Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft


Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Steilufer auf der Insel Hiddensee
Steilufer auf der Insel Hiddensee
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (Deutschland)
Koordinaten: 54° 28′ 0″ N, 13° 0′ 0″ O
Lage: Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Besonderheit: Windwatten, dynamische Küstenveränderungen
Nächste Stadt: Stralsund, Ribnitz-Damgarten
Fläche: 78,600 ha
Gründung: 1. Oktober 1990
Adresse: Webseiten des Nationalparks
Nationalparkamt Vorpommern

Im Forst 5
D–18375 Born a. Darß
(038234) 5020

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Nationalparkausstellung in Wieck a. Darß
Nationalparkausstellung in Wieck a. Darß
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Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist mit einer Fläche von offiziell 786 km² der größte Nationalpark des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und der drittgrößte in Deutschland. Er liegt an der Ostsee- und Boddenküste Vorpommerns nordöstlich von Rostock und wurde im Zuge des Nationalparkprogramms der DDR zum 1. Oktober 1990 ausgewiesen. Der Nationalpark bietet eine abswechslungsreiche Lagunenlandschaft mit artenreicher Flora und Fauna.

Die Zusammensetzung des Nationalparks

Etwa die Hälfte der Fläche des Nationalparks ist offene Ostsee, mehr als ein weiteres Viertel umfasst Teile der Boddengewässer der Darß-Zingster Boddenkette und der Westrügener Bodden. Geschützt sind somit Flachwassergebiete (in der Ostsee orientiert sich die Nationalparkgrenze an der Zehn-Meter-Tiefenlinie) mit einer sehr reichhaltigen Flora und Fauna. Wesentlich zur Vielfalt tragen die unterschiedlichen Salzgehalte der Brackwasserlebensräume Ostsee und Bodden bei. So besucht der Ostsee-Hering regelmäßig die flachen Buchten, um hier zu laichen.

Die im Nationalpark enthaltenen Landflächen umfassen Teile des Darß und der Halbinsel Zingst sowie den Großteil der Insel Hiddensee. Außerdem ist ein schmaler, dem Bodden benachbarter Streifen der Insel Rügen im Nationalpark. Kiefern- und Buchenwälder bewachsen große Teile der Landfläche, wie etwa im Darßwald. In unbewaldeten Bereichen kommen Küstenüberflutungsmoore vor.

Ziel des Nationalparks

Ein wesentliches Ziel des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft ist der Erhalt der natürlichen Dynamik der Landschaft, die sich zum Beispiel in stetigen Küstenveränderungen äußert. Dem Bodenabtrag an Kliffs stehen große, immer noch weiter wachsende Anlandungsgebiete, etwa am Darßer Ort oder am Bessin (auf Hiddensee), gegenüber.

Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist eines der wichtigsten touristischen Ziele Mecklenburg-Vorpommerns. Berühmt ist er zum Beispiel als herbstlicher Kranichrastplatz.

Das Windwatt - Besonderheit der Boddenlandschaft

Anders als im Wattenmeer der Nordsee bestimmen nicht Ebbe und Flut das Geschehen in den Flachwasserzonen des Nationalparks. Jedoch kommt es zu windbedingten Wasserstandsschwankungen von (im Extremfall) mehreren Metern. Einige besonders flache Bereiche fallen bei niedrigem Wasserstand regelmäßig trocken. Diese Windwatten bieten ein großes Nahrungsangebot für die im Herbst vorbeiziehenden Zugvögel. Für die Kraniche, die auf ihrem Zug die vorpommersche Boddenlandschaft überqueren, sind die an die Windwatten grenzenden Flachwasserbereiche während der Zugzeit einer der wichtigsten Schlafplätze in Westeuropa.

Tierwelt

Regelmäßige Gäste des Nationalparks sind Kegelrobben, die sich im Gebiet allerdings nicht fortpflanzen. Auch Seehunde kann man beobachten. Nur gelegentlich kommen Schweinswale vor. Der Nationalpark ist auch Heimat des Fischotters. Auf den Landflächen kommen Rehe, Wildschweine und Rothirsche vor, vor allem im Gebiet des Zingst trifft man auch auf Damhirsche. Auf Hiddensee gibt es darüber hinaus einen kleinen Bestand an Mufflons. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kleinsäuger, wie die Zwergmaus. Auch verschiedene Fledermäuse, wie Rauhhautfledermaus, Zwergfledermaus und Abendsegler, können beobachtet werden. Die Boddengewässer stellen ein wichtiges Überwinterungsgebiet für Zugvögel dar und bilden darüber hinaus ein wichtiges Brutgebiet für viele Vögel. Insgesamt brüten 163 Vogelarten im Nationalpark, von denen 67 auf der Roten Liste Deutschlands stehen. Ein großer Besuchermagnet sind die großen Scharen von etwa 60.000 Graukranichen, die zwischen September und November im Gebiet Station machen. Die Bodden sind Heimat von 48 Fischarten. Häufig sind Blei, Plötze, Europäischer Aal, Dreistachliger sowie Neunstachliger Stichling, Flussbarsch, Zander und Hecht.

Probleme und Mängel des Nationalparks

Der Nationalpark ist besonders durch die Wasserverschmutzung beeinflusst. Hierzu trägt insbesondere der Nährstoffeintrag durch die intensive Landwirtschaft mit hohen Düngergaben im Nationalparkumfeld bei. Die weiträumige Entwässerung von Moorflächen führt ebenfalls zu starken Nährstoffeinträgen in den Bodden. Eine solche Entwässerung findet sogar noch im Nationalpark statt.

Die Unterwasservegetation hat sich durch die Nährstoffeinträge gravierend verändert; zahlreiche der ehemals in großer Artenzahl verbreiteten Armleuchteralgen sind ganz oder weitgehend verschwunden. Auch der Fischadler ist nicht mehr zu beobachten. Die Sichttiefe der Bodden ist so gering geworden, dass der als Stoßtaucher jagende Adler nicht mehr ausreichend Nahrung findet.

Die intensive touristische Nutzung auf Teilen der Wasser- und Landflächen des Nationalparks sowie eine stark ausgeprägte jagdliche Nutzung sind ebenfalls problematisch.

Wiederholt wurde die Bewirtschaftung der Wälder bemängelt. Sie entspricht in vielen Bereichen nicht den Kriterien, die an einen Nationalpark gestellt werden.[1] Ein zu hoher Wildtierbesatz mit Trophäenjagd und ohne wildbiologische Begründung sowie Laubholzeinschlag und Aufforstungen mit zudem standortsfremden Gehölzen wurden bemängelt.[2] Das FSC-Siegel wurde folglich aberkannt.

Bilder

Literatur

Filmographie

  • Im Nationalpark Vorpommersche Bodenlandschaft. Dokumentarfilm, 45 Min., Deutschland, 1997, von Ina Knobloch und Manfred Praxl, Produktion: Komplett-Media-GmbH, Grünwald (ISBN 3-89672-489-4), Kurzbeschreibung des MDR

Weblinks

Commons: Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. F+E-Vorhaben "Entwicklung von Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke": Qualitätssset - Handlungsfelder. Kriterien und Standards. (PDF)
  2. Bonsai-Buchen im Nationalpark. Artikel im Schwarzbuch Wald (S.20ff, PDF - 3,9 MB) des BUND. Erschienen im Juli 2009