Gold-Schwingel
Gold-Schwingel | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Festuca paniculata | ||||||||||||
(L.) Schinz & Thell. |
Der Gold-Schwingel (Festuca paniculata) ist ein zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehörendes Gras und kommt unter anderem in alpinen Wiesen der Ostalpen vor, den nach ihm benannten Goldschwingelrasen.
Merkmale
Der Gold-Schwingel ist ein ausdauerndes Gras und erreicht Wuchshöhen von 50 bis 120 cm. Die Pflanze wächst dichthorstig und bildet keine Ausläufer. Die Blattscheiden haben an der Basis der Triebe eine zwiebelähnliche Verdickung. In der unteren Hälfte sind die Blattscheiden verwachsen und nicht gerieft. An den oberen Stängelblättern sind die Blatthäutchen höchstens 3 mm lang. Die Laubblätter haben eine flache Spreite und sind höchstens 3 mm breit. An der Spreiten-Außenseite (der morphologischen Unterseite) befindet sich sklerenchymatisches Gewebe.
Der Blütenstand ist eine eher dichte, zusammengezogene Rispe und ist 8 bis 12, selten bis 15 cm lang. Die Ährchen sind 10 bis 12 mm lang und goldgelb, zur Fruchtreife braun. Die Deckspelzen besitzen fünf deutlich vortretende Leitbündel und sind nicht begrannt. Der Fruchtknoten ist kahl. Die Blütezeit ist Juli und August.
Der Gold-Schwingel ist eine diploide Sippe.
Taxonomie
Synonyme für Festuca paniculata sind Festuca spadicea L. und Festuca aurea Lam. [1]
Verbreitung und Standorte
Der Gold-Schwingel kommt innerhalb Österreichs in Kärnten und Osttirol vor, in Salzburg nur in der Goldberg-Gruppe, in der Steiermark nur auf der Koralpe. Weitere Vorkommen gibt es in Südtirol. In Nordtirol fehlt die Art, ebenso in der Schweiz mit Ausnahme des südlichen Tessins.[1] Der Gold-Schwingel wächst in der subalpinen und alpinen Höhenstufe auf sonnigen Bergwiesen und auf steinigen Weiderasen. Er ist kalkmeidend.
Außerhalb der Ostalpen kommt der Gold-Schwingel in den Südalpen, in den Gebirgen Süd- und Südosteuropas und in Nordafrika vor. In Slowenien kommt er nur im Karst auf der Vremščica vor. In Südosteuropa kommt er im Balkangebirge, Rila- und Pirin-Gebirge vor und wächst auf steilen, eher skelettreichen Hängen der unteren alpinen Stufe.[1]
Goldschwingelwiesen
In den Ostalpen bildet der Gold-Schwingel eine eigene Pflanzengesellschaft, das Hypochoerido uniflorae-Festucetum paniculatae Hartl in Theurillat 1989. Der Goldschwingelrasen gehört zum Verband des Festucion variae (Hangwarme Urwiesen der Silikatalpen) innerhalb der Festucetalia spadiceae (Bodensaure Wildheumähder, Weiden und Lawinarwiesen). Einzige Kennart ist Festuca paniculata, Trennarten sind Dianthus barbatus und Knautia longifolia. [2]
Die Wiesen kommen an der Tauernsüdabdachung, auf der Koralpe und in den Karnischen Alpen vor. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im subalpinen Bereich zwischen 1800 und 2000 m[1], die Höhenverteilung reicht aber insgesamt von 1500 bis 2500 m. Es sind artenreiche Wildheumähder mit durchschnittlich 45 Arten[1]. Die Wiesen wachsen auf Hängen mit meist 30° Neigung (10 bis 40°), mit Schwerpunkt auf Süd-, Südwest- und Südostlagen.[1] Die Bodenreaktion ist meist sauer (pH-Wert 3,5 bis 5,6), im Grundgestein ist dennoch immer auch Calciumcarbonat vorhanden. Der Großteil der Wiesen wurde zumindest in der Vergangenheit regelmäßig gemäht, einzelne Bestände wurden aber nie genutzt. [2]
Die Artengarnitur der Goldschwingelwiesen zeigt nicht nur die Verbindung zum Festucion, es kommen auch etliche Arten der Seslerietea, der Molinio-Arrhenatheretea, Vaccinio-Piceetea, Calluno-Ulicetea sowie der Festuco-Brometea vor. [2]
Die Wiesen kommen auf sauren bis mäßig sauren Böden vor. Das Vorkommen von Kalk- und Säurezeigern geht auf die Aushagerung durch die teils jahrhundertelange Nutzung zurück. Die Wiesen sind recht vielfältig. Die Vielfalt wird von der Seehöhe, dem Gesteinsuntergrund, dem Mähregime und der Bewässerung verursacht. Heute werden viele Wiesen nicht mehr gemäht, über die dadurch bedingten Sukzessionsvorgänge ist sehr wenig bekannt. [2]
Der Goldschwingelrasen ist auf etlichen Standorten sicher eine autochthone, d.h. natürlich vorkommende, Dauergesellschaft, und zwar auf Standorten der subalpinen Stufe, die für Wald zu ungünstig sind. Entwaldung und beginnende Mahd haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich der Goldschwingelrasen sekundär ausgebreitet hat, vor allem auf Hängen, die aufgrund der Steilheit vom Vieh gemieden werden. Beweidung wird vom Goldschwingelrasen nicht vertragen, obwohl der Gold-Schwingel selbst aufgrund der steifen Blätter vom Vieh eher verschmäht wird. [1]
Gesellschaften außerhalb der Ostalpen
In den Südalpen kommt das Centaureo-Festucetum spadiceae vor, das mit dem ostalpinen Goldschwingelrasen keine floristischen Gemeinsamkeiten aufweist. Gemeinsam sind ihnen eine hohe Artenzahl, die durch den Kalkgehalt des sauren Bodens bedingt ist, der hohe Anteil an Hemikryptophyten und der Mangel an Moosen. Der Boden der südalpinen Gesellschaft ist tiefgründig, schwach sauer bis neutral. Sie kommt nie über reinem Kristallin- oder reinem Kalk-Gestein vor. Sie wächst an warmen, trockenen Hängen in der mittleren und unteren subalpinen Höhenstufe. [1]
In Montenegro und in den Abruzzen auf Sandstein wächst das Genisto-Festucetum spadiceae, im Zentralmassiv eine Festuca spadicea-Chrysanthemum delarbrei-Assoziation, und in den Pyrenäen das Hieracio-Festucetum spadiceae. [3]
Belege
- M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Helmut Hartl: Einige ostalpine Vorkommen des Goldschwingelrasens (Hypochoeris uniflora-Festucetum paniculatae HARTL 1983. In: Carinthia II, 173./93. Jahrgang, 1983, S. 43-54.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Georg Grabherr: Caricetea curvulae. In: Georg Grabherr, Ladislav Mucina: Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Teil II: Natürliche waldfreie Vegetation. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1993. ISBN 3-334-60452-7, S. 343-372, hier 357f.
- ↑ Paul Ozenda: Die Vegetation der Alpen im europäischen Gebirgsraum. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York 1988, ISBN 3-437-20394-0, S. 260.