Karl Ernst von Baer


Karl Ernst von Baer 1840
Das Familienwappen derer von Baer, Edle von Huthorn, eines aus Westfalen ins Baltikum eingewanderten Geschlechts
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Karl Ernst von Baer, um 1864, zur Zeit der Abfassung seiner Selbstbiographie

Karl Ernst von Baer (* 17. Februarjul. / 28. Februar 1792greg.[1] auf Gut Piep (estnisch: Piibe), heute Gemeinde Rakke, in Estland; † 16. Novemberjul. / 28. November 1876greg. in Dorpat, Estland) war ein deutsch-baltischer Naturforscher, Zoologe, Embryologe, Anthropologe, Geograph, Forschungsreisender und Entdecker der menschlichen Eizelle. Er formulierte die Baer-Regel der Embryonenähnlichkeit sowie das nach ihm benannte Gesetz der unterschiedlichen Erosion von Flussufern durch die Corioliskraft. Er gilt als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts und wird wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen auf zahlreichen Gebieten manchmal auch als der „Alexander von Humboldt des Nordens“ bezeichnet.

Leben

Ausbildung

Reval (heute Tallinn) um 1900
Blick auf Königsberg um 1850

Der Sohn des deutschbaltischen Politikers und Rittergutsbesitzers Johann Magnus von Baer (1765–1825) und von Julie Marie von Baer (1764–1820), Tochter eines russischen Offiziers, besuchte von 1808 bis 1810 die deutschsprachige Domschule in Reval, dem heutigen Tallinn. Anschließend studierte er bis 1814 Medizin an der damals ebenfalls deutschsprachigen, 1802 gegründeten Universität Dorpat, heute Tartu. Sein wichtigster Lehrer war hier der aus Leipzig stammende Anatom und Physiologe Friedrich Burdach, der ihn später als Mitarbeiter nach Königsberg holte. Seine Medizinstudien setzte Baer nach dem Doktorat (über endemische Krankheiten der Esten: De morbis inter esthonos endemicis, 1814) anschließend in Wien und später in Würzburg fort, wo Ignaz Döllinger ein wichtiger Anreger für ihn wurde. In Wien wurde Baer klar, dass er nicht als Arzt, sondern als Naturwissenschaftler arbeiten wollte, in Berlin vervollständigte er 1816/17 seine naturwissenschaftliche Ausbildung. 1816 nahm er eine Stelle als Prosektor bei Burdach an der Universität Königsberg an und wurde dort auch habilitiert. Von 1817 bis 1834 lebte Baer in Königsberg, seine wissenschaftlich produktivste Zeit. Er war u. a. mit dem Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel befreundet und stand mit bedeutenden Wissenschaftlern in Briefwechsel, z. B. mit dem Entdecker der „Kiemenanlagen“ beim Menschen, Martin Heinrich Rathke oder mit Alexander von Humboldt, dem er später einen würdigenden Nachruf widmete.[2]

1819 heiratete Baer Auguste von Medem († 1864) aus Königsberg; aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor. Im gleichen Jahr wurde Baer zum außerordentlichen Professor ernannt, zwei Jahre später übernahm er das Ordinariat für Zoologie, 1826 auch das für Anatomie.

Embryologische Forschungen

Zu den Leistungen von Baers, der sich in den ersten Jahren seiner Laufbahn überwiegend der Embryologie widmete, gehören

  • die Entdeckung der menschlichen Eizelle im Jahre 1827,
  • die Begründung der vergleichenden Embryologie auf Grundlage des Keimblattkonzeptes,
  • die Erkenntnis der Chorda dorsalis als eines grundlegenden, homologisierbaren Merkmals aller Wirbeltiere und
  • eine systematische Kritik an der Rekapitulationsthese.

In Königsberg begann Baer seine Forschungen zur Embryologie, die ihn 1827 zur Entdeckung der Eizelle, eigentlich des Eies, von Säugetieren, insbesondere auch des Menschen, führten. (Von einer Eizelle kann erst nach der Formulierung der Zellentheorie 1838/39 die Rede sein.) Damit konnte Baer eine jahrhundertelang währende Suche nach dem „menschlichen Ei“ erfolgreich abschließen. Diese seine bedeutendste Entdeckung gab er noch im selben Jahr in einem lateinisch geschriebenen Brief an die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften bekannt (De ovi mammalium et hominis genesi, Leipzig 1827) und 1828 in einem deutschen Aufsatz (Commentar, in Heusingers Zeitschrift für organische Physik) bekannt.

Baer beschrieb 1828 als erster die Chorda dorsalis, von ihm Rückensaite (später Wirbel- oder Spinalsaite) genannt, als gemeinsames Merkmal der Wirbeltiere (bzw. der später so genannten Chordatiere): „Diese Saite ist nicht nur die Axe, um welche sich die ersten Theile des Embryo bilden, sondern auch der wahre Maaßstab für den ganzen Leib und alle Hauptsysteme.“ (so Baer 1828). Diese Begriffsbildung bedeutete auch die Ausdehnung des Verwandtschaftsverhältnisses des Menschen bis hin zu den Neunaugen, ein genialer und darum so fruchtbarer Gedanke. [3]

Baers embryologische Forschungen sind in seiner zweibändigen Monographie Über Entwickelungsgeschichte der Thiere (1828/1837) niedergelegt, einem Buch, dem noch der englische Nachruf von 1876 zugestand, es sei das wichtigste biologische Buch des 19. Jahrhunderts. [4] Baer zeigte in diesem Werk, das neben Säugetieren und Vögeln auch Reptilien, Amphibien, Fische und Wirbellose einbezieht, dass die Embryonalentwicklung bei Tier und Mensch von allgemeineren zu immer spezifischeren Merkmalsausprägungen fortschreitet (Baersche Regel). Dabei erscheinen in der Embryonalentwicklung zuerst die Wirbeltiermerkmale (etwa die Chorda dorsalis), dann die eines Vogels, danach die eines Hühnervogels, zuletzt die eines Haushuhns. Dieses Gesetz einer zunehmenden Differenzierung steht in striktem Gegensatz zur Idee einer Rekapitulation, wie sie von Lorenz Oken, Friedrich Meckel d. J. und vielen anderen vertreten wurde. Korrespondierende Entwicklungsstadien zwischen verschiedenen Tiergruppen gibt es dabei nicht, ein Wirbeltier z. B. erscheint bereits von Anfang an (nämlich mit dem Auftreten der Chorda) als Wirbeltier, niemals aber als „Wurm“, Mollusk oder ähnliches. Baer übte also (vor allem im 5. Scholion der Entwicklungsgeschichte, 1. Bd.) vehemente Kritik an dieser Rekapitulationshypothese, die später von Ernst Haeckel zur biogenetischen Grundregel weiter entwickelt wurde.

Universitäre Karriere

Der ehemalige Hauptsitz der Akademie an der Newa in Sankt Petersburg

Baer ging 1834 als Nachfolger seines Studienfreundes, des Embryologen Christian Heinrich Pander, an die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften und an die Universität von Sankt Petersburg, wo er von 1834 bis 1846 als Zoologe und von 1846 bis 1862 als Anatom und Physiologe arbeitete. Hier galt er lange Zeit als "Seele der Akademie".[5] 1862 wurde er Berater des Ministeriums für Erziehung. Im Jahr 1820 wurde er in die Leopoldina aufgenommen, 1845 war Baer ein Gründungsmitglied der Russischen Geographischen Gesellschaft.

Baers Forschungsreisen

1837 sammelte er Tiere und Pflanzen auf Nowaja Semlja, einer Inselgruppe im arktischen Eismeer. Auf weiteren Expeditionen erforschte er Spuren der Eiszeit an der Südküste Finnlands (1838/1839). An den Nordmeerküsten, am Kaspischen Meer und im Kaukasus untersuchte er 1851 bis 1856 die Fischerei und die Fischbestände. Diese Untersuchungen führten 1856 zum ersten Gesetz zum Schutz der Fischbestände in Russland.

Arbeiten zu Anthropologie und zum Darwinismus

Baer im Alter. Nach einem Gemälde von Julie Wilhelmine Hagen-Schwarz, 1867.

In Sankt Petersburg wandte sich Baer der Anthropologie, Geographie, Ökologie und Fischereikunde zu. Gemeinsam mit Gregor von Helmersen gründete er 1839 die erste naturwissenschaftliche Bücherreihe Rußlands, die deutschsprachigen Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches (Sankt Petersburg 1839–1900, insgesamt 45 Bände).

Vor Darwin und angeregt durch Pander (der bereits in den 1820er Jahren eine unbeschränkte Umbildung der Arten für möglich gehalten hatte) stellte Baer Überlegungen zur Evolution an. In seinem Aufsatz Über Papuas und Alfuren (1859) sprach er sich gegen die Artkonstanz und für eine Umbildung der Arten in einem gewissen Rahmen aus. Einer Entstehung von neuen Typen durch Evolution stand er ablehnend gegenüber, letztlich sah er die Frage nach dem Ursprung des Menschen als wahrscheinlich nie lösbares Problem an. Seine Vorstellungen präsentierte er noch 1859 (d. h. vor der Veröffentlichung von Origin of Species) auf einer Englandreise, u. a. Thomas Henry Huxley, mit dem er befreundet war, und von dem er noch 1882 mit Darwin verglichen wurde: „Von Bär was another man of the same stamp as Darwin.[6]

1861 organisierte er mit Rudolf Wagner in Göttingen den 1. Anthropologenkongress, bei dem die Schädelvermessung beim Menschen standardisiert werden sollte. Dabei beschäftigte er sich mit historischen und rezenten Schädel und baute die Petersburger kraniologische Sammlung aus.

Baer hat sich zuerst in der russischen Zeitschrift Naturalist (1865–1867) und danach in der Augsburger Allgemeine Zeitung (1873) öffentlich und kritisch zum Darwinismus geäußert. In seinem 250 Seiten umfassenden Aufsatz Über Darwins Lehre (1876) kritisierte Baer weniger Charles Darwin und das Konzept einer Evolution, wie oft behauptet wird, als vielmehr die Selektionstheorie, die als Erklärungsmodell dienen sollte, Huxleys Konzept der Affenverwandtschaft des Menschen und die weitreichenden weltanschaulichen Schlussfolgerungen, die aus der Evolutionstheorie gezogen wurden. Den Darwinismus sah er als innovative Forschungshypothese an, eine Abstammung des Menschen von affenähnlichen Formen, den Verzicht auf Teleologien in der Naturerklärung und weitreichende „evolutionistische“ Schlussfolgerungen lehnte er ab.

Ambivalenz und Faszination gegenüber der Evolutionstheorie fasste Baer 1876 selbst so zusammen: „Zuvörderst habe ich das ungewöhnliche Glück, dass ich sowohl als Förderer der Darwinschen Lehre, wie auch als Gegner derselben angeführt werde. In der Tat glaube ich für die Begründung derselben einigen Stoff geliefert zu haben, wenn auch die Zeit und Darwin selbst auf das Fundament ein Gebäude aufgeführt haben, dem ich mich fremd fühle.[7]

Lebensabend

Dorpat (heute Tartu) 1866

Baer förderte jüngere Wissenschaftler und Mediziner, so neben Nikolai Iwanowitsch Pirogow auch Ilja Iljitsch Metschnikow und Alexander O. Kowalewski. Mit letzterem kam es zu einer Auseinandersetzung über die Evolution der Seescheiden (Aszidien), die Kowalewski als Verwandte der Wirbeltiere ansah, was Baer bestritt. Trotzdem erkannte Baer Kowalewski und Metschnikow die 1869 gestiftete Baer-Medaille zu, die für bedeutende Leistungen auf dem Gebiet der Embryologie vergeben wurde.

Von 1867 bis zu seinem Tod 1876 lebte Baer in Dorpat, der Stadt, in der er einst studiert hatte. Hier beschäftigte er sich mit dem Darwinismus und verfasste zahlreiche Aufsätze (z. T. in Buchlänge) zu biologischen, anthropologischen, wissenschafts- und kulturgeschichtlichen Themen (z. B. zur antiken Geschichte, zu Homer oder zu Ophir).

Baer wurde korrespondierendes Mitglied der 1869 gegründeten Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1867 wurde ihm die bedeutende Copley-Medaille verliehen. Die baltische Studentenverbindung Estonia Dorpat verlieh ihm die Ehrenphilisterwürde.[8] Außerdem wurde er am 17. August 1849 in den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen.[9]

Statue Baers am Domberg von Tartu (Dorpat), Estland.

Baer starb, erblindet, aber bis zuletzt wissenschaftlich arbeitend, im Spätherbst 1876 und wurde auf dem Alten Johannisfriedhof Dorpat (Raadi-Friedhof Tartu) beigesetzt. Auf dem Domberg in Dorpat wurde ihm 1886 ein Denkmal errichtet, das heute noch im Zentrum universitärer Veranstaltungen und studentischer Riten steht. Das Wohn- und Sterbehaus Baers in Tartu (Veki 4, d. h. Windmühlengasse) ist erhalten geblieben und dient heute als Museum und Forschungseinrichtung. [10] Die in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Bände der Zeitschrift Folia Baeriana (Tartu) beschäftigen sich seit 1975 kontinuierlich mit Baers Werk.

Karl Ernst von Baer auf der 2-Kronen-Banknote der Estnischen Zentralbank

Philosophische Positionen: Zwischen Teleologie und Materialismus-Kritik

Im Zentrum von Baers Denken steht der Teleologiebegriff: Naturprozesse sind durch Zweck- und Zielstrebigkeiten gekennzeichnet, modellhaftes Vorbild dabei ist die Embryonalentwicklung. Hauptkritikpunkt am Darwinismus ist dessen Nicht-Anerkennen einer nur telelogisch erklärbaren Natur. Zugleich ist Natur allerdings ständige Veränderung (der Individuen, auch der Arten, ja, des gesamten Kosmos), Beständigkeit ist nur Schein. Baers Gedankenexperiment mit veränderten Zeit- und Ablaufformen von natürlichen Prozessen hat eine lange Wirkungsgeschichte, die bis weit ins 20. Jahrhundert in Philosophie und Belletristik reicht.[11]

Aus der Verleugnung jedes „höheren“ Zwecks speist sich auch Baers materialismuskritische Haltung, eine weitere Konstante seines Denkens. Embryonalentwicklung ist nicht zureichend kausal-mechanisch erklärbar, sondern strebt von Beginn an ein Ziel (sc. den ausgebildeten Organismus) an. Auch seelische Phänomene oder geistige Prozesse – von Baer „Sehnsucht nach Unsterblichkeit“ genannt[12] – sind nicht materialistisch erklärbar. Hier stand Baer dem in den Materialismusstreit 1854 verwickelten Anatomen Rudolf Müller nahe, dessen Offenbarungsglauben er aber ablehnte. Die moderne Naturwissenschaften begründeten für Baer nicht den Materialismus, sondern führten im Gegenteil zur Anerkennung „idealistischer“ Positionen. Zugleich insistiert Baer aber auch auf der Ablehnung von „metaphysischer“ Naturerklärung: der von ihm proklamierte „Urgrund“ der Natur ist der Erforschung nicht zugänglich.

Beurteilungen, Nachrufe, Kritik

  • A new and great ally for you.

Thomas Henry Huxley an Darwin, 1860. [13]

  • Der Größte unter den Naturforschern unserer Zeit, einer der Größten, welche jemals gelebt haben.

Georg Dragendorff (1836–1898), Pharmazeut, 1876.

  • A founder of modern embryology, a naturalist of first order, an uncompromising opponent of Darwinism.

Anonymer Nachruf in den Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences, 1876.

Emil Rosenberg (1842–1925), Anatom und Biologe.

  • Baers Verteidigung der Zweckmäßigkeit der Natur, seine Lehre von der Entwicklung des Organismus aus inneren Ursachen, seine Kritik des Darwinismus, seine Anerkennung des Geistes im Menschen und in der Natur, sein vitalistisch gerichtetes Denken, seine Bekämpfung des Materialismus, seine hohe Achtung und Wertschätzung der Religion fanden seinerzeit energische Ablehnung oder höhni-schen Spott. Das ist heute anders geworden.

Remigius Stölzle (1856–1921), Philosoph und Philosophiehistoriker, 1907.

  • Ich möchte manchem, der heute, nachdem er so ein bißchen hineingerochen hat in Haeckels, in Darwins Bücher, raten, bevor er daran geht, eine Filiale für einen Monistenverein zu gründen, mancherlei anderes vorher zu tun: so zum Beispiel wenn Haeckel Ernst von Baer anführt, selber einmal Karl Ernst von Baer in die Hand zu nehmen und zu lesen. Der Erdenkörper, die Erde ist das Samenbeet, und da hinein werden versenkt die geis-tigen Keime, damit sie sich umhüllen. Die reine Wahrheit hat dieser Baer gesagt im Beginne des 19. Jahrhunderts!

Rudolf Steiner (1861–1925), Begründer der Anthroposophie, 1916. [14]

  • Ein Evolutionist, (...) Selbstverständlich war auch für ihn die Transmutation ein vollkommener natürlicher Prozeß, an dessen Existenz nicht zu zweifeln sei. (...) Ein inkonsequenter, aber praktizierender Atheist, der, wie allgemein bekannt, die Lehren der Kirche ablehnt.

Boris Jewgenjewitsch Raikow (1880–1966), sowjetischer Wissenschaftshistoriker, 1968. [15]

  • Yet von Baer had achieved more of the victory than modesty allowed him to state, for he had posited a general law of all biological development and, through it, thought he had glimpsed the essence of all development: the homogenous, coursely structured, general, and potential develops into the heterochronous, finely built, special and determined. (...) This law of differentiation is the unifying theme of von Baer's entire work.

Stephen Jay Gould (1941–2002), 1977 [16]

  • Der glänzendste Gegner der darwinistischen Orthodoxie.

Stephen Jay Gould, 1984. [17]

  • Ein ausdrücklich gegen den Evolutionsgedanken eingestellter Wissenschaftler.

Ernst Mayr (1904–2005), Biologe [18]

Werke

Bücher

  • De ovi mammalium et hominis genesi, Leipzig 1827 (hier gibt Baer seine Entdeckung des menschliches Eies bekannt)
  • Über Entwickelungsgeschichte der Thiere, 2 Bde. Königsberg, 1828/1837 (die epochemachende Arbeit zur vergleichenden Embryologie)
  • Kaspische Studien. 4 Teile. St. Petersburg 1855–1860 (Nachdruck: Saarbrücken 2006)
  • Studien aus dem Gebiete der Naturwissenschaften. Reden gehalten in wissenschaftlichen Versammlungen und kleinere Aufsätze vermischten Inhalts. 3 Bde. Vieweg, St. Petersburg 1864–1876 (Nachdruck: Hildesheim, Zürich, New York 2003–2006) bzw. Braunschweig 1886 (Digitalisat)
  • Nachrichten über Leben und Schriften des Herrn Geheimraths Dr. Karl Ernst von Baer, mitgetheilt von ihm selbst, als Privatdruck 1864, danach: St. Petersburg 1866 u. ö. (Nachdruck: Hannover-Döhren 1972) (Autobiographie Baers bis 1834, dem Jahr seines Umzugs nach St. Petersburg)
  • Письма Карла Бэра ученым Петербурга, hg. von T. A. Lukina. Leningrad 1976 (Baer-Briefe überwiegend aus der St. Petersburger Zeit)
  • Entwicklung und Zielstrebigkeit in der Natur, hg. von K. Boegner. Stuttgart 1983 (Enthält Reden Baers zum Teleologieproblem, mit anthroposophischer Schlagseite)
  • Materialien zur Kenntniss des unvergänglichen Boden-Eises in Sibirien. Unveröffentlichtes Typoskript von 1843 und erste Dauerfrostbodenkunde, hrsg. von Lorenz King, Gießen 2001 (Digitalisat)

Aufsätze (Auswahl)

  • Über ein allgemeines Gesetz in der Gestaltung der Flussbetten. In: Kaspische Studien 1860, VIII, S. 1–6.
  • Ueber das Klima von Sitcha und den Russischen Besitzungen an der Nordwestküste von Amerika überhaupt, nebst einer Untersuchung der Frage, welche Gegenstände des Landbaues in diesen Gegenden gedeihen können. Bull. sci., 1839, 5, S. 129–141, 146–152.
  • Crania selecta ex thesauris anthropologicis Acad. Imp. Petropolitanae. Cum tabulis lithograficis XVI. / Ueber Papuas und Alfuren In: Mémoires de l'Académie Impériale des Sciences de St.-Pétersbourg, VIme série, Bd. 19, 2. Teil, Bd. 8, 1859, S. 241–268 und 269–346 (lateinische Arbeit über Kraniologie mit deutschen Bemerkungen zur Evolution auch beim Menschen)
  • Entwickelt sich die Larve der einfachen Ascidien in der ersten Zeit nach dem Typus der Wirbelthiere?. In: Mémoires de l'Académie de St.-Pétersbourg VII. série 1873, Bd. 8, S. 1–35.
  • Zum Streit über den Darwinismus. In: Augsburger Allgemeine Zeitung 1873, Nr. 130, Beilage, S. 1986–1988.
  • Peter des Grossen Verdienste um die Erweiterung der geographischen Kenntnisse. St. Petersburg 1872.
  • Lebensgeschichte Cuvier’s. Braunschweig 1897.
  • On the Genesis of the Ovum of Mammals and of Man. Introduction by Bernhard Cohen. In: Isis Bd. 47 (1956), S. 117–153 (englische Übersetzung von Baers Arbeit zur Ei-Entdeckung 1827).

Reden (Auswahl)

  • Das allgemeinste Gesetz der Natur in aller Entwickelung. Ein Vortrag. In: Reden und kleinere Aufsätze Bd. 1. St. Petersburg 1864 bzw. 2006, S. 35–74.
  • Ueber das Verhältnis des preußischen Staats zur Entwickelungsgeschichte der Menschheit. Am 18. Januar 1834 in der Königlich Deutschen Gesellschaft vorgetragen. In: Historische und literärische Abhandlungen der königl. Deutschen Gesellschaft zu Königsberg, 3. Sammlung, Bd. 8, 1834, S. 229–247.
  • Blicke auf die Entwickelung der Wissenschaft*. Vortrag in der öffentlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg am 29. Dec. 1835. In: Reden und kleinere Aufsätze Bd. 1. St. Petersburg 1864 bzw. 2006, S. 75–160.
  • Welche Auffassung der lebenden Natur ist die richtige? und wie ist diese Auffassung auf die Entomologie anzuwenden? Zur Eröffnung der Russischen entomologischen Gesellschaft im October 1860 gesprochen. In: Reden und kleinere Aufsätze Bd. 1. St. Petersburg 1864 bzw. 2006, S. 237-284 (Hier entfaltet Baer seine berühmte Kritik am Verzicht auf den Zweck- und Zielstrebigkeitsbegriff in den Naturwissenschaften)

Nachrufe und Gedächtnisreden über Baer

  • Leopold von Schrenck: Rede, gehalten am Grabe, von Akademiker Dr. v. Schrenck. In: Reden zum Gedächtnisse C. E. von Baer's, gehalten bei der Beerdigungsfeier in Dorpat. Dorpat 1876.
  • Ray Lankester: Karl Ernst von Baer. In: The Academy Bd. 10, 1876, S. 608–609.
  • Alexander Graf Keyserling: Gedächtnisrede auf Karl Ernst von Baer, gehalten am 18. Dez. 1876 in der literarischen Gesellschaft zu Reval. In: Aus baltischer Geisteswelt. Reden und Aufsätze, Bd. 1, Riga 1908, S. 3–17.
  • Gustav Zaddach: Karl Ernst von Baer. Gedächtnisrede, gehalten in der außerordentlichen Sitzung der physicalisch-ökonomischen Gesellschaft am 16. Februar 1877. Königsberg 1877.
  • Gregor von Helmersen: Karl Ernst von Baer's letzte Lebensstunden. In: St. Petersburger Zeitung Nr. 151, 1877, S. 1–8.
  • Karl Johann von Seidlitz: Gedenkvortrag für Karl Ernst von Baer, 25. November 1876. In: Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft zu Dorpat Bd. 4, 1878, S. 285–305.
  • Georg Dragendorff: Gedenkansprache auf Baer; Lebensabriss Baers. In: Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft zu Dorpat (bzw. bei der Universität zu Jurjew) Bd. 4, 1878, S. 282–285; und Bd. 10, 1895, S. 27–40.
  • Emil Rosenberg: Festrede am Tage der Enthüllung des in Dorpat errichteten Denkmals für Karl Ernst von Baer in der Aula der Universität am 16. (28.) November 1886 gehalten. Dorpat 1886.

Literatur

  • Georg Seidlitz: Baer und die Darwin'sche Theorie. In: Beiträge zur Descendenz-Theorie. Leipzig 1876, S. 37–170
  • Ludwig Stieda: Karl Ernst von Baer. Eine biographische Skizze. Braunschweig 1878. (erste Baer-Biographie, vom Verwalter des Baer-Nachlasses)
  • Филипп В. Овсянников: Очерк деятельности К.М. Бэра и значение его трудов. St. Petersburg 1879. (russisch)
  • Ludwig Stieda: Baer, Karl Ernst von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 207–212.
  • Remigius Stölzle: Karl Ernst von Baer und seine Weltanschauung. Regensburg 1897. (Synthese von Baers Weltbild mit theistischer Schlagseite)
  • Wilhelm Haacke: Karl Ernst von Baer. Leipzig 1905. (kurze Biographie)
  • Benno Ottow (Hrsg): Karl Ernst von Baer: Über die Bildung des Eies der Säugetiere und des Menschen. Leipzig 1927.
  • George Sarton: The discovery of the mammalian egg and the foundation of modern embryology. In: Isis Bd. 16 (1931), Nr. 2, S. 315–377 (mit einem Faksimile von Baers Originalarbeit von 1827).
  • Theodor Arzt: Die Erforschungsgeschichte der Chorda dorsalis und die Entstehung des Chordaten-Begriffes im 19. Jahrhundert. In: Nova Acta Leopoldina N.F. (1955) Nr. 121, S. 361–409.
  • Benno Ottow: K. E. von Baer als Kraniologe und die Anthropologen-Versammlung 1861 in Göttingen. In: Sudhoffs Archiv Bd. 50 (1966), S. 43–68.
  • Boris Jewgenjewitsch Raikow: Karl Ernst von Baer (1792–1876). Sein Leben und sein Werk. (= Acta historica Leopoldina; Nr. 5). J. A. Barth, Leipzig 1968. (marxistisch-orthodoxe Biographie Baers)
  • Heinrich von Knorre: Die Entstehungsgeschichte von K. E. Baers „Sendschreiben“: De ovi mammalium et hominis genesi 1827 und vier Briefe Karl Ernst von Baers an Carl Asmund Rudolphi. In: Mitteilungen der deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Reihe 3, Bd. 17 (1973), S. 237–286.
  • Heinrich von Knorre, Helmke Schierhorn: Karl Ernst von Baer (1792–1876). Eine ikonographische Studie. In: Acta historica Leopoldina Nr. 9 (1975), S. 227–268 (versammelt alle Baer-Portraits)
  • Ospovat, Dov (1976). The influence of Karl Ernst von Baer's embryology, 1828–1859. In: Journal of the History of Biology Bd. 9 (1976) Nr. 1, S. 1–28.
  • T. Ilomets: Karl Ernst von Baer. Tallinn 1976 (estnisch, russisch, deutsch) (Bildband zum Leben Baers)
  • Maie Valt: K. E. v. Baer ja darvinism. Etüüd arenguideede draamast bioloogias. Tallinn 1977. (estnisch)
  • Hans Querner: Karl Ernst von Baer als Anthropologe. In: Peter Schröter (Hg.): 75 Jahre Anthropologische Sammlungen München. München 1977, S. 301–310.
  • Roswitha Lienert: Karl Ernst von Baer und die Entdeckung des Säugetiereies. Diss. Würzburg 1978
  • Hans Querner: Karl Ernst von Baer und Thomas Henry Huxley. Unveröffentlichte Briefe aus den Jahren 1860–1868. In: Sudhoffs Archiv Bd. 62(1978) Nr. 1, S. 131–147.
  • Erki Tammiksaar: Findbuch zum Nachlass Karl Ernst von Baer (1792–1876). (= Berichte und Arbeiten aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv Giessen; 50/1999). Universitätsbibliothek Gießen, Gießen 1999 (Digitalisat der Einleitung)
  • Erki Tammiksaar: Der „Humboldt des Nordens“. Der Nachlass des Naturforschers Karl Ernst von Baer in der Universitätsbibliothek wird ausgewertet. In: Spiegel der Forschung. Band 17, 2000, Heft 2, S. 14−21 (Digitalisat)
  • Karl Ernst von Baer, der Humboldt des Nordens. Ausstellungskatalog. Universität Gießen, Gießen 2002
  • Thomas Schmuck: Baltische Genesis. Die Grundlegung der Embryologie im 19. Jahrhundert. (=Relationes Bd. 2). Aachen 2009 (über Baer: S. 115–213)
  • Erki Tammiksaar: New Aspects in Karl Ernst von Baer's World View Concerning Darwin's Hypothesis of Natural Selection. In: Э. И. Кольчинский, А. А. Федотова: Чарльз Дарвин и современная биология. Труды Международной научной конференции, Санкт-Петербург, 21–23 сентября 2009 г. St. Petersburg 2010, S. 561–566.
  • Ortrun Riha, Thomas Schmuck: "Das allgemeinste Gesetz". Karl Ernst von Baer (1792–1876) und die großen Diskurse des 19. Jahrhunderts. (=Relationes Bd. 5). Aachen 2011

Weblinks

Commons: Karl Ernst von Baer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Karl Ernst von Baer – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Datum nach seiner Selbstbiografie Nachrichten über Leben und Schriften des Herrn Geheimraths Dr. Karl Ernst von Baer, Sankt Petersburg 1865
  2. Zum Andenken an Alexander von Humboldt. Ansprache an die mathematisch-physikalische Classe, am 13. Mai 1859. Separatdruck. Wieder abgedruckt in: Reden und kleinere Aufsätze Bd. 1. St. Petersburg 1864 bzw. 2006, S. 293-296 Der Briefwechsel: http://www.uni-potsdam.de/u/romanistik/humboldt/hin/hin24/schmuck.htm
  3. Arzt: Die Erforschungsgeschichte der Chorda dorsalis... S. 367
  4. „the most important biological work of the century“ (Anonymer Nachruf in den Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences 1876/1877, S. 335).
  5. Schrenck, Nachruf auf Baer... 1876, S. 27-28.
  6. Zitiert nach Jane M. Oppenheimer: An Embryological Enigma. In: B. Glass, O. Temkin, W. L. Straus Jr. (Hrsg.): Forerunners of Darwin 1745-1859. Baltimore MD 1968, S. 294
  7. Ueber Darwin's Lehre. In: Reden und kleinere Aufsätze, Bd. 2. St. Petersburg 1876, S. 239
  8. Studentenkurier 01/2002, S.3
  9. Quelle: Der Orden pour le merite für Wissenschaft und Künste: Die Mitglieder des Ordens, Band I (1842–1881), Seite 134, Gebr. Mann-Verlag, Berlin, 1975
  10. http://baer.emu.ee/253571
  11. Vgl. Hans Blumenberg: Lebenszeit und Weltzeit. Frankfurt/M. 1986
  12. Vgl. Welche Auffassung der lebenden Natur ist die richtige?... von 1860, in: Reden Bd. 1, S. 269
  13. Brief Huxleys vom 6. August 1860, nach J. M. Oppenheimer: An Embryological Enigma. In: B. Glass, O. Temkin, W. L. Straus Jr. (Hrsg.): Forerunners of Darwin 1745-1859. Baltimore MD 1968, S. 295
  14. Vortragsmitschrift http://fvn-rs.net/PDF/GA/GA174b.pdf
  15. B. E. Raikow, Karl Ernst von Baer 1792-1876. (=Acta historica Leopoldina Bd. 5). Leipzig 1968, S. 403 und 418
  16. St. J. Gould: Ontogeny and Phylogeny. Cambridge 1977, S. 61
  17. St. J. Gould: Darwin nach Darwin. Frankfurt/M., Berlin, Wien 1984, S. 136.
  18. E. Mayr Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt. Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo 1984, S. 207