Himmelmoor


Eine wiederbewässerte Abbaufläche im Himmelmoor

Das Himmelmoor liegt in Quickborn, Kreis Pinneberg. Es ist das größte Hochmoor Schleswig-Holsteins und weist eine Größe von ca. 605 Hektar auf, derzeit wird im Moor noch Torf abgebaut. Im Dezember 2005 wurde ein „Förderverein Himmelmoor“ gegründet. Ursprünglich sollte der Torfabbau, laut einem Vertrag aus dem Jahre 1919, so lange weitergehen, bis das Moor verschwunden ist. Inzwischen wird aber die schrittweise Renaturierung des Himmelmoors betrieben, der Torfabbau soll im Jahr 2020 beendet werden. Flächen im Nordteil des Himmelmoores wurden bereits wieder vernässt.[1] Es gibt zwei Rundwanderwege, auf denen man sich über das Moor informieren kann, einen Wanderweg auf den Spuren der Torfbahn und seit 2012 einen Reitweg rund um das Moor.[2] An manchen Wochenenden sind auch Rundfahrten mit der Lorenbahn möglich.[1] Das Himmelmoor ist zusammen mit dem Kummerfelder Gehege und der Bilsbek-Niederung ein FFH-Gebiet im Rahmen des Natura 2000-Programms.[3]

Fauna

eine Große Königslibelle

Das Moor und die umliegenden Gebiete sind reich an verschiedenen Vogelarten, die teilweise sehr selten in Deutschland sind. Es leben Wasservögel wie Sumpfmeise, Eisvogel, Blässralle, Krickente sowie Weißstorch und Kraniche in den Feuchtflächen. Daneben gibt es Wachtelkönig, Zwergschnäpper, Schwarzstirnwürger, Mittelspecht, Schwarzspecht und Uhu in den bewaldeten Bereichen. Zugvögel wie Graugänse nutzten das Moor als Zwischenstation. Raubvögel die im Moor leben sind unter anderem Rotmilan,Wespenbussard, Mäusebussard und Turmfalke.[4][5] Im Moor leben verschiedene Libellenarten, wie die Weidenjungfer und Edellibellen wie die Große Königslibelle. Daneben gibt es noch andere Insektenarten, wie Hornissen.[5] Auch verschiedene Reptilien und Amphibien kommen vor, unter anderem die Schlangenarten Schlingnatter und Kreuzotter, sowie die Kreuzkröte und verschiedene Frösche.[4]

Flora

Der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, wächst im Moor.[5] Schlenken aus Torfmoos und Moorwälder kommen im Südosten des Himmelmoores vor, wie auch Wollgräser und Schnabelriede.

Das nahe Kummersfelder Gehege, im gleichen Schutzgebiet wie das Himmelmoor, besteht zu großen Teilen aus bodensauren Buchenwäldern, kleine Flächen sind Waldmeister-Buchenwald. Der feuchte Teil des Waldes ist mit Eschen durchsetzt, wo der Boden mager ist kommt Birken-Eichenwald vor. Auf den sauren Böden wachsen Binsengewächse wie Wald-Hainsimse, Draht-Schmiele (ein Süßgras) und Heidelbeeren. In der artenreichen Krautschicht gibt es verschiedene Perlgräser und Waldbingelkraut, aber auch Blütenpflanzen wie die Goldnessel.[6]

Auf den Flächen rund um das Zentrum des Moores, wo kein Torf mehr abgebaut wird, hat sich ein Bruchwald aus Moor-Birken entwickelt.[7] Diese Birkenwälder sterben durch die vorangehende Vernässung langsam ab,[5] welches gut ist um den ursprünglichen Moorcharakter wiederherzustellen.

Geschichte

Die Abbaufläche im Himmelmoor

Die Urbarmachung des Himmelmoores begann um 1780. Die Ränder des Moores wurden in 1000–5000 Quadratmeter große Parzellen aufgeteilt und an Bauern der benachbarten Dörfer Bilsen, Borstel-Hohenraden, Hemdingen, Quickborn und Renzel zum Torfabbau übertragen. In den 1870er Jahren begann der industrielle Torfabbau unter Zuhilfenahme von Maschinen im Zentrum des Moores.[8] Seit 1915 wurde dort ein Arbeitslager für Strafgefangene, die von dem Zentralgefängnis Rendsburg als Torfarbeiter angefordert werden konnten, betrieben.[9] Zwischen den Weltkriegen und noch bis Anfang der 1970er Jahre haben Strafgefangene den Torf abgebaut. Im Zweiten Weltkrieg gab es neben dem Strafgefangenen-Arbeitslager ein Kriegsgefangenenlager in dem französische und sowjetische Kriegsgefangene, sowie politische Gefangene als Zwangsarbeiter zur Torfgewinnung eingesetzt wurden.[10] Innerhalb dieses Kriegsgefangenen-Lagers bestand ein weiteres, separates Lager, in dem mindestens 53 jüdische Kriegsgefangene untergebracht waren. Auch sie wurden zur Torfgewinnung eingesetzt und bildeten das Kriegsgefangenen-Arbeitskommando 1416.[11] Das Gebäude, in dem sie untergebracht waren, steht heute noch in nahezu unverändertem Zustand. Eine kleine Gedenktafel befindet sich vor dem Eingang des Gebäudes. Seit 1960 wurde der Weißtorf rein maschinell abgebaut.[8]

Panorama

Im Vordergrung eine wiederbewässerte Abbaufläche, am Horizont die aktuelle Abbaufläche

Weblinks

Commons: Himmelmoor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Natur kehrt zurück ins Himmelmoor. kreis-pinneberg.de, abgerufen am 13. September 2012.
  2. Quickborn feiert das Pferd, pinneberger-tageblatt.de, abgerufen am 13. September 2012
  3. Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzende Flächen. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 13. September 2012.
  4. 4,0 4,1 Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzende Flächen. Europäische Umweltagentur, abgerufen am 13. September 2012.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Himmelmoor in Quickborn. moorkienwurzeln.de, abgerufen am 31. August 2012.
  6. Himmelmoor, Kummerfelder Gehege und angrenzende Flächen (FFH DE 2224-391). (PDF) Abgerufen Format invalid.
  7. Wandern zwischen Gegensätzen. (PDF) schleswig-holstein.de, abgerufen am 13. September 2012.
  8. 8,0 8,1 Himmelmoor. Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, abgerufen am 13. September 2012.
  9. Mooradministrator in Lentföhrden 1915 – 1920. gemeinde-lentfoehrden.de, abgerufen am 13. September 2012.
  10. Monika Köhler: Himmelmoor lag nebenan. Ossietzky Ausgabe 12/2005, abgerufen am 13. September 2012.
  11. Margarete Degenhardt: Kriegsgefangenen-Arbeitskommando 1416. Wachholtz, 2005, ISBN 3-529-06139-5.

Koordinaten: 53° 44′ 32″ N, 9° 51′ 25″ O