Hector-Delfin



Hector-Delfin

Hector-Delfin (Cephalorhynchus hectori)

Systematik
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Zahnwale (Odontoceti)
Familie: Delfine (Delphinidae)
Gattung: Schwarz-Weiß-Delfine (Cephalorhynchus)
Art: Hector-Delfin
Wissenschaftlicher Name
Cephalorhynchus hectori
(P.-J. van Beneden, 1881)

Der Hector-Delfin (Cephalorhynchus hectori) ist mit einer Länge von bis zu 1,50 Meter der kleinste Vertreter der Wale[1]. Er gehört zu der Gattung der Schwarz-Weiß-Delfine (Cephalorhynchus) und ist ausschließlich in den Gewässern um Neuseeland verbreitet.

Merkmale

Der maximal 1,50 Meter lange Delfin erreicht ein Gewicht von 40 bis 60 Kilogramm.[2] Er hat eine sehr kurze, äußerlich kaum wahrnehmbare Schnauze sowie eine abgerundete Rückenfinne. Die Flukenenden sind spitz, ihre beiden hinteren Kanten sind (negativ) nach innen gerundet. Der Körper des Tieres ist in der Grundfarbe grau, wobei es sich um eine Zeichnung aus unterschiedlichen Tönen der Farbe handelt. Die Stirn ist durch schwarze Streifen gezeichnet und die Schnauze ist an ihrer Spitze ebenfalls schwarz. Die Kehle sowie der Nacken sind weiß. Von den dunkelgrauen Brustflossen (Flipper) zu den Augen zieht sich ein ebenfalls dunkelgrauer Fleck. Der Bauch ist weiß und ein dunklerer Streifen zieht sich von der Rückenfinne herab. Der Rest der Flanken ist hellgrau.

Bei der Geburt wiegt der Hector-Delfin etwa 9 Kilogramm und er hat eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren.[2]

Es handelt sich um einen geselligen Delfin, der in Gruppen von zwei bis acht Tieren zusammenlebt. Sie sind sehr aktiv und verspielt, wobei sie Wellen reiten und auch mit Algen spielen. Bei den häufigen Sprüngen landen einzelne Tiere gern auf der Seite und erzeugen dabei einen lauten und spritzenden Wasserschwall.

Verbreitung

Blau das Verbreitungsgebiet der Nominatform, grün das des Maui-Delfins.

Der Hector-Delfin kommt ausschließlich in den Gewässern um Neuseeland vor. Dabei sind zwei Populationen bekannt, die sich jeweils östlich und westlich der Südinsel aufhalten. Man geht davon aus, dass diese Populationen durch die tieferen Bereiche der Cookstraße und am Südwest-Ende der Insel voneinander getrennt werden. Die Tiere überqueren diese Tiefen nicht oder nur sehr selten. Sie entfernen sich offensichtlich auch nicht wesentlich weiter als 10 Kilometer von der Küste.

An der Westküste der Nordinsel Neuseelands lebt mit dem Maui-Delfin (Cephalorhynchus hectori maui) eine Unterart mit insgesamt wahrscheinlich nur 100 Individuen.

Bedrohung und Schutz

Die Gesamtpopulation der Delfine wurde in den 1980er Jahren auf etwa 3.500 geschätzt, neuere Schätzungen gehen nur noch von 2.000 bis 2.500 Tieren aus. Die Hauptbedrohung der Tiere geht dabei von den Netzen der Fischer aus, in denen sie sich verfangen und ertrinken können. Diese Gefahr wird für den starken Rückgang der Tiere verantwortlich gemacht. 1988 wurde ein Bereich der Küstenregion der Banks-Halbinsel zum Schutzgebiet erklärt und die Fischerei in diesem Gebiet verboten. Durch diese Maßnahme konnte zwar der Rückgang gestoppt werden, ein Anstieg der Population konnte jedoch bislang nicht festgestellt werden.

Im Mai 2004 entwickelte das Department of Conservation von Neuseeland ein Ortungssystem für Wale und erprobte es an drei Tieren des Hector-Delfin. Es soll zukünftig vor allem für eine Ortung der extrem bedrohten Tiere vor Maui eingesetzt werden.

Nach Ansicht des NABU reichten die Schutzmaßnahmen 2011 nicht aus, um ein Aussterben des seltensten Meeresdelfins der Welt zu verhindern. Diese Forschungsergebnisse neuseeländischer Wissenschaftler legten das 2011 nahe. Seit der Einführung der Kiemen- und Schleppnetzfischerei in den Siebzigerjahren ist die Zahl der Hector-Delfine von 29.000 auf weniger als 8.000 Tiere gefallen. Von ihrer Unterart, den Maui-Delfinen, gibt es heute weniger als 100 Tiere. An der Ostküste Neuseelands verenden jedes Jahr 23 Hector-Delfine als Beifang in kommerziellen Fischernetzen. Das sind 20 Mal mehr als ihre Population nach der Studie vertragen kann. Landesweit ist derzeit lediglich ein Bruchteil des Lebensraumes der Delfine vor Fischerei geschützt. Würden die Schutzmaßnahmen ab sofort verschärft, könnte der Bestand der Hector-Delfine innerhalb der nächsten 50 Jahre auf etwa 15.000 Individuen anwachsen, berichtet der NABU. Wissenschaftler und Naturschützer fordern dies seit 1990. Doch trotz überwältigender Beweise, dass Hector-Delfine schneller in Fischernetzen verenden als sie sich fortpflanzen können, beugte sich die neuseeländische Regierung 2011 erneut dem Druck der Fischereiindustrie und öffnete sensible Regionen für den kommerziellen Fang mit Kiemennetzen.

Neben industrieller Fischerei sind auch Hobbyfischer eine Bedrohung für die verbliebenen Hector- und Maui-Delfine. Da es Zehntausende private Kiemennetze gibt, die jeweils bis zu 60 Meter lang sein können, weiß niemand, wie viele Delfine sich in ihnen verfangen. Zusammengenommen mit den Verlusten durch kommerzielle Schleppnetzfischerei sei nach NABU-Angaben anzunehmen, dass die Zahl der an der Ostküste durch Fischerei verendeten Hector-Delfine 2011 insgesamt bei 46 liegt. Ein jährlicher Verlust dieser Größenordnung würde bis zum Jahr 2050 mehr als die Hälfte der verbliebenen Hector-Delfine auslöschen.[3]

Weblinks

Commons: Hector-Delfin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hector's dolphin - Department of Conservation - abgerufen am 10. Juni 2012
  2. 2,0 2,1 Facts about Hector's dolphin - Department of Conservation - abgerufen am 10. Juni 2012
  3. NABU Pressedienst. Meldung NR. 133/11 vom 29. September 2011

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