Gemeiner Blauzungenskink
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Gemeiner Blauzungenskink | ||||||||||||
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Der Gemeine Blauzungenskink oder einfach Blauzungenskink (Tiliqua scincoides) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tiliqua scincoides | ||||||||||||
(White, 1790) |
Der Gemeine Blauzungenskink oder einfach Blauzungenskink (Tiliqua scincoides) ist eine australische Echsenart aus der Familie der Skinke (Scincidae).
Systematik
Tiliqua scincoides, der Gemeine Blauzungenskink, ist nur eine der sieben in Australien und Neuguinea beheimateten Arten aus der Gruppe der Blauzungenskinke. Diese werden innerhalb der Lepidosauria der Familie der Skinke (Squamata: Bifurcata: Unidentata: Scinciformata: Scincidae) (Vidal & Hedges, 2009) zugeordnet, die mit über 1000 Arten die größte Echsenfamilie darstellt (Shea, 2000). Vertreter dieser Gruppe zeichnen sich durch Osteodermata (Verknöcherungen in den Hautschuppen) aus, welche der Haut große Festigkeit verleihen (Shea, 2000). Blauzungenskinke werden, wie alle Skinke Australiens, den Lygosominae zugeordnet (Shea, 2000). Merkmale dieser Gruppe sind ein sekundär entwickelter knöcherner Gaumen am Dach der Mundhöhle, die Verschmelzung von Stirnknochen sowie ventrale Vorsprünge an Stirn und Gaumenknochen (Shea, 2000). Innerhalb dieser Gruppe ordnet man sie der sogenannten Egernia-Gruppe zu, welche von manchen Autoren als monophyletische Gruppe (Skinner et al., 2011), von anderen allerdings als paraphyletische Gruppe (Gardner et al., 2008) angesehen wird, was in beiden Fällen molekular begründet wird. Innerhalb dieser Gruppe bilden die Blauzungenskinke eine eigene monophyletische Gruppe mit den beiden anerkannten Gattungen Tiliqua und Cyclodomorphus (Gardner et al., 2008; Shea, 2000; Skinner et al., 2011). Als Apomorphien dieser Gruppe werden neben verschiedenen Merkmalen des Schädels sowohl ein verlängerter Rumpf (bis zu 32 Praesacralwirbel oder mehr) als auch eine Reduktion der Finger- und Zehenknochen (um mindestens 1 Glied: Finger IV; Zehe IV, V) genannt (Shea, 2000). Die Gattung Tiliqua grenzt sich insbesondere durch die Beschuppung des Kopfes von ihrer Schwestergruppe Cyclodomorphus ab. Außerdem sind die Vertreter der Gattung Tiliqua gegenüber den Arten der Schwestergruppe sehr viel größer und kräftiger gebaut (Shea, 2000). Von T. scincoides sind drei Unterarten anerkannt, die sich in erster Linie in Beschuppung und Färbung unterscheiden (Shea, 2000).
Beschreibung
Der Blauzungenskink wird zwischen 45 und 55 cm lang, wobei der Schwanz etwa 20 cm ausmacht. Die Männchen sind i.d.R. nur schwer von den Weibchen zu unterscheiden. Unter anderem ist der Kopf beim Männchen etwas breiter und die Schwanzwurzel leicht verdickt. Die Beine sind, im Verhältnis zum voluminösen Körper, geradezu winzig. Markantestes Merkmal ist die blaue Zunge, die zum einen zum Aufspüren der Beute und zum anderen zur Abschreckung von Feinden dient. Die sehr glatte, schuppige Haut ist grau bis braun gefärbt und mit mehreren Querbändern versehen.
Verbreitung
Die Heimat des Blauzungenskinks ist Australien, wo er in weiten Landesteilen aller Bundesstaaten verbreitet ist. Er bevorzugt trockenes und schwach bewaldetes Grasland, ist aber auch in Waldgebieten anzutreffen. Dort, wo die natürlichen Lebensräume Städten und Gemeinden weichen mussten, findet man sie heute auch in Parkanlagen und Gärten (Horner, 2000).
Lebensweise
Blauzungenskinke sind stets bodenbewohnend, können aber auch kleinere Hindernisse überwinden. Innerhalb der Verbreitungsgebiete findet man sie vor allem in Ansammlungen größerer Felsen, in verlassenen Bauten anderer Tiere und in Bereichen mit dicker Laubschicht oder dichtem Grasbewuchs. Allzu humide Bereiche werden aber stets gemieden (Horner, 2000). Treffen sie auf Feinde zeigen sie ein für die Gattung Tiliqua sehr typisches Abwehrverhalten. Der Körper wird dabei abgeflacht und seitlich aufgestellt, die namensgebende blaue Zunge wird mit weit aufgerissenem Maul präsentiert, während gleichzeitig Zischlaute ausgestoßen werden, um den Angreifer einzuschüchtern (Horner, 2000). Als letzten Ausweg können die Skinke sich auch durch Bisse verteidigen und trotz ihrer nur kleinen Zähne dem Gegner mit ihren kräftigen Kiefern schmerzhafte Wunden zufügen. Ist doch einmal die Flucht nötig, können die Tiere auch überraschend schnell fliehen. Wenn dabei Bodenbewuchs ihre Flucht behindert, können sie nach Horner (2000) ihre Beine an den Körper anlegen und sich schlängelnd fortbewegen. Der Schwanz kann zur Ablenkung des Verfolgers abgeworfen werden (Horner, 2000). Blauzungenskinke sind tagaktive Allesfresser, die sich vor allem von Schnecken und größeren Insekten, aber auch von den Jungtieren einheimischer Nagetiere oder bodenbrütender Vögel ernähren. Über die Bedeutung pflanzlicher Nahrung im natürlichen Lebensraum ist nichts bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese einen wichtigen Teil der Ernährung ausmacht (Horner, 2000). Die meist solitär lebenden Skinke finden sich zwischen September und November zur Paarung zusammen. Nach drei bis vier Monaten Tragzeit gebärt das Weibchen bis zu 14 lebende Jungtiere, die rund 1/3 der Kopf-Rumpf-Länge der Mutter aufweisen können (Horner, 2000).
Unterarten
- Tiliqua scincoides scincoides White, 1790
- Tiliqua scincoides intermedia Mitchell, 1955
- Tiliqua scincoides chimaerea Shea, 2000
Quellen
- Gardner, M., Hugall, A., Donnellan, S., Hutchinson, M., & Foster, R. (2008). Molecular systematics of social skinks: phylogeny and taxonomy of the Egernia group (Reptilia:Scincidae). Zoological Journal of the Linnean Society (154), S. 781-794.
- Horner, P. (2000). Der Nördliche Blauzungenskink Tiliqua scincoides intermedia (Mitchell, 1955). In A. Hauschild, K. Henle, R. Hitz, G. M. Shea, & H. Werning,Blauzungenskinke: Beiträge zu Tiliqua und Cyclodomorphus (S. 161-168). Münster: Natur und Tier - Verlag.
- Kurt Deckert: Urania-Tierreich - Fische, Lurche, Kriechtiere. Urania-Verlag, Leipzig, Berlin 1991.
- Manfred Rogner: Echsen, Bd. 2, Warane, Skinke und andere Echsen sowie Brückenechsen und Krokodile. Ulmer, Stuttgart 1994.
- Shea, G. M. (2000). Geschichte und Systematik. In A. Hauschild, K. Henle, R. Hitz, G. M. Shea, & H. Werning, Blauzungenskinke: Beiträge zu Tiliqua und Cyclodomorphus (S. 11-24). Münster: Natur und Tier - Verlag.
- Skinner, A., Hugall, A. F., & Hutchinson, M. (2011). Lygosomine phylogeny and the orgins of Australian scincid lizards. Journal of Biogeography (38), S. 1044-1058.
- Vidal, N., & Hedges, S. (2009). The molecular evolutionary tree of lizards, snakes and amphisbaenians. C.R. Biologies ( 332), S. 129-139.