Jean-Martin Charcot
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- Neurologe
- Mediziner (19. Jahrhundert)
- Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
- Franzose
- Geboren 1825
- Gestorben 1893
- Mann
Jean-Martin Charcot (* 29. November 1825 in Paris; † 16. August 1893 in Morvan) war ein französischer Pathologe und Neurologe. Er zählt zu den bedeutendsten Ärzten in der Geschichte des Hôpital de la Salpêtrière. 1882 etablierte er eine eigenständige Neurologische Abteilung an der Salpêtrière, sie war die erste in Europa. Zusammen mit Guillaume-Benjamin Duchenne gilt er als Begründer der modernen Neurologie. Der Polarforscher Jean-Baptiste Charcot war sein Sohn.
Nach dem Abschluss des Medizinstudiums 1853 an der Sorbonne mit einer Promotion über verschiedene Formen des Gelenkrheumatismus, arbeitete Charcot zunächst als Krankenhausarzt. 1872 wurde er ordentlicher Professor für pathologische Anatomie an der Universität Paris wo er zahlreiche Arbeiten zur Anatomie und Pathologie des Nervensystems veröffentlichte. 1882 wurde für Charcot der weltweit erste Lehrstuhl für Krankheiten des Nervensystems am Hôpital Salpêtrière in Paris errichtet.
1883 wurde Charcot in die Académie des sciences aufgenommen. 1888 bis 1889 publizierte Charcot seine berühmten Leçons du mardi, in denen er klinische Fälle demonstrierte und die von einem internationalen Auditorium von Ärzten, Journalisten und Schriftstellern besucht wurden.
Kaum ein anderer Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts hat die Entwicklung der Neurologie so nachhaltig beeinflusst wie Charcot. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangen Charcot bedeutende Erkenntnisse auf fast allen Gebieten der Neurologie. So beschrieb er als erster die amyotrophe Lateralsklerose und die neurogene Arthropathie. Zusätzlich grenzte er die Multiple Sklerose und die Parkinson-Krankheit als eigenständige Krankheitsbilder voneinander ab. In seinen späteren Jahren beschäftigte sich Charcot vorwiegend mit psychopathologischen Studien über die Hysterie, die trotz teilweiser Revision nach Charcots Tod, großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Psychiatrie und der Psychoanalyse seines Schülers Sigmund Freud hatte. Es war Charcots klinischer Einsatz der Hypnose bei dem Versuch, eine organische Ursache für die Hysterie herauszufinden, die Freuds Interesse an den psychologischen Ursachen der Neurosen weckte. Charcots Arbeiten werden von Axel Munthe in Das Buch von San Michele eingehend beschrieben.
Weitere berühmte Schüler Charcots waren Georges Gilles de la Tourette, Joseph Babinski, Gheorghe Marinescu, Pierre Janet und Charles-Joseph Bouchard.
Begriffe und Erkrankungen, die nach Charcot benannt sind
- Charcot Krankheit/Morbus Charcot: Amyotrophe Lateralsklerose, jedoch auch gelegentlich für die Multiple Sklerose verwandt.
- Morbus Charcot-Marie-Tooth: Hereditäre motorisch-sensible Neuropathie (HMSN), die heute anhand der verschiedenen Verlaufsformen unterteilt werden.
- Erb-Charcot Krankheit: (Syphilitische oder spastische) Spinalparalyse, ursprünglich bei Syphilis Erkrankten beobachtet
- Charcot-Trias:
- Charcot-Trias I in der Neurologie bezeichnet als Symptomkombination aus Intentionstremor, skandierender Sprache und einem Nystagmus bei Multipler Sklerose.
- Charcot-Trias II in der Inneren Medizin bezeichnet als Symptomkombination aus Oberbauchschmerz rechts, Fieber und Ikterus bei eitriger Cholangitis.
- Charcot-Schwindel: Synkope oder Schwindel, durch einen Hustenanfall ausgelöst und einhergehend mit einem laryngealen Spasmus
- Charcot-Bouchard Aneurysma: Kleine zerebrale Aneurysmen als mögliche Ursache intrazerebraler Blutungen
- Charcot-Joffroy Syndrom: Thrombophlebitis der meningoarachnoiden Venen mit Pachymeningitis, auch als Spillers Syndrom bekannt
- Charcot Punkte/Zonen: Punkte, an denen durch Druck eine hysterische Krise ausgelöst werden kann.
- Charcot Leyden Kristalle: farblose, spitze oktaedische Kristalle im Sputum von Asthmakranken
- Charcot's Syndrom: Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit)
- Charcot-Gelenk: neurogene Arthropathie
- Charcot-Fuß: Diabetikerkrankheit, trotz Bruchs eines Fußknochens treten keine Schmerzen auf - der Bruch bleibt oft über lange Zeit unbemerkt
Literatur
- Richer, Paul: Études cliniques sur la grande hystérie ou hystéro-épilepsie. Paris, 1885.
- De la Tourette, Gilles; Brutus, Georges Albert Édouard: Traité clinique et thérapeutique de l’hystérie d’après l’enseignement de la Salpêtrière. Préface de Jean-Martin Charcot. Paris, 1891ff.
- Bernheim, Hippolyte: Hypnotisme et suggestion: Doctrine de la Salpêtrière et doctrine de Nancy. -in: Le Temps, 29. Januar 1891.
- Guillain, G.: Jean-Martin Charcot (1825-1893). Sa vie, son oeuvre. Paris, 1955.
- Georges Didi-Huberman: Die Erfindung der Hysterie. Die photographische Klinik von Jean-Martin Charcot. Paderborn: Fink 1997. ISBN 3-7705-3148-5 (frz. Erstausgabe 1982)
- Bannour, Wanda: Jean-Martin Charcot et l’hystérie. Paris, 1992.
- Thuillier, Jean: Monsieur Charcot de la Salpêtrière. Paris, 1993.
- Gauchet, Marcel; Swain, Gladys: Le vrai Charcot: les chemins imprévus de l’inconscient. Paris, 1997.
- Werner Brück: Erotisierte Darstellungen hysteroepileptischer Frauen. Norderstedt, 2008. ISBN 3-8370-6917-6
Weblinks
- Literatur von und über Jean-Martin Charcot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Charcot, Jean-Martin |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Neurologe |
GEBURTSDATUM | 29. November 1825 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 16. August 1893 |
STERBEORT | Morvan |