Hörbahn


Die Hörbahn ist der zentralnervöse Teil („Zentrales Hören“) des auditorischen Systems bei Mensch und Tier. Das Auditorische System (Synonym: Auditives System) gehört zu den Sinnessystemen und ist für die Auditive Wahrnehmung, das Hören, zuständig. Alle im Schall vorhandenen Informationen werden im auditorischen System verarbeitet und ausgewertet.

Funktionsweise

Bei landlebenden Tieren wird Luftschall zunächst vom Luftmedium auf das mit Flüssigkeit gefüllte Innenohr übertragen. Dort wird die mechanische Energie an den inneren Haarsinneszellen in elektrische Energie umgeformt (diesen Prozess nennt man mechanoelektrische Signaltransduktion) und danach in den Axonen des Hörnervs in Form von Aktionspotentialen ins Gehirn geleitet.

Beim Menschen und anderen Säugern beginnt die Hörbahn an den Sinneszellen des Innenohrs, die über glutamaterge Synapsen Nervenzellen erregen, deren Zellkörper im Ganglion spirale liegen. Diese Nervenzellen sind Teil des Hörnervs. In ihm führen die Fasersysteme zum Nucleus cochlearis, welcher in der Medulla oblongata (Teil des Stammhirns) liegt.

Ein Teil der Fasern zieht direkt weiter zum gleichseitigen (ipsilateralen) Colliculus inferior im Mittelhirn. Die Masse der Fasern wird als Corpus trapezoideum, unter teilweiser Verschaltung im oberen Olivenkernkomplex, zu dem der Nucleus corporis trapezoidei (englisch: Medial nucleus of the trapezoid body = MNTB) gehört, von der gleichseitigen (ipsilateralen) auf die gegenseitige (kontralaterale) Hemisphärenseite geführt und zieht dort als Lemniscus lateralis zum Colliculus inferior auf.

Im oberen Olivenkernkomplex werden parallel Laufzeitunterschiede bzw. Laufzeitdifferenzen (ITD) und Intensitätsunterschiede bzw. Intensitätsdifferenzen (sog. ILD) zwischen beiden Ohren ausgewertet, sodass die Richtung einer Schallquelle geortet werden kann.

Im Lemniscus lateralis werden in den Nuclei lemnisci lateralis weitere Nervenzellen umgeschaltet. Dort und in den Colliculi inferiores kreuzt ein Teil der Fasern wieder zurück auf die Gegenseite.

Vom Colliculus inferior werden die Fasern zum Corpus geniculatum mediale im Zwischenhirn geleitet, welche zum letzten Mal verschaltet und als Hörstrahlung, die kurz durch das Crus posterior der Capsula interna verläuft, dem auditiven Cortex im Temporallappen zugeführt werden.

Die regelmäßigen Rückführungen der auditorischen Fasern führen dazu, dass auditorische Impulse beider Ohren in beiden auditiven Cortices ankommen, was das Richtungshören ermöglicht und bei Schäden zu Resthörempfinden führt.

Vom oberen Olivenkomplex werden Fasern wieder zum Innenohr zurückgesendet (über den Nervus vestibulocochlearis, den achten Hirnnerv), wo sie die Empfindlichkeit des Hörens modulieren. Diese Fasern enden vor allem an den äußeren Haarsinneszellen.

Weblinks

  • Die Straße der Wanderwellen (PDF-Datei auf www.uak.medizin.uni-tuebingen.de) [1]
  • Anatomie der Hörbahn. Schöne 3D-Darstellungen [2]
  • Hören: wie funktioniert's? [3]

Literatur

  • Manfred Spitzer: Musik im Kopf: Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk, Schattauer, 2002. ISBN 3-7945-2427-6

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