Lecanoromycetes



Lecanoromycetes

Cladonia sp.

Systematik
ohne Rang: Opisthokonta
Reich: Pilze (Fungi)
Unterreich: Dikarya
Abteilung: Schlauchpilze (Ascomycota)
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Lecanoromycetes
Wissenschaftlicher Name
Lecanoromycetes
O. E. Erikss. & Winka

Die Lecanoromycetes sind eine Klasse der Schlauchpilze. Mit rund 13.500 Arten sind sie die artenreichste Pilz-Klasse.[1] Zu ihr gehören die meisten Flechtenbildenden Pilze.

Merkmale

Der Großteil der Arten bildet apothecische Fruchtkörper. Einige Familien (Porinaceae, Thelenellaceae und Verwandte) bilden auch perithecische Fruchtkörper. Die Asci sind meist bitunicat, auch wenn die Struktur anders ist als bei den anderen bitunicaten Klassen. Häufig sind die Asci vielschichtig, manchmal aber auch prototunicat (Caliciaceae), oder unitunicat (Porinaceae, Coenogoniaceae). Der Öffnungsmechanismus der Asci ist bei den meisten Arten rostrat, semifissitunicat oder bilabiat.[2] Die Ascus-Wände und die verdickte Spitze färben sich mit Iod blau. Die Ascosporen sind ein- bis mehrfach septiert, selten pluriloculär, sowie hyalin oder pigmentiert.[3] Es werden teilweise über 100 Sporen pro Ascus gebildet, dieses Merkmal hat sich jedoch mehrmals unabhängig innerhalb der Klasse entwickelt.[1]

Die Paraphysen sind einfach oder verzweigt, und häufig an der Spitze geschwollen. Das Hymenium ist häufig gelartig.[3]

Die Lecanoromycetes bilden ein großes Spektrum an sekundären Inhaltsstoffen; dazu zählen Polyketid-Abkömmlinge (wie Depside, Depsidone, Anthrachinone und Xanthone), Terpene und Pulvinsäure-Derivate.

Die Nebenfruchtformen (Anamorphe), sofern bekannt, bilden Pyknidien.[3]

Lebensweise

Der überwiegende Teil der Arten bildet meist mit verschiedenen Grünalgen Flechten. Als Photobionten kommen Chlorococcales (die häufigsten Gattungen sind Asterochloris, Coccomyxa, Dictyochloropsis, Trebouxia), fädige Grünalgen (Trentepohlia, Pycopeltis), sowie Cyanobakterien (Calothrix, Nostoc, Scytonema, Stigonema) vor. In manchen Flechten, besonders häufig in der Ordnung Peltigerales, kommen Cyanobakterien als sekundäre Photobionten neben Grünalgen vor. Zur Klasse gehören rund 90 Prozent aller Flechtenbildenden Pilzarten.[1]

Manche Arten wachsen auf anderen Flechten (lichenicol), manche leben als Saprobiont.[3]

Systematik

Die Lecanoromycetes sind eng mit den Eurotiomycetes verwandt. Ob sie die Schwestergruppe sind, ist noch nicht geklärt.[1]

Die innere Systematik dieser artenreichen Gruppe ist noch im Fluss. Die beiden Unterklassen Acarosporomycetidae und Ostropomycetidae sind höchstwahrscheinlich natürliche Verwandtschaftsgruppen, also monophyletische Taxa. Der Umfang der größten Unterklasse, Lecanoromycetidae, ist noch nicht abschließend geklärt.[1] Hibbett et al. (2007) gliedern die Klasse wie folgt:[4]

Die Systematik der Lecanoromycetes hat sich seit Beginn der DNA-Sequenz-Analysen gegenüber der auf phänotypischen Merkmalen, besonders der Öffnungsbereiche der Asci, basierenden Systematik sehr stark verändert.

Miadlikowska et al. haben folgendes, vorläufiges Kladogramm erstellt, bei dem besonders die Stellung der Candelariales und der Umbilicariales unsicher ist.[1]




 Candelariales


   

 Ostropomycetidae


   

 Umbilicariales


   

 Lecanoromycetidae





   

 Acarosporomycetidae



Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Miadlikowska et al.: New insights into classification and evolution of the Lecanoromycetes..., 2006.
  2. Spatafora et al.: A five-gene phylogeny of Pezizomycotina, 2006.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Sina M. Adl et al.: The New Higher Level Classification of Eukaryotes with Emphasis on the Taxonomy of Protists. In: The Journal of Eukaryotic Microbiology 52 (5), 2005; Seiten 399-451 (Abstract und Volltext)
  4. D. S. Hibbett et al.: A higher-level phylogenetic classification of the Fungi. In: Mycological research, Mai 2007; 111(5): 509-547. Epub 2007 13. März 2007. doi:10.1016/j.mycres.2007.03.004, (PDF)

Literatur

  • Jolanta Miadlikowska et al.: New insights into classification and evolution of the Lecanoromycetes (Pezizomycotina, Ascomycota) from phylogenetic analyses of three ribosomal RNA- and two protein-coding genes. In: Mycologia, Band 98, 2006, S. 1088-1103. PDF
  • Joseph W. Spatafora et al.: A five-gene phylogeny of Pezizomycotina. In: Mycologia, Band 98, 2006, S. 1018-1028.

Weblinks

Commons: Lecanoromycetes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage