Gewöhnliche Hundszunge



Gewöhnliche Hundszunge

Gewöhnliche Hundszunge
(Cynoglossum officinale)

Systematik
Euasteriden I
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Unterfamilie: Boraginoideae
Tribus: Cynoglosseae
Gattung: Hundszungen (Cynoglossum)
Art: Gewöhnliche Hundszunge
Wissenschaftlicher Name
Cynoglossum officinale
L.

Die Gewöhnliche Hundszunge (Cynoglossum officinale L.) ist eine in Deutschland häufig vorkommende Pflanzenart aus der Gattung der Hundszungen (Cynoglossum).

Beschreibung

Die Gewöhnliche Hundszunge ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 80 cm erreicht. Der kräftige Stängel hat einen Durchmesser von bis 1 cm, ist kantig, locker zottig behaart und dicht beblättert. Die Pflanze hat einen Mäusegeruch. Die Grundblätter sind grundständig rosettig gehäuft. Die Stängelblätter sind sitzend, stängelumfassend, beiderseits angedrückt behaart, graugrün und derb, die oberen sind lanzettlich und filzig behaart.

Detailansicht des Blütenstandes.

In zuerst kopfigen, später sparrig sich verlängernden, rispig angeordneten Wickeln sitzen viele Blüten. Die erst dunkelvioletten, später braunroten Blüten sind homogame, trichterförmige „Stieltellerblumen“. Die ziemlich lange Blütenkronröhre ist durch hellrote Hohlschuppen (Schlundschuppen) verschlossen, daher ist der Nektar nur Bienen und Faltern zugänglich. Zuletzt ist auch spontane Selbstbestäubung möglich. Blütezeit ist von Mai bis Juli.

Die vier mit dem Mittelsäulchen verwachsenen Teilfrüchte (Klausen) sind außen widerhakig-stachelig und werden als Kletthafter verbreitet, z. B. durch Kaninchen. Die abgeflachten, eiförmigen Nüsschen sind dicht mit Widerhaken besetzt.

Hundszunge (Cynoglossum officinale), Früchte
Blüten

Standorte

Die Gewöhnliche Hundszunge wächst zerstreut, aber lokal häufig in sonnigen Unkrautfluren, an Schuttplätzen, Wegrändern, Tierbauen und in intensiv genutzten Weiden. Sie bevorzugt eher trockene, nährstoffreiche Böden in sonniger Lage. Nach Ellenberg ist sie eine Lichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein Schwachbasen- und Stickstoffzeiger und eine Verbandscharakterart wärmebedürftiger Distelgesellschaften (Onopordion acanthii).

Ökologie

Die Gewöhnliche Hundszunge ist eine zweijährige (bis ausdauernde) Halbrosettenpflanze.

Die Blüten sind homogame, trichterförmige „Stieltellerblumen“. Die ziemlich lange Kronröhre ist durch Schlundschuppen verschlossen, daher ist der Nektar nur für Bienen und Falter zugänglich. Zuletzt erfolgt auch spontane Selbstbestäubung. Blütezeit ist von Mai bis Juli.

Die 4 mit dem Mittelsäulchen verwachsenen Teilfrüchte als Klausen sind widerhakig-stachelig und werden als Klebhafter verbreitet, z.B. durch Kaninchen. Der Vorgang erinnert an moderne Klettverschlüsse. Die Pflanze ist ein Wintersteher und Dunkelkeimer, was durch anhaftende und dann z.T. durch bedeckende Erde gefördert wird. Zugleich ist hier die Bestachelung auch hemmend für die Ausbreitung. Fruchtreife ist von Juli bis Oktober.

Giftigkeit

Die ganze Pflanze ist giftig, Vergiftungsgefahr besteht allerdings nur bei Tieren.

Hauptwirkstoffe sind 1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide die im getrockneten Kraut bzw. in getrockneten Wurzeln mit bis zu 14g/kg entsprechend 14.700 ppm. vertreten sind. Im frischen Kraut sind 1,72% Gesamtalkaloide mit 62% Heliosupin enthalten. In den Wurzeln nach älteren Angaben außerdem Cynoglossin, Consolidin, und dessen Spaltbasen Consolicin und Cynoglossidin.

Vergiftungserscheinungen: Beim Menschen sind Vergiftungen kaum zu erwarten. Nach älteren Angaben wirkt Cynoglossin beim Frosch lähmend auf die peripheren Nerven, während Consolidin und Consolicin lähmend auf das Zentralnervensystem wirken. Warmblütler sind nicht so empfindlich. Die Giftwirkung der Blätter auf kleinere Nagetiere ist umstritten. Bei Rindern zeigen sich großer Durst und Bewegungsstörungen der Hinterbeine.

Wegen ihrer Giftigkeit ist heute vom Gebrauch dieser Pflanze als Heilpflanze abzuraten.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • O. Sebald, S.Seybold, G. Philippi, A. Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5, Ulmer Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3342-3.
  • R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage. Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 6. Auflage. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.

Weblinks

Commons: Gewöhnliche Hundszunge (Cynoglossum officinale) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder: