Kopfweide


Als Kopfweide bezeichnet man eine Weide, deren Stamm in einer Höhe von circa zwei Metern abgesägt wurde.

Junge Kopfweide
Kopfweiden bei Rheinhausen
Kopfweiden im Winter bei Dillingen an der Donau
Alte Kopfweiden in Nordvorpommern
Kopfweiden nach der Schneitelung
Seltene Kopfweidenallee bei Wittislingen

Allgemeines

Als Arten nutzt man hierzu meist die Silber-Weide (Salix alba) oder die Korb-Weide (Salix viminalis). An der Schnittfläche treibt der so behandelte Baum in großer Zahl neue Triebe aus. Diese Ruten lassen sich gut erreichen und zur wirtschaftlichen Nutzung abschneiden (schneiteln). Im Laufe der Zeit verdickt sich der oberste Abschnitt des Stammes, es entsteht der Kopf der Weide. Ist eine Weide einmal zur Kopfweide geschnitten worden, muss sie regelmäßig gepflegt werden. Alle 3-10 Jahre ist ein Schnitt notwendig[1], der Zeitraum ergibt sich aus der gewünschten Nutzung, Ruten zum Flechten werden in kurzen Abständen geschnitten, für die Nutzung als Pfosten oder Stiele wird länger gewartet. Bereits ein um wenige Jahre längeres Intervall (15 bis 20 Jahre) und der Baum, mit seiner durch große Äste veränderten Statik, kann unter deren Last teilweise auseinander brechen (vgl. auch: Totholz). Dieser Effekt erklärt die große Anzahl an bizarren, beschädigten Kopfweiden, deren Vitalität aber derartig große Schäden noch lange kompensieren kann.

Da Äste von Weiden früher häufig als Pfähle für das Errichten von Weidezäunen benutzt wurde, entstanden aus diesen Pfählen durch die enorme Regenerationsfähigkeit der Weiden neue Pflanzen. Aus diesem Grund stehen Kopfweiden häufig (z. B. am Niederrhein) in einer Reihe. Eine moderne Form der Weidennutzung ist der Lebendverbau, hierbei werden lebende Zweige zur Erstellung von Bauwerken verwendet. Von der Befestigung von Hängen durch das Verwurzeln der Äste, bis zu beachtlichen Gebäuden aus lebendem Holz (wie z. B. einem Weidendom) reicht die Verwendungsmöglichkeit. Für den Einsatz als Faschine können sowohl lebende wie auch bereits getrocknete Ruten verwendet werden. Einerseits liefert totes Material eine hohe Belastbarkeit, aber die austreibenden, lebend verbauten Ruten sichern mit Ihren Wurzeln die Erdmassen deutlich effektiver. Allerdings ist das dabei entstehende Weidenfeld nicht überall gewünscht

Die gewonnenen Ruten wurden in früheren Zeiten für die Korbflechterei (siehe Korb-Weide) oder in Verbindung mit Lehm als Baumaterial für Häuserwände benutzt. Ältere bzw. durchgewachsene Äste wurden für die Herstellung von Besen- und Werkzeugstielen verwendet.

Heute gibt es kaum noch eine wirtschaftliche Nutzung der Weiden, da sich industrielle Ersatzprodukte durchgesetzt haben; dementsprechend werden Kopfweiden heute auch nur noch selten gepflegt (Stand 2006). Wird heutzutage noch eine Pflege durchgeführt, so meistens durch Naturschutzorganisationen, die sich für den Erhalt der Kopfweiden als Lebensraum zahlreicher Tierarten einsetzen, vor allem die in ihrem Bestand bedrohten Fledermäuse und Eulen. Diese Tiere finden in den häufig hohlen Stämmen Unterschlupf und Nistgelegenheit. Sowohl die männlichen Weiden als auch die weiblichen Weiden mit ihren Kätzchen bieten den Bienen im Frühjahr die erste Nahrung. Darum werden in der Regel in einem Jahr nicht alle Weiden eines Bestandes geschneitelt, sondern abwechselnd immer nur einzelne.

Kopfweiden sind prägend für das Erscheinungsbild der Region Niederrhein.[2]

Literatur

  • Erich Staudt: Kopfweiden : Herkunft - Nutzung - Pflege. 2. Auflage, Mercator, Duisburg 1991, ISBN 3-87463-147-8
  • Bettina Braun, Werner Konold: Kopfweiden : Kulturgeschichte und Bedeutung der Kopfweiden in Südwestdeutschland. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1998, ISBN 3-929366-30-4
  • Andrea Dohmann, Ulrich Kaminsky: Das Kopfweiden-Handbuch: ein praktischer Leitfaden für die Bildungsarbeit. Regionalverlag Kiper, Bielefeld 2005, ISBN 3-936359-13-X

Siehe auch

  • Kopfweiden am Almkanal

Weblinks

Commons: Kopfweiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kopfweiden (NABU Brandenburg-Havel) (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  2. Tina Unger und Gernot Göbert, Naturschutzbund Kreis Neuss: Die Kopfweide. Abgerufen am 6. Dezember 2006.

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