Nachtkerzen
- Seiten mit Skriptfehlern
- Wikipedia:Belege fehlen
- Nachtkerzengewächse
Nachtkerzen | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Oenothera | ||||||||||||
L. |
Die Nachtkerzen (Oenothera) sind eine Pflanzengattung der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Sie enthält etwa 120 bis 200 Arten. Ursprünglich waren Nachtkerzen-Arten in Nordamerika verbreitet. Bereits im 17. Jahrhundert wurden sie als Zierpflanzen nach Europa eingeführt. Sie verwilderten und sind als Neophyten ständiger Bestandteil der mitteleuropäischen Flora[1].
Verbreitung
Sie stammen ursprünglich aus den gemäßigten Gebieten Nord-, Mittel- und Südamerikas. Das Zentrum der Artenvielfalt ist das südwestliche Nordamerika. Viele Arten sind inzwischen in vielen anderen Ländern eingebürgert.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Nachtkerzen-Arten sind ein-, zweijährige und ausdauernde krautige Pflanzen. Einige Arten bilden Rhizome als Überdauerungsorgane. Manche Arten bilden Pfahlwurzeln. Die einfachen Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette oder wechselständig und spiralig am Stängel verteilt. Der Blattrand ist glatt bis gelappt. Nebenblätter fehlen.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder in unterschiedlich aufgebauten Blütenständen zusammen. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind vierzählig mit einem doppelten Perianth. Die vier grünen bis gelblichen Kelchblätter besitzen oft eine rote oder purpurfarbene Zeichnung und sind röhrig verwachsen. Die vier freien Kronblätter sind weiß, gelb oder rosa- bis purpurfarben. Es sind zwei Kreise mit je vier Staubblättern vorhanden. Die vier Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, vierfächerigen Fruchtknoten verwachsen, der viele Samenanlagen enthält. Die Narbe ist vierlappig.
Es werden gestielte oder ungestielte Kapselfrüchte mit vielen Samen gebildet.
An Chromosomenzahlen wurden 2n = 14, 28, 42, 56 gefunden.
Ökologie
Die meisten Arten werden durch nachtaktive Insekten bestäubt und duften daher auch nur nachts. Der Nektar in den unterständigen Blütenröhren ist nur für langrüsselige Insekten erreichbar. Besonders häufig finden sich an den Blüten Vertreter der Schwärmer (Schmetterling) ein. So lässt sich an den Blüten beispielsweise das Taubenschwänzchen und der Mittlere Weinschwärmer beobachten, wie sie im Schwirrflug vor den Blüten stehen. Eine Schwärmerart trägt wegen ihrer Vorliebe für den Nektar dieser Pflanzengattung sogar die Bezeichnung Nachtkerzenschwärmer.
Die einzelnen Blüten sind sehr kurzlebig. Sie öffnen sich erst in der Abenddämmerung und sind meistens bis zum nächsten Mittag wieder verblüht. Der genaue Zeitpunkt, zu dem sich die Blüten öffnen, ist abhängig vom Sonnenstand, von der Tagestemperatur sowie von der Luftfeuchtigkeit.
Das Öffnen der Blüten erfolgt häufig innerhalb weniger Minuten in einer fließenden Bewegung. Die Schnelligkeit, mit der das Aufblühen erfolgt, ist bei keiner anderen in Mitteleuropa vorkommenden Pflanze zu beobachten.
Eine sich öffnende Blüte ist dabei in der Regel noch geruchlos. Erst nach ihrem vollständigen Öffnen wird ihr Duft intensiv süßlich, so dass er von Menschen mitunter als aufdringlich und fast stinkend empfunden wird.
Die Nachtkerzen produzieren Hunderte von Samen. Die Samenkammern öffnen sich sobald die Pflanze abgestorben ist. Bereits die Erschütterungen durch leichten Wind reichen aus, die Samen zu verteilen.
Die zweijährigen Nachtkerzen-Arten blühen erst im zweiten Jahr. Im ersten Jahr bildet sich ein flach auf dem Boden liegender Blattteller. Im zweiten Jahr entwickelt sich die Pflanze nach oben und entwickelt den Blütenstängel, der bis zu 2 Meter Wuchshöhe erreichen kann.
Nachtkerzen sind vielfach und oft dominierend in Ruderal-Gesellschaften entwickelt, die auf trockenen und sonnigen (warmen) Standorten stehen. Da ohne weitere Störung des Bodens diese zweijährigen Pflanzen bereits nach wenigen Jahren von ausdauernden Pflanzen verdrängt werden, sind die Vorkommen oftmals sporadisch.
Systematik
Der Gattungsname Oenothera wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 346 erstveröffentlicht. Synonyme für Oenothera L. sind: Anogra Spach, Baumannia Spach, Blennoderma Spach, Calylophis Spach orth. var., Calylophus Spach, Galpinsia Britton, Gaura L., Gaurella Small, Gauridium Spach, Gauropsis C.Presl, Gauropsis (Torr. & Frém.) Cockerell, Hartmannia Spach, Kneiffia Spach, Lavauxia Spach, Megapterium Spach, Meriolix Raf. ex Endl., Onagra Mill., Onosuris Raf., Onosurus G.Don orth. var., Pachylophus Spach, Peniophyllum Pennell, Raimannia Rose, Salpingia (Torr. & A.Gray) Raim., Schizocarya Spach, Stenosiphon Spach, Usoricum Lunell, Xylopleurum Spach; einige davon haben heute den Rang von Sektionen oder Untersektionen. Typusart ist Oenothera biennis L.. [2]
Als Besonderheit ist zu vermerken, dass durch Bastardierung in Mitteleuropa spontan oder in Kultur Hybriden entstanden, die in der ursprünglichen Heimat der Nachtkerzen nicht vorkommen. Die neu entstandenen Hybriden verhalten sich wie eigenständige Populationen und werden daher als Arten aufgefasst.[1][3]
Die Gattung Oenothera gehört zur Tribus Onagreae in der Unterfamilie Onagroideae in der Familie der Onagraceae. Die Gattung Oenothera wird in 18 Sektionen gegliedert. [2]:
- Sektion Anogra
- Sektion Calylophus:
- Untersektion Calylophus
- Untersektion Salpingia
- Sektion Contortae
- Sektion Eremia
- Sektion Gaura:
- Untersektion Campogaura
- Untersektion Gaura
- Untersektion Gauridium
- Untersektion Schizocarya
- Untersektion Stenosiphon
- Untersektion Stipogaura
- Untersektion Xenogaura
- Untersektion Xerogaura
- Sektion Gauropsis
- Sektion Hartmannia
- Sektion Kleinia
- Sektion Kneiffia
- Sektion Lavauxia:
- Untersektion Australis
- Untersektion Lavauxia
- Sektion Leucocoryne
- Sektion Megapterium
- Sektion Oenothera:
- Untersektion Candela
- Untersektion Emersonia
- Untersektion Munzia (Serie: Allochroa, Clelandia, Renneria)
- Untersektion Nutantigemma
- Untersektion Oenothera
- Untersektion Raimannia
- Sektion Pachylophus
- Sektion Paradoxus
- Sektion Peniophyllum
- Sektion Ravenia
- Sektion Xanthocoryne
Zu den 120 bis 200 Nachtkerzen-Arten zählen unter anderem:
- Oenothera acaulis Cav., Heimat: Chile
- Oenothera affinis Cambess.
- Oenothera ammophila Focke
- Shalebarren-Nachtkerze (Oenothera argillicola Mackenzie)
- Oenothera atrovirens Shull & Bartlett
- Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis L.), Heimat: Nordamerika, in Europa, Vorderasien und Neuseeland eingebürgert
- Oenothera chicagoensis Renner ex R.E.Cleland & Blakeslee
- Oenothera clelandii W. Dietr., P.H. Raven, W.L. Wagner
- Oenothera coronifera Renner
- Oenothera drummondii Hooker, Heimat: Texas, Mexiko
- Oenothera fruticosa L., Heimat: Nordamerika
- Rotkelchige Nachtkerze oder Rotgestreifte Nachtkerze (Oenothera glazioviana Micheli, Syn.: Oenothera erythrosepala Borbás, Oenothera lamarckiana Ser.), Heimat unbekannt, in Europa und Nordamerika eingebürgert
- Großblütige Nachtkerze (Oenothera grandiflora L'Hér.)
- Oenothera grandis (Britton) Smyth
- Oenothera heterophylla Spach
- Oenothera issleri Renner
- Schlitzblättrige Nachtkerze (Oenothera laciniata Hill, Syn.: Oenothera sinuata L.)
- Oenothera linifolia Nutt.
- Oenothera longiflora L.
- Missouri-Nachtkerze (Oenothera macrocarpa Nutt.), Heimat: USA
- Oenothera nutans G.F. Atk. & Bartlett
- Oakes' Nachtkerze (Oenothera oakesiana (A.Gray) J.W.Robbins ex S.Watson & Coulter), Heimat: Nordamerika, in Deutschland eingebürgert
- Kleinblütige Nachtkerze (Oenothera parviflora L.), Heimat: NOrdamerika, in Europa eingebürgert
- Oenothera perennis L., Heimat: Kanada und USA
- Oenothera pilosella Raf.
- Oenothera renneri H.Scholz
- Oenothera rhombipetala Nutt. ex Torr. & A. Gray
- Oenothera rosea L’Hér. ex Aiton, Heimat: Texas und Südamerika, in Südeuropa eingebürgert
- Oenothera rubricaulis Kleb.
- Oenothera rubricuspis Renner
- Oenothera silesiaca Renner
- Oenothera speciosa Nutt., Heimat: USA und Mexiko
- Oenothera stricta Ledebour ex Link, Heimat: Kalifornie, in Europa eingebürgert
- Oenothera strigosa (Rydb.) Mack. & Bush (Syn.: Oe. baurii Boedijn, Oe. depressa Greene, Oe. hungarica Borbás)
- Oenothera stucchii Soldano[4]
- Duftende Nachtkerze (Oenothera suaveolens Pers.)
- Oenothera syrticola Bartlett, Heimat: USA
- Oenothera tetraptera Cavanilles, Heimat: Mexiko
- Oenothera triloba Nutt., Heimat: Nordamerika
- Oenothera villosa Thunb., Heimat: Nordamerika, in Deutschland eingebürgert
- Täuschende Nachtkerze oder Trügerische Nachtkerze (Oenothera ×fallax O.Renner = Oe. biennis × Oe. glazioviana)
- Oehlkers' Nachtkerze (Oenothera ×oehlkersii Kappus ex Rostanski = Oe. biennis × Oe. glazioviana)
Quellen
- Jiarui Chen, Peter C. Hoch, Warren L. Wagner: Oenothera. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 423. , online. (Abschnitt Beschreibung und Systematik)
- Peter C. Hoch, Peter H. Raven: Oenothera. In: Peter C. Hoch (Hrsg.): Flora of Pakistan 139: Onagraceae. Islamabad 1981, online. (Abschnitt Beschreibung)
- Walter Erhardt u. a.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8001-5406-7
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Haloragaceae bis Apiaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3315-6, S. 36 ff.
- ↑ 2,0 2,1 Eintrag bei GRIN.
- ↑ Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 329 ff.
- ↑ Krzysztof Rostanski, Lenz Meierott: Zur Gattung Oenothera L. in Franken – mit besonderer Berücksichtigung von Oenothera stucchii Soldano (neu für Deutschland) - The Genus Oenothera in Franconia – with special reference to Oenothera stucchii Soldano (new for Germany). In: Forum Geobotanicum. Band 2, 2006, S. 19–23, doi:10.3264/FG.2006.0310.
Weblinks
- Peter v. Sengbusch: Darstellung von Meiosestadien einer komplexheterozygotischen Oenothera. 2003, Zugriff am 7. Dezember 2011.