Haferkornschnecke
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Haferkornschnecke | ||||||||||||
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Haferkornschnecke (Chondrina avenacea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Chondrina avenacea | ||||||||||||
(Brugière, 1792) |
Die Haferkornschnecke (Chondrina avenacea), auch Westliche Haferkornschnecke, Gemeine Haferkornschnecke oder nur Haferkorn genannt, ist eine landlebende Schneckenart aus der Familie der Kornschnecken (Chondrinidae). Sie lebt ausschließlich von endolithischen Algen, dazu wird die Oberfläche von Kalkfelsen einschließlich der darin lebenden Algen und Flechten abgeschabt.
Merkmale
Das Gehäuse ist relativ klein; es ist 6 bis 8 mm hoch und misst 2,3 bis 2,5 mm in der Dicke. Es ist zylindrisch-konisch und weist sieben bis acht Windungen auf. Die Naht ist deutlich ausgebildet, die letzte Windung nimmt etwa ein Drittel der Gehäusehöhe ein. Die Mündung ist elliptisch, der weiße Mundsaum ist nur wenig erweitert und auch kaum zurückgebogen. Der Mundrand ist verhältnismäßig dünn und in der Palatalregion der Mündung unterbrochen. Das Gehäuse ist dunkelgrau bis rotbraun gefärbt und zeigt auf der weitgehend glatten, nicht glänzenden Oberfläche eine variable Streifung. Sie kann grob bis fein sein, auch die Abstände der Streifen variieren stark. Das Gehäuse ist sehr häufig von Gesteinsstaub oder Flechtenresten bedeckt. Innen an der Mündung ist das Gehäuse gelblich bis rotbraun gefärbt. In die Mündung ragen meist acht, kräftige „Zähne“ hinein; drei Palatalzähne, ein darüber liegender Suprapalatalzahn (etwas schwächer ausgebildet oder fehlend), sowie je ein Angular- und Parietalzahn und je ein Columellar- und Infracolumellarzahn.
Geografisches Vorkommen und Lebensraum
Die Haferkornschnecke ist in Mitteleuropa weit verbreitet, jedoch sehr zerstreut und streng gebunden an die Gebiete, in denen Kalk oder Dolomit an der Oberfläche ansteht. Sie kommt von der spanischen Mittelmeerküste (etwa Höhe Valencia),[1] Süd- und Ostfrankreich, kleineren Vorkommen in Südbelgien, über die Schweiz, Süddeutschland, Österreich, Norditalien[2] bis nach Tschechien und isoliert in Bulgarien[3] vor. In Deutschland liegt das nördlichste Vorkommen in Thüringen (Hörselberge bei Eisenach).
Die Haferkornschnecke ist streng an Kalk oder Dolomit gebunden. Sie besiedelt die sonnenbeschienenen Seiten von Felsen und Felswänden. Die Tiere sind nur bei hoher Luftfeuchte, Regenwetter oder auf nassen Oberflächen aktiv. Bei Trockenheit ziehen sie sich in die Gehäuse zurück, heften aber das Gehäuse durch getrockneten Schleim fest an das Gestein. Auf diese Weise können sie beim Gesteinsabbau verschleppt werden. Extreme Trockenheit verbringen sie im Detritus und Gesteinsschutt unter den Felsen. Im Gebirge steigt sie bis auf eine Höhe von 1800 m über NN an.
Lebensweise
Die Haferkornschnecke ernährt sich von endolithischen Kalkflechten, Algen und auch Detritus. Die Tiere raspeln mit Hilfe ihrer Radula die oberste dünne Gesteinsschicht einschließlich der darin bohrenden Algen und Flechten ab. Sie fressen keine grünen, höheren Pflanzen. Die Tiere sind nach etwa drei bis fünf Jahren ausgewachsen und erreichen ein Maximalalter von zehn Jahren.
Systematik
Die Art wird derzeit in zwei Unterarten gegliedert:
- Chondrina avenacea avenacea (Brugière, 1792): die Nominatunterart
- Chondrina avenacea lepta (Westerlund, 1887): Karnische Alpen, Julische Alpen, Karawanken, Steiner Alpen
Literatur
- Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. Natur Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89440-002-1, 404 S.
- Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. Mosaik-Verlag, München 1990, ISBN 3-570-03414-3 (Steinbachs Naturführer 10), 287 S.
- Ewald Frömming: Biologie der mitteleuropäischen Landgastropoden. Duncker & Humblot, Berlin 1954, 404 S.
- Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron, Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8, 384 S.
Weblinks
AnimalBase
Einzelnachweise
- ↑ Bas Kokshoorn, Marja van Schoor, Inge Erkelens, Edmund Gittenberger: Waves of dispersal in island-hopping Chondrina species (Gastropoda, Pulmonata,Chondrinidae). Zoologischer Anzeiger (Article in Press) PDF
- ↑ Valerio Ketmaier, Folco Giusti und Adalgisa Caccone: Molecular phylogeny and historical biogeography of the land snail genus Solatopupa (Pulmonata) in the peri-Tyrrhenian area. Molecular Phylogenetics and Evolution, 39: 439-451, 2006 doi:10.1016/j.ympev.2005.12.008
- ↑ Species summary for Chondrina avenacea. In: Animal Base. Uni Göttingen, 25. Juni 2009, abgerufen am 8. Juni 2010.