Kopfgelenk


Als Kopfgelenke werden die Gelenke zwischen dem Hinterhauptbein (Os occipitale) des Schädels und des Atlas (erster Halswirbel) und die Gelenke zwischen Atlas und Axis (zweiter Halswirbel) bezeichnet. Diese Gelenke bewirken zusammen mit der übrigen Halswirbelsäule die Beweglichkeit des Kopfes um alle drei Raumebenen (transversale, longitudinale und sagittale Ebene). Umgangssprachlich wird dieser obere Bereich der Halswirbelsäule als „Genick“ bezeichnet.[1]

Erstes Kopfgelenk

Die oberen Kopfgelenke oder Atlanto-okzipital-Gelenke (Articulatio atlantooccipitalis) liegt zwischen den beiden Kondylen des Hinterhaupts (Occiput) und der Fovea articularis cranialis des Atlas. Es handelt sich um ein Ellipsoidgelenk, das vorwiegend Streckung und Beugung, also Nickbewegungen ermöglicht (im Englischen daher auch als „Yes“-Joint, deutsch „Ja“-Gelenk bezeichnet). In geringerem Umfang sind auch Seitwärtsneigungen des Kopfes möglich.

Die Gelenkkapsel ist jeweils dorsal und ventral durch Membranen (Membrana atlantooccipitalis dorsalis und ventralis) verstärkt. Im Bereich der dorsalen Membran befindet sich ein größeres, nur durch diese Membran verschlossenes Loch zwischen beiden Halswirbeln. In diesem Bereich kann man mit einer Kanüle in den Subarachnoidalraum bzw. deren Erweiterung (Cisterna cerebellomedullaris) vordringen, um eine Punktion von Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, Zerebrospinalflüssigkeit) durchzuführen. Außerdem kann man dort mit einem spitzen Gegenstand das Rückenmark zerstören („Genickstich“).

Zweites Kopfgelenk

Die unteren Kopfgelenke oder Atlanto-axial-Gelenke (Articulatio atlantoaxialis) werden von Atlas und Axis gebildet und bestehen aus zwei Abteilungen:

  • Articulatio atlantoaxialis mediana: Der Wirbelkörper des Axis wird nach oben (kranial) durch einen zapfenförmigen „Zahn“ (Dens axis) fortgesetzt, der entwicklungsgeschichtlich vom Atlas stammt. Dieser Zahn bildet mit seiner Facies articularis anterior in der Zahngrube des Atlas (Fovea dentis) ein so genanntes Rad- oder Zapfengelenk (Articulatio trochoidea). Weiterhin artikuliert der Dens axis mit seiner Facies articularis posterior mit dem Ligamentum transversum atlantis, das ihn auch gleichzeitig gegen rückwärts gerichtete Bewegungen sichert. Interessanterweise finden sich auf der Oberfläche des Bandes Auflagerungen von Faserknorpelzellen, die einen Rückschluss auf einen gelenkigen Kontakt mit dem Dens axis zulassen. Das Band liegt dorsal vom Dens und ist an den beiden Massae laterales des Atlas befestigt.
  • In der Articulatio atlantoaxialis lateralis stehen Atlas und Axis über die unteren und oberen Gelenkflächen der Gelenkfortsätze (Processus articulares) in Verbindung.

Diese Gelenkabschnitte werden von einer gemeinsamen Gelenkkapsel umschlossen und durch mehrere weitere Bänder fixiert. Um den Dens des Axis werden vorwiegend Drehbewegungen wie beim Kopfschütteln („No-joint“, „Nein“-Gelenk) ausgeführt. Das Zapfengelenk am Dens ermöglicht 20°–30° Rotation zu jeder Seite. Etwa 70 % der Kopfdrehung geschieht in diesem unteren Kopfgelenk, der Rest in der übrigen Halswirbelsäule.

Zusammenwirken der Kopfgelenke

Die Kopfgelenke ermöglichen eine sehr feine Abstufung der Bewegungen des Kopfes. Durch Kombinationen der Nickbewegungen der oberen und der Drehbewegungen der unteren Kopfgelenke sind Bewegungen in allen drei Raumebenen möglich.

Schädigungen der Kopfgelenke

Bei einer Fraktur des Dens axis (Genickbruch) und einem Riss der Bänder des Dens axis kann dieser die Medulla oblongata und das Rückenmark abquetschen oder durchtrennen, wodurch es zu der Zerstörung der Nervenzentren für Atmung und des Blutkreislaufes kommt. Dies hat den sofortigen Tod zur Folge, vergleichbar einer Enthauptung. Gelegentlich kann auch eine fehlende oder unvollständige Ausbildung des Dens Ursache für eine Atlanto-axiale Subluxation sein.

Literatur

  • J. Fanghänel, F. Pera, F. Anderhuber u. a. (Hrsg.): Waldeyer Anatomie des Menschen. 17. völlig überarbeitete Auflage. de Gruyter, Berlin – New York 2003, ISBN 3-11-016561-9, Kap. 8.2.4 Kopfgelenke, S. 640 ff.

Einzelnachweise

  1. Definition des Genicks im Duden, zuletzt eingesehen am 14. Aug. 2011