrin und Amarogentin). Die Bitterstoffe dienen eigentlich als Schutz vor Tierfraß. Arzneilich wird die Droge als Bittermittel, z. B. als appetitanregender Magenbitter, Aperitif und für Schnaps verwendet (z. B. Enzian und Suze). Der Gelbe Enzian wird auch als Fiebermittel benutzt; die Wirksamkeit gegen Fieber konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Es wird ein bitteres und verdauungsanregendes Tonikum gewonnen. Er wird eingesetzt gegen Müdigkeit, Untergewicht, Blutarmut und Appetitmangel in der Rekonvaleszenz. In der Volksmedizin findet er Anwendung gegen Fieber, Gicht, Hypochondrie, Malaria und Darmparasiten. [1]
Zur Herstellung des Enzianschnapses wird vor allem Gentiana lutea verwendet und gezielt angebaut, seltener die anderen hochwüchsigen Arten, zum Beispiel Gentiana punctata, da sie von allen Enzian-Arten den stärksten Gehalt an Bitterstoffen hat. Ein Extrakt schmeckt noch in einer wässrigen Verdünnung von 1:200.000 deutlich bitter.
Sonstiges
Gentiana lutea ist geschützt. Nicht blühend ist der Gelbe Enzian leicht mit dem Weißen Germer zu verwechseln, dessen Blätter aber dreizeilig wechselständig angeordnet sind.
Am 15. Oktober 1975 erschien im Rahmen der jährlich von der Deutschen Bundespost ausgegebenen Wohlfahrtsmarken eine Abbildung des Gelben Enzians als Motiv (Michel-Nr. 510).
Quellen
- Thomas Schöpke: Enzianwurzel - Gentianae radix von Arzneipflanzenlexikon des Institutes für Pharmazie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.
- Xaver Finkenzeller: Alpenblumen. München 2003, ISBN 3-576-11482-3
- Ruprecht Düll und Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 2005, ISBN 3-494-01397-7
- Wendelberger: Alpenpflanzen - Blumen, Gräser, Zwergstäucher, München 1984, ISBN 3-7632-2975-2
- blv: Das BLV Handbuch Heilpflanzen, ISBN 978-3-8354-0144-0
- (Gentiana lutea) Gelber Enzian als Heilpflanze.
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
Einzelnachweise
Weblinks
- Kurzinfo zum Gelben Enzian von Pharmazie der Uni-Frankfurt.
- Gelber Enzian. FloraWeb.de