Nationalparks in Deutschland


Karte Nationalparks in Deutschland

Nach den international anerkannten Kategorien der IUCN ist ein Nationalpark ein Schutzgebiet der Kategorie II, das hauptsächlich zur Sicherung großflächiger natürlicher und naturnaher Gebiete und großräumiger ökologischer Prozesse eingerichtet wird (Prozessschutz). Es soll die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme sichern, gleichzeitig aber auch Naturerfahrungs-, Forschungs-, Bildungs- und Erholungsangebote fördern.[1]

Dementsprechend gehört der Nationalpark auch in Deutschland zu den Möglichkeiten des gebietsbezogenen Naturschutzes, geregelt durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). In § 24 des BNatSchG wird festgelegt, dass Nationalparks (auch Nationalparke genannt) dem großräumigen Schutz von Gebieten von besonderer Eigenart dienen sollen. Diese Gebiete müssen in einem überwiegenden Teil die Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen und sich großteils in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder zumindest dafür geeignet sein.[1] Die derzeit 14 deutschen Nationalparks umfassen - ohne Nord- und Ostseeflächen - rd. 1944 km². Das sind 0,54 % der deutschen Landfläche. Mit den Meeresflächen sind es rd. 10.295 km².[2]

Grundsätzlich sind in Nationalparks alle Handlungen, Eingriffe und Vorhaben verboten, die dem Schutzzweck zuwiderlaufen. Für Ausnahmen von dieser Regelung gilt die Eingriffs-Ausgleichs-Regelung des Bundesnaturschutzgesetzes. Nationalparks sind bei der Bauleitplanung zu berücksichtigen und müssen in Bebauungsplänen dargestellt und beachtet werden. Man spricht hier von einer nachrichtlichen Übernahme. Es handelt sich um verbindliche Festlegungen, die nicht etwa aufgrund eines übergeordneten Allgemeinwohls in der Abwägung überwunden werden können.

Neben dem Nationalpark kennt das Bundesnaturschutzgesetz weitere Schutzmöglichkeiten, die mehr oder weniger rigide sind und unterschiedliche Zweckbestimmungen haben:

  • Besonderer Gebietsschutz: Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Biosphärenreservate, Naturparks,
  • Schutz einzelner Landschaftsteile: Naturdenkmale, geschützte Landschaftsbestandteile
  • Schutz von Arten und Biotopen: Biotopschutz
  • Europäische Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zur Bildung eines europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000.

Gegenwärtige Situation

Die Fläche aller 14 Nationalparks in Deutschland beträgt 1.029.496 ha. Ohne die marinen Gebiete von Nord- und Ostsee sind es aber nur 194.362 ha, was lediglich 0,54 % der terrestrischen Fläche Deutschlands entspricht.[3] Damit steht die Bundesrepublik im Vergleich zu den meisten Nachbarländern relativ schlecht da: In Frankreich sind immerhin etwa 0,66 % der Landesfläche als Nationalpark ausgewiesen und weitere Parks in konkreter Planung, in Polen ist es knapp 1 % der Landesfläche, in der Tschechischen Republik sind über 2,5 % und in Österreich sogar um die 3 % der Landesfläche als Nationalpark geschützt. Demgegenüber gab es Ende 2008 in Deutschland 8.413 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 1.271.582 Hektar; das entspricht 3,6 % der Fläche Deutschlands.[4]

Übersicht der deutschen Nationalparks

Name Land Gründung Größe [ha] Bemerkung Karte Ansicht
Nationalpark Bayerischer Wald BY BY 1970 24.250 vor 1997: 13.042 ha
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Bayerischer wald intakt.jpg
Nationalpark Berchtesgaden BY BY 1978 20.808
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Wimbachgries 310802.jpg
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer SH SH 1985 441.500
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Dithmarschen.jpg
Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer NI NI 1986 277.708
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Luftaufnahme Spiekeroog.jpg
Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer 1990 13.750
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Neuwerker Watt.jpg
Nationalpark Jasmund 1990 3.003
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Kleine Stubbenkammer (Ruegen, Germany) around 1900.jpg
Nationalpark Müritz 1990 31.878
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Priesterbäker See.jpg
Nationalpark Sächsische Schweiz 1990 9.292
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Bastei - Die Basteibrücke vom Ferdinandstein.jpg
Nationalpark Unteres Odertal 1995 10.635
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Unteres Odertal.jpg
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft 1990 80.500
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Hiddensee steilufer.jpg
Nationalpark Hainich 1997 7.600
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Hainich fg03.jpg
Nationalpark Eifel 2004 10.700
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Blick von Burg Vogelsang auf Tal.JPG
Nationalpark Kellerwald-Edersee 2004 5.724
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Kellerwald 007.jpg
Nationalpark Harz 2006 24.700 Vorgänger 1990/94
Nationalparks in Deutschland (Deutschland)
Blick zum Brocken.jpg
Summe: 962.048

Weitere Planungen

In der Bundesrepublik Deutschland wird in Baden-Württemberg von der Grün-Roten Landesregierung für einen „Nationalpark im Nordschwarzwald“ geworben.[5] Weitere Projekte scheitern in Deutschland weitestgehend an wirtschaftlichen Interessen bzw. am Widerstand von Teilen der örtlichen Bevölkerung. Von den großen Flächenländern verfügen sowohl Baden-Württemberg als auch Rheinland-Pfalz über keinen Nationalpark.

  • Das Siebengebirge im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn sollte nach Plänen der NRW-Landesregierung auf einer Fläche von 4.500 Hektar als Nationalpark ausgewiesen werden. Das Projekt scheiterte am Widerstand der Bevölkerung von Bad Honnef (Bürgerentscheid).
  • In Nordrhein-Westfalen gab es Planungen für einen Nationalpark Senne-Egge. Allerdings wird ein Großteil des dafür vorgesehenen Schutzgebietes nach wie vor als Truppenübungsplatz genutzt. Die im Jahr 2012 gewählte Regierung aus SPD und Grünen sowie mehrere Naturschutzverbände möchten einen Nationalpark einrichten. Dieser soll nach Beendigung der militärischen Nutzung das Gebiet der Senne umfassen. Weiter wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, die regionale Initiative des Kreises Lippe zur Ausweisung eines Nationalparks im Teutoburger Wald und im Eggegebirge zu unterstützen. Nach einer Gegenkampagne von Grundbesitzern, Verbänden und Teilen der Bevölkerung erklärten der lippische Landrat Friedel Heuwinkel und der vom lippischen Kreistag eingesetzte Schlichter Günter Kozlowski am 25. Oktober 2012, dass keine konsensfähige Nationalparkkulisse im Teutoburger Wald und Eggegebirge vorgeschlagen werden könne. Die Entscheidung von Heuwinkel und Kozlowski wird von vielen als das Ende der Nationalparkplanungen im Teutoburger Wald und Eggegebirge angesehen [6].
  • In Baden-Württemberg gibt es Planungen der neuen Landesregierung und Initiativen von Naturschutzverbänden, einen Nationalpark Nordschwarzwald einzurichten. Die geplante Ausdehnung des Nationalparks ist bisher noch unbekannt. Sollte eine Realisierung scheitern, ist mit dem Schönbuch ein zweites Gebiet für einen Nationalpark in der Diskussion. [7][8]
  • In Bayern gibt es eine Initiative, den Steigerwald, ein Mittelgebirge in Unter-, Mittel- und Oberfranken, zum Nationalpark zu erklären. Die Umsetzung des Vorhabens scheitert bisher an wirtschaftlichen Interessen.
  • Ebenfalls in Bayern soll nach Plänen von Naturschützern das Ammergebirge (Ammergauer Alpen) als Nationalpark dauerhaft erhalten werden. Die Projektfläche im bayerischem Staatsbesitz beträgt über 23.000 Hektar. Ein Erfolg der Bemühungen ist ungewiss; einige Anwohner befürchten Nutzungseinschränkungen und wirtschaftliche Einbußen auf angrenzenden nichtstaatlichen Waldflächen.
  • In Rheinland-Pfalz brachte das Umweltministerium im September 2011 verschiedene Regionen für einen Nationalpark ins Gespräch. Diese Regionen sind der Saargau-Hochwald, der Hochwald-Idarwald, der Soonwald im Hunsrück sowie der Pfälzerwald. Baumholder wurde ebenfalls erwähnt, jedoch noch am selben Tag wieder verworfen, da es bis auf weiteres durch die militärische Nutzung nicht als Nationalpark ausgewiesen werden kann. 2013 sollen die Pläne konkretisiert werden.[9]

Die bestehenden Nationalparks erfüllen nur teilweise das Kriterium der ungestörten und großflächigen Naturentwicklung – dafür sollen in den nächsten Jahrzehnten durch langfristig angelegte Steuerungsmaßnahmen erst die Voraussetzungen geschaffen werden.[10] Die Nationalparkverordnung des ehemaligen Nationalparks Elbtalaue wurde vom Bundesverwaltungsgericht im September 1999 mit der Begründung für nichtig erklärt, dass das Gebiet in erster Linie als Kulturlandschaft zu betrachten sei und damit die Grundvoraussetzungen für einen Nationalpark nicht erfülle.

Siehe auch

  • die deutsche Briefmarkenserie Deutsche National- und Naturparke

Einzelnachweise

Weblinks