Leptospirose der Hunde


Die Leptospirose der Hunde ist eine weltweit vorkommende, durch Leptospiren (sogenannte Spirochäten, eine Bakteriengruppe) hervorgerufene, ansteckende Infektionskrankheit. Sie kann in verschiedenen Formen auftreten. Die Mortalitätsrate liegt bei etwa 10 %. Auch eine Infektion des Menschen (siehe Leptospirose) durch den Hund ist möglich, die Leptospirose ist eine Zoonose. Auch andere Tierarten können an Leptospirose erkranken, wobei meist spezifische Leptospirenarten Haupterreger sind.

Geschichte

Die Krankheit Leptospirose wurde als erstes beim Hund beschrieben. Hofer dokumentierte sie erstmals 1852, also 34 Jahre vor der Beschreibung der menschlichen Leptospirose durch Adolf Weil in Heidelberg, und nannte sie Hundetyphus. 1898 wurde sie von Klett anlässlich einer Hundeausstellung in Stuttgart beschrieben, weshalb sie anfänglich auch den Namen Stuttgarter Hundeseuche trug, ein Name, der aufgrund des weltweiten Vorkommens der Erkrankung nicht mehr üblich ist. Die Abgrenzung der Erreger der caninen Leptospirose von der Weilschen Krankheit gelang 1933 den Forschern Klarenbeck und Schüffner.

Ätiologie und Pathogenese

Bei Leptospiren unterscheidet man Hauptwirte, also Tierarten, an die sich die jeweilige Bakterienart angepasst hat und die das eigentliche Erregereservoir darstellen, sowie Nebenwirte, welche nur gelegentlich durch den Erregertyp infiziert werden. Hunde sind Hauptwirte von Leptospira canicola und L. bataviae. Als Nebenwirt kann der Hund auch durch L. icterohaemorrhagiae (Hauptwirt Wanderratte), L. copenhageni (Hauptwirt Wanderratte), L. australis (Hauptwirte Wanderratte, Schweine), L. grippotyphosa (Hauptwirt Wühlmäuse), L. pomona (Hauptwirte Rinder und Schweine), L. sejroe (Hauptwirte Mäuse, Schweine), L. saxkoebing (Hauptwirt Mäuse) und L. bratislava (Hauptwirte Igel, Ratten und Schweine) infiziert werden. Während früher ausschließlich Infektionen durch Leptospira canicola und icterohaemorrhagiae klinisch beim Hund relevant waren, werden in jüngerer Zeit auch Infektionen mit den anderen Serovaren beobachtet, vermutlich aufgrund des meist vorhandenen Impfschutzes gegen die klassischen Erreger. Die Verteilung dieser Erreger variiert in Europa beträchtlich, in Deutschland sind derzeit vor allem L. bratislava und L. copenhageni verbreitet.[1]

Leptospiren werden von infizierten Tieren im Urin ausgeschieden. Die Infektion erfolgt durch Kontakt über die Haut oder Schleimhäute. Als derzeitiger Hauptübertragungsweg gilt die Aufnahme von mit Rattenharn kontaminiertem Wasser, wie es vor allem in Pfützen während der Sommermonate vorkommt.

In der akuten Phase verbreitet sich der Erreger im Blut (Bakteriämie) und siedelt sich dann in verschiedenen Organen, wie Leber, Milz, Niere und Lymphknoten an.

Symptome

Klinisch äußert sich eine Leptospirose durch Fressunlust (Anorexie), Erbrechen und Fieber. Später sind die Tiere abgeschlagen, bewegungsarm, zeigen eine erschwerte Atmung, manchmal auch Gelbsucht (Ikterus), Blutungen (Hämorrhagien) und Gewebsdefekte (durch Nekrosen bedingte Erosionen) der Maulschleimhaut, Muskelzittern (Tremor) oder blutigen Stuhl infolge einer schweren Magen-Darm-Entzündung (Gastroenteritis).

Eine häufige Harnabgabe kann als Folge einer akuten Nierenentzündung (Nephritis) auftreten. Ein Nierenversagen ist häufig und die ernsthafteste Komplikation der Erkrankung. Es kann ebenfalls zu einem Anstieg harnpflichtiger Substanzen im Blut (Azotämie) kommen.

Eine Lungenbeteiligung (severe pulmonary hemorrhage syndrome) äußert sich mit Husten (eventuell auch Bluthusten) und Atemnot. In einer retrospektiven Studie wurde bei 70 % der an Leptospirose erkrankten Hunde Lungenveränderungen festgestellt, von Hunden mit schwerer Atemnot überlebte nur ein Drittel die Erkrankung.[2]

Differentialdiagnosen

Neben spezifischen Infektionskrankheiten wie Hepatitis contagiosa canis, Staupe, Ehrlichiose und Babesiose sind weitere, durch Bakterien und Viren hervorgerufene fieberhafte Erkrankungen auszuschließen.

Diagnose

Therapie

Die Behandlung erfolgt durch Gabe von Antibiotika (Penicillin G, Ampicillin, Streptomycin, Chloramphenicol oder Erythromycin). Penicilline verhindern eine Ausscheidung des Erregers innerhalb von 24 Stunden, zur Erregerelimination ist allerdings die Gabe von Doxycyclin erforderlich. Doxycyclin darf nur in Kombination mit Futter eingegeben werden, da es zu Reizungen der Speiseröhre führen kann, daher ist die Gabe erst möglich, wenn die Tiere nicht mehr Erbrechen. Streptomycin kann nur eingesetzt werden, wenn kein Nierenversagen vorliegt. Neben der Antibiose müssen in der Regel allgemein unterstützende Behandlungen im Sinne einer symptomatischen Therapie erfolgen.

Bekämpfung

Die einfachste Form der Verhütung ist die Vermeidung übermäßigen Kontakts zu anderen Hunden, obwohl das nicht der sozialen Prägung von Hunden förderlich ist.

Für eine Impfung gibt es Impfstoffe von allen größeren Herstellern, auch als Mehrfachimpfung gegen weitere Hundekrankheiten. Der Impfschutz währt allerdings weniger als ein Jahr und schützt nur gegen L. canicola und L. icterohaemorrhagiae, nicht aber gegen die mittlerweile viel häufiger vorkommenden anderen Serovare. Die Leptospiroseimpfung ist zwar in der aktuellen Diskussion zur Verlängerung der Impfintervalle ausdrücklich ausgenommen und wird nach den derzeitigen Impfempfehlungen nach wie vor jährlich empfohlen, eine Erweiterung des verimpften Erregerspektrums und eine Reduktion des Impfintervalls auf 6 Monate scheint aber erforderlich.[1]

Literatur

Katrin Hartmann: Bakterielle Infektionen. In: Peter F. Suter und Hans G. Niemand (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik. Paul-Parey-Verlag, 10. Auflage 2006, S. 291-316. ISBN 3-8304-4141-X

Einzelnachweise
  1. 1,0 1,1 T. Gerlach und I. Stephan: Epidemiologische Situation der kaninen Leptospirose in Norddeutschland in den Jahren 2003-2006. Tierärztl. Prax. 35 (2007), S. 421-429
  2. B. Kohn et al.: Lungenmanifestation bei kaniner Leptospirose. In: Kleintierpraxis 55 (2010), S. 650–651.